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RADAR OST 2023

Ha*l*t

Koproduktion des DT Berlin mit dem Left Bank Theatre aus Kyjiw


Foto (C) Arno Declair

Bewertung:    



Zunächst: Die fünfte Ausgabe von RADAR OST am Deutschen Theater Berlin ist leider auch die letzte. Die neue Intendantin Iris Laufenberg, die im Herbst 2023 ihren Posten antritt, wird das Format nicht weiterführen. Das internationale Festival für Theater aus dem osteuropäischen Raum ist aber gerade in Zeiten des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine von besonderer Wichtigkeit. RADAR OST 2023 legt demzufolge auch einen Fokus auf aktuelle ukrainische Theaterproduktionen. Zum Festivalauftakt zeigte das Ensemble des Left Bank Theatre aus Kyjiw seine für das letzte Jahr geplante Inszenierung von Shakespeares Hamlet, oder was davon nach dem Beginn des Krieges übrig geblieben ist. Die Proben sollten am Tag des Angriffs Russlands auf die Ukraine beginnen. Die Inszenierung, das Bühnen- und Kostümbild wurden Ende Februar 2022 eingefroren, wie es heißt. Aus Hamlet wurde Ha*l*t, eine Koproduktion mit dem Deutschen Theater, wo das Ensemble in der Regie von Tamara Trunova nun darüber reflektiert, wie man im Angesicht des Krieges weitermachen kann.

„Hamlet without Me“ nennt die Regisseurin diesen Versuch über eine nicht zustande gekommene Inszenierung, bei der sich zu Beginn die Ensemblemitglieder Oleksandr Sokolov, Iryna Tkachenko, Maryna Klimova, Kateryna Kisten und Oleh Stefan vor dem Eisernen Vorhang setzen, als würde man sich nach der Vorstellung des Hamlet zu einem Publikumsgespräch treffen. Nach anfänglichem Smalltalk und Geplänkel untereinander, wird den SchauspielerInnen aber irgendwann klar, dass das Publikum das Stück noch gar nicht gesehen hat. Der Krieg, den sie ausgeblendet hatten, kommt nun wie ein Albtraum ins Bewusstsein zurück. Außerdem vermissen sie den Darsteller des Fortinbras.

Als sich der Eiserne Vorhang hebt und das Bühnenbild mit roten Tannen freigibt, schaltet sich per Videoprojektion Volodymyr Kravchuk in Uniform von der Front dazu. Er hat sich entschlossen, das Vaterland zu verteidigen. Die anderen werden später bei einem Volkstanz die Namen von weiteren KünstlerInnen, die bereits im Krieg gefallen sind, nennen. Die beklemmende Situation wird verstärkt durch einzelne Soli der DarstellerInnen. Aber selbst in den deutschen Untertiteln lässt sich nur schwer entschlüsseln, was genau dort auf der Bühne verhandelt werden soll. Im Großen und Ganzen geht es aber schon um die Unmöglichkeit, während sich das Land im Krieg befindet, das geplante Projekt unberührt dessen weiterzuführen. Auch der Auftritt des Schauspielers Vitalii Salii als androgyner Geist wirkt sehr kryptisch. Das Ensemble läuft einmal mit verbundenen Augen in Reihe durch den Theatersaal, oder spielt wie an Fäden gezogen einen irren Stopptanz auf.

Oleksandr Sokolov, der bereits am Anfang als Darsteller des Hamlet angesagt wurde, spricht irgendwann auch den Schlüsselmonolog „Sein oder Nichtsein“. Das Zaudern der Titelfigur, die Verse über „die Übel“, „Furcht“ oder „des Mächtigen Druck“ bekommen hier eine ganz andere Konnotation.

Vielmehr Hamlet gibt es an diesem fast zweistündigen Abend aber nicht. Das Publikum erlebt den Versuch der kollektiven Traumabewältigung und der Theater-Kunst, die Schrecken adäquat in Szene zu setzen. Das allerdings mit großem Engagement des ganzen Ensembles, das nicht in der anfänglichen Schockstarre verharren will und dafür Standing Ovations des Publikums erhält.



Ha*l*t - eine Koproduktion des Deutschen Theaters Berlin mit dem Left Bank Theatre, Kyjiw | Foto (C) Arno Declair

Stefan Bock - 9. März 2023
ID 14093
Ha*l*t (Kammerspiele des DT Berlin, 08.03.2023)
Regie / Raumkonzept: Tamara Trunova
Musik: Matthias Kremsreiter
Dramaturgie: Tamara Trunova und Maryna Smilianets
Produktion: Stas Zhyrkov, Kateryna Hradnova-Savytska
Mit: Oleksandr Sokolov, Iryna Tkachenko, Maryna Klimova, Kateryna Kisten, Vitalii Salii und Oleh Stefan,
UA am Deutschen Theater Berln: 8. März 2023
Eine Koproduktion mit dem Left Bank Theatre, Kyjiw für RADAR OST 2023


Weitere Infos siehe auch: https://www.deutschestheater.de/


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