Deutsche Oper Berlin
       Cassandra / Elektra
Griechisches Drama im Doppelpack an der Deutschen Oper Berlin
 
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| Den Handlungsfaden nicht erst dort aufzunehmen, wo Strauss seine Elektra sich von Rachedurst verzehren lässt, auf die Ankunft Orests wartend den feigen Mord am Vater zu sühnen, sondern mit der Tragödie da zu beginnen, wo Agamemnon aus Troja zurückkehrt, unwissend seinem Schicksal entgegentretend, Cassandra die Seherin im Gefolge welche um das blutige Schauspiel zwar weiß, aber es dennoch nicht zu hindern vermag. Die Idee scheint ebenso überraschend wie schlüssig zu sein, neugierig geworden ist man in jedem Falle, zumal es sich bei Cassandra um eine vergessene Oper des Italieners Gnecchi handelt, welche beinahe zeitgleich mit der Elektra entstanden ist.
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| Bald jedoch stellt sich Ernüchterung ein: die Cassandra von Gnecchi – von Zeitgenossen oft als Dilettant geschmäht – wirkt einfach zu schwach um im Doppelpack mit der Elektra bestehen zu können. Überzeugend zwar, den Chor zu Beginn stimmgewaltig aus den Logen singen zu lassen. Aber selbst der Regieeinfall von Kirsten Harms Aegisth  als schamlosen Ehrgeizling darzustellen der Klytemnästra für seine Zwecke nur benutzen will, kann das Befremden nicht verscheuchen, welches ein italienisches Liebesduett in einer griechischen Tragödie weckt. Eher entfernt sich so die Handlung noch mehr weg von der übermächtigen Tragödie und bekommt vielmehr die Züge einer Intrigenaffäre. Auch ist die Handlung arg zusammengestrichen, so dass sich ein dramatischer Spannungsbogen gar nicht erst einstellen will. Vor allem die Rolle der Cassandra – eindrucksvoll Gesungen von Malgorzata Walewska – wird auf eine bessere Nebenrolle reduziert. Nur wenig bleibt übrig von der Verzweiflung der Seherin über den Fluch, stets unerhört bleiben zu müssen. Das mag der Dramaturgie des Abends geschuldet sein, die Handlung wird zügig vorangetrieben, die Person Elektras tritt mehr in den Vordergrund, alles strebt auf den zweiten Teil des Abends zu. Wenn aber zum ersten mal der Vorhang fällt meint man eher der Inhaltsangabe einer Oper als deren Aufführung beigewohnt zu haben.
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 Dann aber mit Wucht die Elektra, und es füllt sich Dramaturgie, Regie und Bühnenbild (Bernd Damovsky) mit Leben, macht nun Sinn. Die Protagonistin, verschmäht in einem Hinterhof vegetierend, im Unrat watend, die Wahnsinnige auf den Kehricht verbannt. Klytemnästra, sich in grelle Farben kleidend, mit Aberglauben spendenden Ketten behangen um doch nur vor der Realität zu flüchten, von oben auf die Tochter hinabblickend, jedoch gleichzeitig sich fürchtend vor ihr. Als die Tochter der Mutter später das Mordbeil entwindet, weiß diese nur hämisch zu lachen über die Unfähigkeit der anderen zum Sühnemord. Vor allem die Musik, kraftvoll und präzise musiziert vom Orchester der Deutschen Oper Berlin unter der Leitung von Leopold Hager, dazu ein hochkarätig besetztes Gesangsensemble - Jane Henschel als Klytemnestra, Jeanne-Michèle Charbonnet als Elektra und Manuela Uhl als Chrysothemis – zu recht wurde beides begeistert vom Berliner Publikum gefeiert. Selbst der schwächelnde Einstand des Abends schien verziehen, ja man nahm es gerne als Lektion in griechischer Mythologie hin. Auch wenn zusammengeführt wurde was nicht unbedingt zusammen gehört, schließlich gelingt doch was die Deutsche Oper sich zum Stichwort der aktuellen Spielzeit gegeben hat: „große Oper“.
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Hans Weger – red / 9. November 2007 ID 3523
 
CASSANDRA
 Oper in einem Akt von Vittorio Gnecchi
 Libretto von Luigi Illica und Vittorio Gnecchi
 Uraufführung am 5. Dezember 1905 in Bologna
 Premiere an der Deutschen Oper Berlin am 3. November 2007 
 
 In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
 
 ELEKTRA
 Tragödie in einem Aufzug von Richard Strauss
 Dichtung von Hugo von Hofmannsthal
 Uraufführung am 25. Januar 1909 in Dresden
 Premiere an der Deutschen Oper Berlin am 3. November 2007 
 
 In deutscher Sprache mit Übertiteln
 
 
 
 Mit Unterstützung des Förderkreises der Deutschen Oper Berlin e. V.
 
 Alle Termine in der Spielzeit 2007|2008 :
 03., 16. November 2007
 01. Dezember 2007
 19. Januar 2008
 
 
 
 Weitere Infos siehe auch: http://www.deutscheoperberlin.de/
	  
     
	 
	   
             
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