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Repertoire

Konversation

mit Hüftschwung



Der ideale Mann von Oscar Wilde am Theater in der Josefstadt | Foto (C) Philine Hofmann

Bewertung:    



Es beginnt mal wieder in einer Disco, wo es weit und breit keine Disco gibt. Oscar Wildes Komödie Ein idealer Gatte, die in der Übersetzung von Elfriede Jelinek mit bestimmtem Artikel Der ideale Mann heißt, teilt uns mit, was wir bereits geahnt haben: dass die Society im viktorianischen England korrupt war und es in der Regie von Alexandra Liedtke im heutigen Österreich, ganz nah an der Wirklichkeit drüben im Parlament erst recht ist.

Das Stück wird am THEATER IN DER JOSEFSTADT mehr getanzt als gespielt. Das Ensemble ist angehalten, vor einer sich fast ständig drehenden Bühne Posen einzunehmen, die die feinen Leute, scheint's, einzunehmen geneigt sind, ehe die Arthritis sie, wie den alten Lord Caversham, zum Sitzen zwingt. Die Regie hat ganz offensichtlich kein Vertrauen zum „wit“, zum Esprit der Dialoge, auf dem Oscar Wildes Ruf beruht.

Die Damen, allen voran Martina Stilp in der Rolle der Mrs Cheveley, verfügen nur über ein begrenztes Repertoire an Gesten, die sie inflationär, auch an unpassender Stelle, einsetzen. Aber vielleicht geht das ja auf das Konto der Regisseurin. Wer weiß.

Überhaupt: kann man nicht wenigstens für eine Spielzeit eines der dümmsten Klischees, die Vier-Finger-Handbewegung für Anführungszeichen, die einen uneigentlichen Ausdruck oder auch Ironie signalisieren, verbieten?

Silvia Meisterle singt, peinlich outrierend, It's a Man's World, nicht annähernd so eindrucksvoll wie James Brown, aber mit Szenenapplaus überschüttet, weil das Josefstadt-Publikum wahrscheinlich überrascht war von der Weitsicht der Lady Chiltern zum Ende des 19. Jahrhunderts. Später wird die Melodie von Tanita Tikarams Twist in My Sobriety zitiert. Alexandra Liedtke kennt sich aus.

Zum Glück gibt es auch einen Michael Dangl. Er erinnert als Sir Robert Chiltern daran, was ein Konversationsstück von Oscar Wilde vor der Pop-Invasion ausgemacht hat. Ein idealer Mann für diese Rolle. Eigentlich war das einmal eine Domäne des Theaters in der Josefstadt. Angestaubt? Mag sein. Man muss ja nicht unbedingt Oscar Wilde auf den Spielplan setzen. Aber wenn man sich dafür entscheidet – bitte ohne James Brown und Tanita Tikaram. Wie wär's mit Gilbert & Sullivan? Frau Liedtke, übernehmen Sie.



Der ideale Mann von Oscar Wilde am Theater in der Josefstadt | Foto (C) Philine Hofmann

Thomas Rothschild - 21. November 2022
ID 13923
DER IDEALE MANN (Theater in der Josefstadt, 20.11.2022)
Regie: Alexandra Liedtke
Bühnenbild: Philip Rubner
Kostüme: Johanna Lakner
Musik: Karsten Riedel
Körpercoach: Paul Blackman
Dramaturgie: Barbara Nowotny
Licht: Pepe Starman
Mit: Michael Dangl, Johannes Seilern, Matthias Franz Stein, Tobias Reinthaller, Paul Matić, Markus Kofler, Silvia Meisterle, Katharina Klar, Martina Stilp, Elfriede Schüsseleder und Michaela Klamminger
Premiere war am 18. Dezember 2021.
Weitere Termine: 22.11./ 23., 26., 27.12.2022// 03.-05., 16., 17., 31.01./ 01., 02.02.2023


Weitere Infos siehe auch: https://www.josefstadt.org/


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