Duisburger Theatertreffen 2014
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13. März 2014 - Gastspiel Schauspiel Frankfurt
DER TALENTIERTE MR. RIPLEY
von Patricia Highsmith
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Wechselspiel der Identitäten
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Es ist ein schmaler Grat, auf dem Tom Ripley wandert – und mit ihm alle anderen Figuren des Abends. Eine Art Rahmen markiert das Zentrum der Aufführung des Schauspiels Frankfurt, die jetzt im Rahmen des Duisburger Theatertreffens zum Thema „Geld oder Leben“ zu sehen war. Auf diesem Rahmen balancieren die Schauspieler oder springen aus ihm heraus, wenn die Szene beendet ist.
Sehr komprimiert in 105 Minuten erzählt Bastian Kraft in seiner Inszenierung, die auf seiner eigenen Spielfassung des Romans von Patricia Highsmith basiert, Tom Ripleys Geschichte: Ein entfernter Freund von Dickie Greenleaf lässt sich von dessen Vater dafür bezahlen, den Sohn aus dem italienischen Dolce Vita wieder in den heimatlichen Hafen zurückzuführen. Doch Ripley genießt das sorglose Leben an Dickies Seite zu sehr, um es selbsttätig zu beenden. Nach und nach erleidet die enge Freundschaft zwischen den beiden Brüche, beginnt Dickie, sich von Tom abzuwenden. Bei einer Bootstour bringt Tom Dickie schließlich um und schlüpft in dessen Identität. Da er dabei stets in der Gefahr lebt aufzufliegen, sind weitere Kollateralschäden unvermeidbar.
Eine kleine, lächerliche und zugleich adrette Figur ist dieser Tom bei Christoph Pütthoff, der dennoch knallhart zugreift, als sich die Gelegenheit ergibt, auf der sozialen Leiter nach oben zu steigen. Kaltblütig resümiert er vor der Kamera, wie folgerichtig Dickies Tod ist. Diese Kamera wird geführt von einem Ripley-Double (Marcus Hosch), das die ganze Zeit hinten auf der Bühne sitzt, und kommt immer dann zum Einsatz, wenn es um Ripleys Innenleben geht. Optisch ein gutes Mittel, das zum Glück nicht überstrapaziert wird.
Pütthoff ist der Einzige, der nur eine Figur verkörpert. Alle anderen Schauspieler spielen mehr als eine Figur, Daniel Hoevels etwa den charmanten, leichtlebigen, gutaussehenden Dickie, der sich zu nichts verpflichten will, ebenso wie seinen Vater, der auf den Familienbetrieb pocht. Franziska Machens gibt eine besorgte, aber auch etwas blasse Marge Sherwood, die sich in Dickie verliebt hat, und darf den Abend als Sängerin mit roter Femme-fatale-Mähne eröffnen. Stefan Schießleder schließlich hat seinen größten Auftritt als Dickies leicht tuntig wirkender Freund Freddie Miles, darf nebenbei aber auch den Detektiv spielen, den Dickies Freund engagiert hat, um seinen Sohn zu finden.
Bastian Kellers Inszenierung wirkt – trotz wiederholten Musikeinsatzes beim Szenenwechsel – kühl und unbeteiligt. Der talentierte Mr. Ripley ist routiniert und technisch elegant erzählt, lebt aber vor allem von Christoph Pütthoffs intensivem Spiel als Tom Ripley.
Bewertung:
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Karoline Bendig - 15. März 2014 ID 7676
DER TALENTIERTE MR. RIPLEY (Theater Duisburg, 13.03.2014)
Regie: Bastian Kraft
Bühne und Kostüme: Ben Baur
Musik: Björn SC Deigner
Licht: Jan Walther
Dramaturgie: Martina Grohmann und Anika Steinhoff
Mit: Christoph Pütthoff (Tom Ripley), Franziska Machens (Marge Sherwood/Sängerin), Daniel Hoevels (Dickie Greenleaf/Herbert Greenleaf), Stefan Schießleder (Freddie Miles/Tenente Roverini/Alvin McCaron) und Markus Hosch (Double)
Premiere in den Kammerspielen Frankfurt war am 19. Januar 2013
Gastspiel des Schauspiels Frankfurt beim Duisburger Theatertreffen 2014
Weitere Infos siehe auch: http://www.schauspielfrankfurt.de
Post an Karoline Bendig
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