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               | | Candle in 
 the Wind
 |   Funny Money am Theater Heilbronn | Foto (C) Jochen Quast
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 | Bewertung:   
 
 
 Nichts ist so schwer wie das Leichte. Jedenfalls wenn es einen zum Lachen bringen soll auf einem Niveau, das neunzig Prozent der deutschen Fernsehunterhaltung übersteigt. Die Engländer können das. Bei ihnen gibt es eine ganze Reihe von Komödienautoren, deren Stücke nicht nur lustig sind, sondern auch etwas zu sagen haben.
 
 Einer von ihnen ist der mittlerweile 91jährige Ray Cooney. Seine Stücke werden auch in Deutschland aufgeführt, bemerkenswerterweise häufig in Mundarten aller Regionen. Vielleicht liegt das daran, dass diese Stücke noch am ehesten mit dem sogenannten „Volkstheater“ verwandt sind, wenngleich, wie gesagt, auf einem höheren Niveau. Am Theater Heilbronn hat Susanne Lietzow jetzt Funny Money aus dem Jahr 1995, unter dem englischen Originaltitel, aber hochdeutsch, inszeniert. Schon der Titel deutet an, dass es um etwas geht, was in unserer Gesellschaft oberste Priorität hat: das Geld. Seine Bedeutung erhellen, ex negativo, Volksweisheiten wie „Geld allein macht nicht glücklich“. Danny Kaye ergänzte mit einem Sinn für Realismus: "Geld allein macht nicht glücklich. Es gehören auch noch Aktien, Beteiligungen, Gold und Grundstücke dazu." Und Marcel Reich-Ranicki, als Komiker nicht ganz so erfolgreich wie Danny Kaye, soll einmal gesagt haben: "Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn."
 
 Näher als dem (deutschen) Volkstheater sind Cooneys Stücke und auch Funny Money dem Genre der Farce. Zu ihr gehört die Verstellung, die Lüge, die Überraschung. Henry Perkins hat einen Aktenkoffer mit 735.000 Pfund gefunden. Schnurstracks eilt er nach Hause und will noch am selben Abend mit seiner Frau Jean das Land verlassen, ehe der Eigentümer des Koffers die versehentliche Vertauschung bemerkt. Doch dann kommen fast zwei Stunden lang diverse Personen und Ereignisse dazwischen, die die Abreise verhindern. Die Figuren verwickeln sich in die gattungsgemäßen Lügen, aber, anders als bei den Franzosen, nicht wegen Fremdgehens.
 
 Das fließt so dahin. Was dem Stück, anders als der fünf Jahre zuvor entstandenen Erfolgskomödie Außer Kontrolle, fehlt, ist die Steigerung, das Crescendo, ehe am Ende das Bühnenbild mit seiner üppigen Pflanzenausstattung zusammenbricht. Wenn es dennoch erheitert, liegt das an dem fabelhaften Ensemble, an Nils Brück als der unehrliche Finder Henry Perkins, an Judith Lilly Raab als dessen verhuschte Ehefrau, an Regina Speiseder als die jugendlich freche Betty im T-Shirt mit dem Bekenntns zum Jazz, an Gabriel Kemmether als ihr Mann Vic, an Arlen Konietz als der wie ein Running Gag vergeblich auf die Fahrt mit seiner Kundschaft wartende Taxifahrer Bill, an Sven-Marcel Voss als der geheimnisvolle Slater und an Stefan Eichberg als der typengerecht besetzte korrupte Polizist Davenport. Sie singen Lieder von Elton John, ganz prächtig, aber, wie so oft, ohne erkennbaren Zusammenhang mit dem Stück. Oder hatte Lady Di einen Koffer voller Geld bei sich?
 
 
 
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 |   Funny Money am Theater Heilbronn | Foto (C) Jochen Quast
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 Thomas Rothschild - 21. Juni 2023
 ID 14261
 FUNNY MONEY (Theater Heilbronn, 20.06.2023)
 Komödie von Ray Cooney
 Regie: Susanne Lietzow
 Bühne: Aurel Lenfert
 Kostüme: Susanne Lietzow und Aurel Lenfert
 Musik: Roumen Dimitrov
 Dramaturgie: Katrin Aissen
 Besetzung:
 Jean Perkins ... Judith Lilly Raab
 Henry Perkins ... Nils Brück
 Bill ... Arlen Konietz
 Davenport ... Stefan Eichberg
 Slater ... Sven-Marcel Voss
 Betty Johnson ... Regina Speiseder
 Vic Johnson ... Gabriel Kemmether
 Mr. Big ... Jörg R. Wingerter und Ricardo Bopp
 Premiere war am 17. Juni 2023.
 Weitere Termine: 22., 27.06./ 01., 12., 16., 19., 21.07.2023
 
 Weitere Infos siehe auch: https://www.theater-heilbronn.de/
 
 
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