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Der gute Mensch von Sezuan am Schauspiel Stuttgart | Foto (C) David Baltzer

Bewertung:    



Robert Neumann hat einst Bertolt Brechts Verurteilung des Lukullus parodiert. Die Regisseurin Tina Lanik hat sich offenbar vorgenommen, zu demonstrieren, was herausgekommen wäre, wenn Roger Vitrac oder Eugène Ionesco das Stück Der gute Mensch von Sezuan geschrieben hätten: eine schräge Groteske. Sie haben es aber nicht geschrieben. Bei aller Liebe zum Clownstheater und beispielsweise zu Karl Valentin hat Brecht in seinem didaktischen Parabelstück anderes im Sinn gehabt als Zappelei und Skurrilität. Man kann die groteske Verzerrung durchaus als eine Spielart der Verfremdung begreifen, aber wie Tina Lanik sie einsetzt, dient sie nicht dazu, „dem Vorgang oder dem Charakter das Selbstverständliche, Bekannte, Einleuchtende zu nehmen und über ihn Staunen und Neugierde zu erzeugen“. Laniks Regie verhält sich zur Vorlage wie die „musikalische Bearbeitung“ von Cornelius Borgolte zu der wunderbaren Komposition des bis heute unterschätzten Paul Dessau. Sie zerstört mehr, als sie produziert. Sie bringt keinen Gewinn, jedenfalls nicht für das Verständnis und die Interpretation des Stücks, sondern suhlt sich im Oberflächenreiz von grellen Farben, verquasten Gesten und Körperpositionen und einer Personenführung, die allenfalls Staunen darüber erzeugt, dass man die Schauspieler:innen derart unterfordern kann.

Die Kritikerin der vereinten Stuttgarter Nachrichtenzeitung versichert: „Das Publikum geht gedankenreich nach Hause.“ Woher sie so genau weiß, wie das Publikum nach Hause geht, ob es anstelle der Inszenierung gedankenreich, ob es gedankenvoll oder weder noch dem verdienten Schlaf zustrebt, bleibt ein Rätsel. Die Gedanken jedenfalls, die Bertolt Brecht in seinem Text und in seiner Konstruktion untergebracht hat, dürfte es in dieser Inszenierung kaum gefunden haben. Die hat der Wasserverkäufer Wang bei seinen hektischen Läufen und Sprüngen wohl verschüttet. In seinem Lied von der belebenden Wirkung des Geldes hat Brecht die Essenz zu einem Zweizeiler verdichtet: „Aber wenn der Gute etwas Geld hat/ Hat er, was er doch zum Gutsein braucht.“ Ob das die chinesischen Schriftzeichen verkünden, die das Bühnenbild schmücken? Was weiß unsereins, dem jedes Chinesisch spanisch vorkommt?




Der gute Mensch von Sezuan am Schauspiel Stuttgart | Foto (C) David Baltzer

Thomas Rothschild – 25. Oktober 2022
ID 13873
DER GUTE MENSCH VON SEZUAN (Schauspielhaus, 24.10.2022)
Inszenierung: Tina Lanik
Bühne und Kostüme: Stefan Hageneier
Licht: Felix Dreyer
Dramaturgie: Carolin Losch
Musikalische Leitung: Cornelius Borgolte
Mit: Paula Skorupa, Valentin Richter, Marietta Meguid, Noah Baraa Meskina, Reinhard Mahlberg, Evgenia Dodina, Peer Oscar Musinowski, Gabriele Hintermaier und Michael Stiller sowie den Musikerinnen und Musikern Jo Ambros, Eugen Aniskewitz, Tommy Baldu, Cornelius Borgolte, Lukas Brenner, Max Treutner, Clara Vetter, Martin Wiedmann und Lisa Wilhelm
Premiere am Schauspiel Stuttgart: 15. Oktober 2022
Weitere Termine: 28.10./ 01., 06., 28.11./ 16., 21.12.2022// 01., 15., 28.01.2023


Weitere Infos siehe auch: https://www.schauspiel-stuttgart.de


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