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Premierenkritik

Mehr als

komisch



Was ihr wollt am Schauspiel Stuttgart | Foto (C) Toni Suter

Bewertung:    



Burkhard C. Kosminski ist ein durchweg überzeugender und unterhaltsamer Theaterabend geglückt. Shakespeares Was ihr wollt – in der zu Recht häufig gewählten Übersetzung von Jürgen Gosch und Angela Schanelec – erweist sich als unverwüstlich in seiner zwingenden Konstruktion und mit seiner maßstabbildenden Komik. Man kann, wie bei allen Stücken Shakespeares, dem Text einen interpretatorischen Überbau auffrachten, kann einzelne Aspekte zu Lasten der Polyphonie überbetonen und sie heutigen Interessen unterordnen. Man kann aber auch einfach dem Theater geben, was des Theaters ist und wofür Shakespeare so viel mehr bereitgestellt hat als die meisten zeitgenössischen Dramatiker. Kosminski geht den zweiten Weg und entwirft dabei so etwas wie eine Enzyklopädie der Theatertricks, auf die zu verzichten an einen Magier ohne Zylinder, Kaninchen, Spielkarten und Seidentücher erinnert.

Kosminski hat mit dieser Inszenierung das Ensemble zur Hochform angetrieben. Noch ehe das angekündigte Stück beginnt, findet vor dem Vorhang ein Clownsspiel statt mit Maske, Kostüm und der Tücke des Objekts. Es ist Felix Strobel, der Narr aus Was ihr wollt und der eigentliche Star des Abends, der da seinen Jux betreibt. Paula Skorupa spielt die verkleidete, unglücklich in den Herzog verliebte Viola und deren Zwillingsbruder Sebastian, Katharina Hauter setzt alle Klischees der kapriziösen, standesbewussten schönen Frau ein, Matthias Leja schöpft die komischen Möglichkeiten Malvolios voll aus, Christiane Roßbach ist eine wunderbare, auf Klamauk aber verzichtende Maria, Klaus Rodewald verkörpert den gemeinhin als vertrottelt gespielten Andreas Bleichenwang ohne diese Zutat, und Anke Schubert ist der liebenswerteste Tunichtgut und Säufer der Dramengeschichte Sir Toby. Zwei redliche Kapitäne spielt Boris Burgstaller. Lediglich der von Peer Oscar Musinowski dargestellte Orsino fällt etwas blass aus. Das liegt aber nicht an der Regie, sondern an dem mangelnden Interesse Shakespeares an dieser funktionalen Figur.

Kosminski nützt die Effekte, die das Theater zur Verfügung stellt, auf allen Ebenen. Wenn sich Viola als Cesario und Sir Andrew mit verbundenen Augen ein Duell liefern, fühlt man sich an die Peking-Oper erinnert. Cesario übrigens und Sebastian sehen einander, obwohl von ein und derselben Schauspielerin verkörpert, in Frisur und Kostüm nicht ähnlich. Eine Verwechslung bleibt ganz und gar unglaubwürdig. Sie ist der Phantasie der Zuschauer überlassen.

Und Malvolio? Man hat ihm übel mitgespielt, zur (Schaden)Freude des von ihm getriezten Trios Maria, Toby und Andrew und des Publikums im Zuschauerraum. Am Ende behält der genau besehen Gefolterte aber doch, wenn auch fluchend, seine Würde. Shakespeares Komödien sind immer etwas mehr als komisch.

Was das Stück mit dem Jahresmotto „Erinnerung an die Zukunft“ (hallo, Däniken) zu tun hat? Nichts. Oder so viel wie jedes Theaterstück, das im Fluss der Zeit steht. Aber solcher Firlefanz gehört offenbar zum Geschäft. Nehmen wir es gelassen hin. Der Theaterabend kann sich gegen ein Motto behaupten.




Was ihr wollt am Schauspiel Stuttgart | Foto (C) Toni Suter

Thomas Rothschild - 16. Oktober 2023
ID 14435
WAS IHR WOLLT (Schauspiel Stuttgart, 16.10.2023)
Inszenierung: Burkhard C. Kosminski
Bühne: Florian Etti
Kostüme: Ute Lindenberg
Musik: Hans Platzgumer
Licht: Rüdiger Benz
Choreografie: Louis Stiens
Dramaturgie: Gwendolyne Melchinger
Mit: Peer Oscar Musinowski, Paula Skorupa, Katharina Hauter, Christiane Roßbach, Felix Strobel, Anke Schubert, Klaus Rodewald, Matthias Leja und Boris Burgstaller
Premiere war am 16. Oktober 2023.
Weitere Termine: 22., 29.10./ 01., 18.11./ 01., 09., 26.12.2023


Weitere Infos siehe auch: https://www.schauspiel-stuttgart.de/


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