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nachDRUCK # 6

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Premierenkritik

Vertheatertes

Exil



Oliver Kraushaar in Exil am Berliner Ensemble | Foto (C) Jörg Brüggemann

Bewertung:    



Ich war jetzt länger nicht mehr im BE, das letzte Mal bei Castorfs Fabian und das vorletzte Mal bei Behnke & Qurbani's Kriegsbeute - da sah und hörte ich dann auch (also in Kriegsbeute) Oliver Kraushaar erstmals überhaupt, den hatte ja Oliver Reese, als er das BE vom Peymann übernahm, aus Frankfurt mitgebracht, ja und seither ist er, Oliver Kraushaar, wie auch andere "Ex-Frankfurter", festes Ensemblemitglied am BE.

Seine von ihm arg tief genutzte Stimme und seine fürwahr nicht unauffällige Körperstatur prädestinieren ihn, da kann man ziemlich sicher sein, für Hauptrollen aller Couleur. Ja und so füllt er stimmlich als wie physisch - und so fühlte es sich dann für mich, der ich ihn gestern Abend so bestaunte, an - den ganzen und mit lauter Stühlen resp. Stuhlinstallationen (Bühne von Annette Kurz) irgendwie zugemüllten Raum. Er wurde von Luk Perceval (Regie) als bayerischer Dichterkomponist Sepp Trautwein, Alter Ego Lion Feuchtwangers aus dessen zwischen 1935 und 1939 geschriebenem Exil -Roman, bestimmt... Und alle anderen um ihn herum, 11 Schauspielerkolleginnen/ - kollegen und ein Dutzend Leute eines von Ted Stoffer choreografierten Bewegungschors [sämtliche Namen s.u.] waren halt nur mit.

Der Ungerechtigkeit vorbeugend müssen hier selbstredend auch diverse andere schauspielerische Leistungen, die es ganz ohne jeden Zweifel gab, benannt oder gewürdigt werden: Peter Moltzens Klappergebiss-Einlage beispielsweise; das war schon ein Extrabrüller sondergleichen! Oder Marc Oliver Schulzes Kurzentblößung seines durchtrainierten also absolut dann sehenswerten Oberkörpers. Oder Jonathan Kempfs kindliches Hingezogenheitsgebaren Richtung damalige UdSSR. Oder Constanze Beckers Stockbesoffene-Performance. Oder, und das nicht zuletzt, Pauline Knopfs selbstmörderischer Abschiedsmonolog!! Allesamt Sinnlichkeitsattacken pur.

Und alles das (s.o.) und noch etliches mehr bzw. weniger hatten der Regisseur und seine Bearbeiter-Kollegin Sibylle Baschung aus dem Feuchtwanger-Roman herauszugreifen und herauszufiltern und herauszubeispielen sich umständlich bemüht ohne zu irgendeinem durchgängigen Drive beim (Nach-)Spielen gelangt zu sein. Heißt:

Treten und Verharren auf der Stelle, und das trotz der immer wieder hektisch resp. antihektisch (= Zeitlupen-Szenen) mitagierenden Bewegungsstatisterie.

Ein insgesamt doch breiiges Herumgequatsche, aufgeteilt im Her- und Nachsagen von "Rollen" und "verteilten Rollen" aus dem Urtext des Romans, auch werden der "Erzählerton" (des Feuchtwangers?) und/ oder die "Erzählperspektiven" von Feuchtwangers Protagonistinnen und Protagonisten als blutleere Regieanweisungen auf-/ nachgeplappert, und obwohl beim Anhören derselbigen zumeist das Innenleben der entsprechenden Figuren, was sich in den vorgeführten Dialogen überwiegend so NICHT mitteilt, erstmals überhaupt dann manifest wird usw. usf.

*

Romanbearbeitungen für die Bühne? Manchmal glücken sie, aber zumeist (außer beim Castorf!!!) geh'n sie völlig in die Hose.




Lili Epply, Constanze Becker und Marc Oliver Schulze (v.l.n.r.) in Exil am Berliner Ensemble | Foto (C) Jörg Brüggemann

Andre Sokolowski - 11. September 2022
ID 13798
EXIL (Berliner Ensemble, 10.09.2022)
von Lion Feuchtwanger in einer Bearbeitung von Luk Perceval und Sibylle Baschung

Regie: Luk Perceval
Bühne: Annette Kurz
Mitarbeit Bühne: Emmanuelle Bischoff
Kostüme: Ilse Vandenbussche
Musik: Rainer Süßmilch
Sound Engineering: Jannes Noorman
Choreografie: Ted Stoffer
Licht: Rainer Casper
Dramaturgie: Sibylle Baschung
Mit: Oliver Kraushaar (als Sepp Trautwein), Paulina Knof (als Anna Trautwein), Jonathan Kempf (als Hanns Trautwein), Lili Epply (als Erna Redlich), Peter Moltzen (als Walther Reichsfreiherr von Gehrke („Spitzi“), Marc Oliver Schulze (als Erich Wiesener), Luana Velis (als Maria Hegner), Constanze Becker (als Lea de Chassefiere), Paul Zichner (als Raoul de Chassefiere), Paul Herwig (als Franz Heilbrun und Leonhard Riemann), Gerrit Jansen (als Louis Gingold) und Martin Rentzsch (als Konrad Heydebregg) sowie dem Bewegungschor mit Charlotte Brohmeyer, Bar Gonen, Giada Grieco, Ji Sun Hagen, Liadain Speranza Herriott, Valeriia Kuzmenko, Ilil Land-Boss, Aaron Lang, Anela Luzi, Aldo Spahiu, Madeleine Rose White und Alina Yeshchenko
Premiere war am 10. September 2022.
Weitere Termine: 11.09. / 08., 09., 22.10.2022


Weitere Infos siehe auch: https://www.berliner-ensemble.de/


https://www.andre-sokolowski.de

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