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nachDRUCK # 6

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Premierenkritik

Gequatsche



Cover des Programmheftes | Quelle: Schauspiel Köln

Bewertung:    



Den Gott des Gemetzels kannte ich bislang nur aus Roman Polanskis Film, zu dem Yasmina Reza (deren gleichnamiges Stück 2006 am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wurde) ihre für den Kinozweck leicht modifizierten Dialoge beisteuerte; und eine meiner Lieblingsszenen hierin war, wie die hysterisch gewordene Kate Winslet (als Nancy Cowan) in die Gastgeber-Vase des Ehepaares Longstreet kotzte, weil in dem Moment, als es sie überkam, nichts anderes als Kotzgefäß handhabbar war, ja und da lachte ich mich, als ich das zum ersten Male sah, halbtot...


"Zwei 11-jährige prügeln sich auf dem Schulhof, der eine schlägt mit dem Stock zu, der andere verliert zwei Schneidezähne. Unter zivilisierten Leuten, wie es die Eltern sind, spricht man die Sache gemeinsam durch. So beraten Alain und Annette mit Véronique und Michel bei einem Kaffee, wie man pädagogisch richtig auf Ferdinand (den Täter) und Bruno (das Opfer) einwirkt, so konsensbemüht und politisch korrekt, wie es sich heutzutage in der westlichen Gesellschaft gehört. Doch plötzlich brechen sich archaischere Impulse Bahn. Von Sticheleien zu Wortgefechten, von Verbalhandeln zu Handgreiflichkeiten, der Nachmittag degeneriert zur Saalschlacht." (Quelle: schauspiel.koeln)


Tristan Linder (26) hatte Rezas Boulevardstück jetzt am Schauspiel Köln (wo eigentlich statt seiner Der Prozess Premiere haben sollte) inszeniert und hiermit sein Regie-Debüt gegeben. Und er positionierte dann auch jene prima Kotzszene (die mir bereits im Film so gut gefiel) als Hauptereignis seiner mit einer Dauer von 1 Stunde und 20 Minuten gottlob kurzen Inszenierung - Sabine Waibel (als Pharmazieanwaltsgattin Annette Reille) wurde diese Ehre zuteil, ja und das machte sie recht glaubwürdig, indem sie durstig Cola trank, das Zeug in ihrem Mund vergurgelte und es sonach, nachdem es richtig schön wie aufgeschäumte gelbe Kotze aussah, aus sich raus prustete und die Bühne nach und nach vollsudeln tat; das sah schon megalustig aus und machte einen Riesenspaß sich ihren Übergebungskanon live mit anzusehen!!

Ansonsten gibt es nachträglich nichts weiter kritisch auszusetzen außer, dass sich dieses Stück an sich als ein dahinwürgendes Hin- und Hergequatsche irgendwelcher gutbetuchter Mittelständler mühselig entpuppte und entpuppt; der Zuhörer konnte/ kann freilich schon nach paar Minuten abschätzen, dass die Begegnung der zwei Elternpaare ein selbstredend nicht zu leugnendes Konfrontationspotenzial enthält und dementsprechende verbale und/ oder auch aktionelle Steigerungen in sich birgt; die prima Kotzszene wäre da als herausragendes Beispiel anzuführen.

Außer der grandiosen Waibel taten auch die andern drei - Lola Klamroth und Alexander Angeletta (als das Ehepaar Hoilé) sowie Jörg Ratjen (als Pharmazieanwalt Reile) - beweisen, dass ihnen das Rezastück zu spielen spürbar Freude machte; Lucie Hedderich verpasste ihnen auffällige, zünftige Kostüme; Sebastian Bolz (zuständig für die Bühne) siedelte das Interieur vor einer überbreiten Einfamilienhauswand an; man schien in unterscheidbaren Jahres- als wie Hitze- oder Kältezeiten zu agieren, und zum Schluss wurden die Hauptakteure mit einer gigantischen Ladung Wasser überschüttet, wahrscheinlich zur Strafe dafür, dass sie sich das Gemetzel überhaupt erst gegenseitig lieferten, und göttlich sah das letztlich auch nicht aus.

Andre Sokolowski - 28. Januar 2023
ID 14022
DER GOTT DES GEMETZELS (Depot 1, 27.01.2023)
von Yasmina Reza

Regie: Tristan Linder
Bühne: Sebastian Bolz
Kostüme und Mitarbeit Bühne: Lucie Hedderich
Komposition und musikalische Leitung: Alexander Schweiß
Licht: Michael Frank
Dramaturgie: Sarah Lorenz
Besetzung:
Véronique Houillé ... Lola Klamroth
Michel Houillé ... Alexander Angeletta
Annette Reille ... Sabine Waibel
Alain Reille ... Jörg Ratjen
Premiere am Schauspiel Köln: 27. Januar 2023
Weitere Termine: 29.01./ 10.02./ 02., 05., 11., 28., 29.03.2023


Weitere Infos siehe auch: https://www.schauspiel.koeln/


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