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Paar Bemerkungen zu zwei Stücktexten von Artur Solomonov


Artur Solomonov | Bildquelle: artursolomonov.ru

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Der 1976 im russischen Chabarovsk geborene Schriftsteller, Journalist, Dramatiker und Theaterkritiker Artur Solomonov lebt seit 2018 in Israel. Er studierte Theater in Moskau und Berlin, schrieb unter anderem den Roman A Theatrical Story und erhielt für sein umstrittenes politisches Theaterstück Gottes Gnade auf der 8. Biennale in London einen der Hauptpreise.

2013 führte er ein Interview mit einer damals 87-jährigen Berliner Seniorin, auf dessen Grundlage seine dokumentarische Performance Frau N entstand.

Aktuell ist er mit seinem neuesten Stück Jeschen und Samuels ewige Flucht: Wie sonst sich retten? in diversen Lesungen unterwegs.

Mit beidem - Frau N sowie Jeschen und Samuels ewige Flucht - gastierten er und einige seiner engsten Mitstreiter gestern Abend im voll besetzten Berliner Theater im Palais.

Die Veranstaltung schien (um es höflich auszudrücken) besonders improvisiert, d.h. dass in der ursprünglichen Ankündigung durch das Theater im Palais lediglich von Frau N, nicht aber von der spontan also zusätzlich angesetzten Stücklesung (Jeschen und Samuels ewige Flucht) die Rede war. Die anwesende russische Community hatte sich an diesem organisatorischen Umbruch naturgemäß weniger gestört als ich, ein diesem russischsprachigen Event beiwohnender deutschsprachiger Besucher. Das meiste wurde zwar (von Katja Kollmann) simultan vom Russischen ins Deutsche auf einer weißen Rückwand übersetzt; die stücklesenden Akteure verstellten allerdings mitunter das im Hintergrund auf Deutsch Geschriebene, auch folgte - insbesondere bei der von Olga Romanova performten Frau N - ein etwas größerer Textblock, der letztendlich unübersetzt blieb, womöglich aber für das Gesamtverständnis des Textes nicht unwesentlich gewesen sein dürfte usw. usf. - - Das alles ist nicht weiter schlimm, sollte jedoch (nur so am Rande) nicht ganz unbemerkt gewesen sein.

*

In Frau N geht es um die Befindlichkeit einer die Bombardierung Berlins kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges überlebt habenden deutschen Seniorin, die, wie die meisten Deutschen damals, bis zum bitteren Schluss an den sog. Endsieg glaubte. An einer späteren Stelle des Textes sinniert die Interviewte darüber, dass der Westen (sinngemäß:) den russischen Staat als "böse", die russischen Menschen aber als "gut" bezeichnen würde - das wiederum assoziiert den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine; von wegen "russische Seele" und so...

Und Solomonovs neuestes Stück wirkt - vom Mitlesen der Simultanübersetzung her - als Gegenwartskomödie, in der es um ein verheiratetes Paar jüdischer Abstammung geht, das auf der permanenten Suche nach einem ruhigen und sicheren Ort auf unserem Planeten ist. Dem Vernehmen nach ist es aktuell in Israel gestrandet; es könnte auch gut möglich sein, dass die Zeit der Handlung tatsächlich unmittelbar nach dem Terrorangriff der Hamas angesetzt ist, diverse Bombeneinschläge und Schusswechsel, die die Handlungsbeteiligten hin und wieder wahrnehmen, deuten darauf hin. Das Ganze verliert sich mehr oder weniger - ein sog. Fluchtexperte ist für die zwei Exilierten behördlich angesetzt, es gibt also Abhängig- und Verbindlichkeiten; der Typ scheint etwas pervers zu sein, und für den Besitz eines von Jeschen getragenen Schlüpfers würden sich gewisse Vergünstigungen bei der Neu-Verortung der Familie im Heiligen Land (oder sogar auf einer südpazifischen Fantasieinsel, auf der die Ureinwohner männliche Genitalien sammeln und verkaufen) ergeben. Schlussendlich taucht der verlorene Sohn noch auf usw. usf. / Olga Romanova (als Jeschen), Alexander Delfinov (als Fluchtexperte), Maxim Kurnikov (als Samuel) und Alexey Dedoborshch (als Teo) lesen die verteilten Rollen.

Irritierender Mix.



Alexey Dedoborshch, Maxim Kurnikov, Alexander Delfinov, Olga Romanova und Artur Solomonov (v.l.n.r.) nach Frau N im Berliner Theater im Palais | Foto: Edward John Semon

Andre Sokolowski - 29. Dezember 2023
ID 14544
FRAU N (Theater im Palais, 28.12.2023)

Jeschen und Samuels ewige Flucht: Wie sonst sich retten?
Stücklesung
Autor: Artur Solomonov
Deutsche Übersetzung: Katja Kollmann
Produzentin: Natalia Seyfi
Sound-Design: Ivanka Skrivanek
Mit: Olga Romanova (als Jeschen), Alexander Delfinov (als Fluchtexperte), Maxim Kurnikov (als Samuel) und Alexey Dedoborshch (als Teo)

Frau N
Dokumentarische Performance
Mit: Olga Romanova (als Frau N)
Deutsche Übersetzung: Katja Kollmann

Ermöglicht durch THE NEW ART PRODUCTION


Weitere Infos siehe auch: https://artursolomonov.ru/


https://www.andre-sokolowski.de

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