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nachDRUCK # 6

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Rezension

Antoine Jaccoud: ICH BIN DER MANN VON LOLO

Bestattungshaus Kuckelkorn Köln, 21.05.2010




Andreas Borlat, der Mann von Lolo, begrüßt die Trauergemeinde im Kölner Bestattungshaus Kuckelkorn. Lolo, das war Borlats Ehefrau und zugleich die Frau mit den zweigrößten Brüsten der Welt. Und diese beiden Brüste haben es Borlat angetan, sie haben ihn magisch angezogen. Borlat kannte Lolo vor ihrer Heirat aus den „einschlägigen Zeitschriften“, die er in Alufolie gewickelt in den Müll geworfen hat, damit sie den Nachbarsjungen nicht in die Hände fallen. Er vermeint, eine Traurigkeit und Einsamkeit auf ihren Bildern zu erkennen, und beginnt ihr zu schreiben. Mit ungeheurer Zielstrebigkeit macht sich Borlat daran, den Kontakt zum fernen Busenstar herzustellen, diese beiden Brüste zu seinem Eigentum zu machen, sie nicht mehr loszulassen, unter ihnen zu ersticken. Und am Ende ist doch er es, der übriggeblieben ist, und sich an seine Ehefrau erinnert.

Der Schauspieler Stefan H. Kraft (s. Foto oben) trägt diesen Abend. Zunächst beginnt er verhalten, auf Hochdeutsch, angemessen dezent gekleidet und das verbliebene Haar von rechts nach links quer über den kahlen Schädel gekämmt – um kurz darauf in kindlicher Begeisterung darüber, dass er die zweitgrößten Brüste der Welt sein eigen nennen durfte, in seinen heimatlichen schwäbischen Dialekt zu verfallen, was ihn emotionaler, naiver und unbedarfter erscheinen lässt. Und wie ein wahrgewordener Traum stellt sich für ihn die Heirat mit Lolo dar: Er wird zum Ehemann seiner früheren Wichsvorlage. Nur dass das eheliche Glück nicht vollkommen ist, trübt die nostalgische Erinnerung an glückliche Tage. Selbst bei der Trauerfeier übermannt Borlat im Gedanken daran die Wut, die er an zwei Melonen auslässt – nur um deren Reste kurz darauf freundlich als Vesper unters Publikum zu verteilen.

Regisseur Erlen und sein Protagonist Kraft konzentrieren sich auf die komischen Momente des Stücks. Es steht weniger ein tiefsinniges Nachdenken über das Leben des erfolgreichen Busenstars, der immer neue Operationen auf sich nimmt, um im Gespräch zu bleiben, und in einer kalten Wohnung ohne Freunde lebt, im Mittelpunkt als kurzweilige Unterhaltung. Deutlich bleibt allerdings der Nachgeschmack, dass auch Andreas Borlat – trotz aller gegenteiligen Beteuerungen – eher an den Brüsten Lolos denn am Menschen Lolo interessiert war.

Morgen gibt es die Trauerrede zum letzten Mal in diesem Jahr zu sehen. Es lohnt sich.

Karoline Bendig - red. 22. Mai 2010
ID 00000004635
Antoine Jaccoud: Ich bin der Mann von Lolo
Ein finales Fest von Futur 3 im Bestattungshaus Christoph Kuckelkorn
Deutsche Erstaufführung

Mit: Stefan H. Kraft (Andreas Borlat)

Inszenierung: André Erlen
Dramaturgie: Sarah Richter
Assistenz: Judith Ouwens
Ausstattung: Petra Maria Wirth
Sounds: Michel Bölter
Pressearbeit: Nina Speyer

Ein Projekt von Futur 3 in Zusammenarbeit mit dem Theater im Bauturm und Freihandelszone ensemblenetzwerk köln zu Gast im Bestattungshaus Christoph Kuckelkorn.


Siehe auch:
http://www.futur-drei.de





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