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5. Oktober 2011, Theater im Bauturm (Köln)

FAUST I



FAUST I am Kölner Theater im Bauturm - Foto (C) Anja Reiermann


Kühler Egotripp

Es ist schnell erzählt, was der Zuschauer an diesem Abend im Kölner Theater im Bauturm auf der Bühne sieht: einen schwarzen, beinahe leeren Raum, auf der rechten Bühnenhälfte zwei große Lautsprecher, einer liegend, der andere senkrecht. In der Bühnenmitte hängt ein gefüllter Kelch von der Decke herab, aus dem Faust später nicht trinken wird. Im Hintergrund vor der Rückwand vier Notenständer mit Text. Später wird sich rechts in der Rückwand noch eine Art überdimensionales Guckloch auftun – wie ein Passepartout-Ausschnitt, in dem einzelne Szenen spielen.

Wenn der Abend beginnt, steht Christoph Hemming als Faust bereits auf der Bühne und wird sie auch selten wieder verlassen in den nächsten anderthalb Stunden. Hemming spielt Faust dabei wenig variantenreich. Oftmals steht er mit neutralem Gesichtsausdruck an der Rampe und spricht seinen Text, in zügigem Tempo. Andreas Spaniol als Mephisto agiert wesentlich geschmeidiger, wendiger. Überraschend offen, ehrlich und direkt spielt Tina Amon Amonsen Gretchen, eine Rolle, die in ihrer moralischen Integrität oftmals etwas langweilig wirkt. Es macht Spaß, ihr zuzusehen. Diese Figur hat tatsächlich ein Problem und die Schauspielerin nimmt es ernst, ohne viel Schnickschnack und ohne die oft übliche ironische Distanzierung.

Distanz entsteht in Fürsts Inszenierung aber durch den Technikeinsatz. Goethes Text läuft gelegentlich hochkant als Laufschrift über die Bühne, über die Gefängnisszene ist ein Lichtraster gelegt, das an Gitter erinnert und aus dem Mephisto und Faust am Ende heraustreten. Das ist sehr aufwendig gemacht und sieht toll aus. Dieser formale Ansatz findet sich auch im Spiel der Schauspieler wieder: Es ist größtenteils statisch, es gibt kaum Berührungen, wenig körperliche Aktion. Eine Ausnahme ist da schon das Tänzchen, das Mephisto (Andreas Spaniol) mit Marthe Schwertlein (Azizé Flittner) wagt.

Das Ganze mutet wie eine Versuchsanordnung an, die nicht aufgeht. Offensichtlich wurde einer Form, die nicht deutlich genug zum Ausdruck kommt, der Vorzug vor einem psychologischen Spiel gegeben. Das verwundert angesichts von Jörg Fürsts bisherigen Regiearbeiten nicht, lässt in diesem Fall aber vor allem den Faust-Darsteller Christof Hemming im Regen stehen. Und so fehlt die Leidenschaft, lässt dieser Faust seltsam kalt.




FAUST I am Kölner Theater im Bauturm - Foto (C) Anja Reiermann


Karoline Bendig - red. 15. Oktober 2011 (2)
ID 5433
FAUST I (Theater im Bauturm, 05.10.2011I)
Regie/Spielfassung: Jörg Fürst
Bühne: Jana Denhoven
Video/Musik: Valerij Lisac
Licht: Andreas Kröhner
Kostüme: Monika Odenthal
Maske: Anke Scheiter
Dramaturgie: Sarah Youssef
Produktion: Garlef Keßler
Produktionsassistenz: Lucas Vavilov
Videodokumentation: Basa Vujin-Stein
Technische Leitung: Thomas Moerl
Besetzung:
Faust ... Christof Hemming
Mephisto ... Andreas Spaniol
Gretchen ... Tina Amon Amonsen
Marthe ... Azizé Flittner
Wagner/Valentin ... Maximilian Löwenstein
Premiere war am 17. September 2011
Weitere Termine: 19. bis 22.10., 2. bis 5.11., 13. bis 15.12.2011


Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-im-bauturm.de





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