Mehrsprachige
Grausamkeit
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Verbrennungen am Schauspiel Stuttgart | Foto (C) T + T Fotografie / Toni Suter
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Bewertung:
Das Stück Verbrennungen des in Frankreich lebenden libanesisch-kanadischen Schriftstellers Wajdi Mouawad trifft ganz offensichtlich einen Nerv unserer Zeit. Seit der französischen Uraufführung vor 19 Jahren hat es zahlreiche Inszenierungen in aller Welt und eine erfolgreiche Verfilmung erlebt. Jetzt hatte es, wegen einer Erkrankung um zwei Wochen verschoben, am Schauspiel Stuttgart Premiere, wo dem Autor im vergangenen Jahr der Europäische Dramatikerinnen- und Dramatikerpreis verliehen wurde. Regie führte Burkhard C. Kosminski, der seine Stuttgarter Intendanz mit Mouawads Vögeln eröffnet hat.
Die durcheinander gewirbelte Chronologie, die wechselnden Identitäten der Darsteller*innen, die Fragmentierung des Geschehens machen es allerdings nicht ganz leicht, der Handlung zu folgen, einer blutrünstigen Familiengeschichte von antikem Ausmaß vor dem Hintergrund des Libanon-Krieges. Die komplexen Zusammenhänge dieses Krieges dürften jüngeren Zuschauern, auch und gerade nach den Filmschnipseln zu Beginn der Aufführung, verborgen bleiben. Zudem wird Mouawads poetischer Text in vier Sprachen gesprochen, was die nicht so sehr polyglotten Teile des Publikums zwingt, die auf die Rückwände projizierten Titel zu lesen. Rückwände? Kosminski lässt die weißen Projektionsflächen des Bühnenbilds von Florian Etti sich in unterschiedlichen Formaten gegeneinander verschieben und anordnen. Dem Montageprinzip des Stücks entspricht Eklektizismus der theatralen Mittel, die der Regisseur größtenteils zurückhaltend einsetzt.
Viel Applaus für das Ensemble mit dem Neuzugang Noah Baraa Meskina und den israelischen Gästen Salwa Nakkara und Lilian Barreto sowie das Team.
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Verbrennungen am Schauspiel Stuttgart | Foto (C) T + T Fotografie / Toni Suter
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Thomas Rothschild - 6. Februar 2022 ID 13443
VERBRENNUNGEN (Schauspiel Stuttgart, 05.02.2022)
Inszenierung: Burkhard C. Kosminski
Bühne: Florian Etti
Kostüme: Ute Lindenberg
Video: Yoav Cohen
Musik: Hans Platzgumer
Licht: Rüdiger Benz,
Dramaturgie: Gwendolyne Melchinger
Übertitel: Anne Hirth
Mit: Evgenia Dodina, Paula Skorupa, Elias Krischke, Matthias Leja, Felix Strobel,
Salwa Nakkara, Martin Bruchmann, Noah Baraa Meskina, Lilian Barreto,
Christiane Roßbach und Michael Stiller
Premiere war am 5. Februar 2022.
Weitere Termine: 06., 07.02. / 05., 06., 27., 28.03.2022
Weitere Infos siehe auch: https://www.schauspiel-stuttgart.de/
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