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Rezension

DER ANDERE WEG

Studiobühne Köln, c.t. 201




„Der andere Weg“ – dieser Titel der neuen Produktion von c.t. 201, einer freien Theatergruppe aus Köln, ist wörtlich zu nehmen, werden hier doch die üblichen Produktionsverfahren eines Theaterabends auf den Kopf gestellt. Vorgegeben waren eine 20-minütige Musikkomposition und das Licht, die den drei Nachwuchsregisseuren Wiebke Kuttner, Gerrit Booms und Samuel Horn als Grundlage für ihre Inszenierung dienten. Das macht Sinn, kommt der Musik in den Produktionen von c.t. 201 doch immer eine große Bedeutung zu. Zu diesen beiden Vorgaben kam noch eine dritte, inhaltliche: Da c.t.201 sich unter dem Titel „Aufbruch vor der Barbarei“ mit der Zeit von 1900 bis zur Nazizeit beschäftigt, galt dieser historische Rahmen auch für die Produktion „Der andere Weg“.

Bleibt bei so vielen Vorgaben überhaupt noch Luft für szenische Phantasie, Kreativität? Teils, teils – höchst unterschiedlich und teilweise sehr anregend war das, was die drei Regisseure an diesem Abend zeigten. Vor allem ist beachtlich, auf welch hohem handwerklichen Niveau die jeweils 20-minütigen Inszenierungen sich präsentieren, bedenkt man, dass es sich um Arbeiten von Regieanfängern handelt.

Den Anfang machte Wiebke Kuttner mit einer szenischen Fassung von Döblins Erzählung „Die Ermordung einer Butterblume“. Sie hat schöne Bilder in einer Stummfilmästhetik gefunden und es ist ihr gelungen, auch dank ihrer beiden überzeugenden Darsteller Manuel Moser und Dorothea Förtsch, klare Situationen und Figuren auf die Bühne zu bringen. Hinreißend zu beobachten, mit welcher Hingabe Moser imaginäre Fliegen wegklatscht. Oder die Bedrohlichkeit, die sich entwickelt, wenn er eine Schaufensterpuppe demontiert.

Weniger auf der inhaltlichen als auf der ästhetischen Ebene setzte sich das von Gerrit Booms inszenierte Mittelstück (betitelt mit „Der goldene Schnitt“) mit der Vorgabe 1900 bis Beginn der Nazizeit auseinander. Er ließ drei Gestalten – zwei Frauen, ein Mann – in einer formalen Konstellation aufeinandertreffen: im Tanz und in Räumen, die durch Kreidekreise markiert wurden. Die Kostümierung erinnerte an Figuren Oskar Schlemmers. Es ging natürlich um das eine: die Liebe in all ihren Facetten. Booms‘ Beitrag ist deutlich hermetischer, intellektueller als der seiner beiden Kollegen, aber auch reifer in seiner eigenen Sprache.

Samuel Horn dagegen kehrte in seinem 20-minütigen Beitrag „Der Aufbau des Zerbrechlichen“ zum erzählerisch-situativen Ansatz zurück. Ein Paar zieht in eine neue Wohnung ein, macht sich mit der Umgebung vertraut. Aber hinter der Fassade der scheinbaren Normalität hebt der Nationalsozialismus sein hässliches Haupt. Horns Beitrag trägt am deutlichsten einen zeitgeschichtlichen Bezug und er ist zugleich der einzige, der sich mit den Vorgaben des Abends in Bezug auf Musik und Licht auseinandersetzt: Evi Amon und Jörn Behr stellen als frisch verheiratetes Paar die Möbel einfach ins Licht und kommentieren nassforsch die Musik als Klänge, die von außen in die Wohnung dringen. Es ist eine gute Entscheidung, diesen unterhaltsamen, erzählenden Teil des Abends im Anschluss an den eher sperrig-abstrakten Mittelteil zu platzieren.

Das Konzept von „Der andere Weg“ ist ungewöhnlich und mutig, die Umsetzung auf der Bühne ist dies nur bedingt, der Umgang mit den Vorgaben zu brav. Die Schwierigkeit liegt vielleicht auch in der Komposition von Barbara Gescher, durchkomponierte 20 Minuten Musik, die teilweise sehr überladen sind und sehr viel vorgeben in Sachen Tempo, Struktur, Stimmung etc. Und vielleicht will der Abend dann auch zu viel: neues Konzept, drei Regisseure, verschiedene Sichtweisen, thematische Engsetzung. Da geht der Kreativität doch ein wenig die Luft aus.


Karoline Bendig - red. 22. Mai 2010
ID 00000004636


Siehe auch:
http://www.studiobuehne-koeln.de





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