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Kurzkritik

Familien-

aufstellung

der Einsamkeiten



Sophie Basse als wachsame, alleinerziehende Mutter mit Bernd Braun in der Rolle ihres Vaters in Komödie der Einsamkeit von Jan Neumann und Ensemble am Theater Bonn | Foto © Matthias Jung

Bewertung:    



Sind wir nicht alle irgendwie einsam? Was ist, wenn langfristiges Alleinsein hinführt zu Isolation und Vereinzelung? Wann wird ein einsamer Mensch auch von Angehörigen als Sonderling wahrgenommen? Jan Neumann entwickelte über das gesamtgesellschaftlich komplexe Phänomen eine nahbare Komödie der Einsamkeit, in der er zusammen mit seinem Ensemble assoziativ Szenen verknüpft und entfaltet, mit Anklängen an die Sendung Klimbim aus den 1970ern. Das Stück widmet sich der Problematik aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Wenn das Drama meist von möglichen realen Problemen in familiären Beziehungen erzählt, wie etwa von vereinnahmenden Helikopter-Eltern, wird es dabei oft lustig, schreiend absurd und komisch.

Sämtliche Akteure tragen als Figuren einen clownesk gepunkteten Pyjama oder Anzug und Perücken mit langem blonden oder rotbraunen Haar. Zu dem stilisierten Auftreten kommt hinzu, dass die Figuren mitunter durch Bilderrahmen, die in Wände des Bühnendekors eingelassen sind, agieren (Bühne und Kostüme: Dorothee Curio). Dieser Verfremdungseffekt erinnert an Aufstellungen für Familienfotos, die den Anschein einer heilen Welt suggerieren wollen. Anspielungsreich ist so auch das Dekor im intimen Flair der Werkstatt-Bühne: Ein Vorhang im Bühnenhintergrund zeigt eine Wolkenlandschaft. Wir sehen Podeste, einen Spiegel und einen Tisch. Die Figuren turnen auf Sitzkissen, treppenähnlichen Erhöhungen oder einer Art Felsbrocken.

Ein Vater (Daniel Stock) sendet permanent diffuse und nahezu hysterische Sprachnachrichten an seine abwesende Frau. Er sorgt sich um seinen verschlossenen Sohn (Paul Michael Stiehler), der nachts Friedhöfe besucht. Auch Bea (Sophie Basse), die Schwester des Vaters, sorgt sich um ihre Tochter (Birte Schrein), die unzugänglich, schüchtern und trotzig wirkt. Dann gibt es noch den Opa (Bernd Braun), Beas Vater, der in der Kommunikation recht trocken und ich-bezogen agiert. Hier ist zu bemerken, der Apfel fällt oft nicht weit vom Stamm. Nicht nur der Opa hört seiner Enkeltochter gewohnheitsmäßig nicht zu. Sämtliche Figuren scheitern zwangsläufig in der Kommunikation miteinander, wenn sie nicht noch durch gallige Gehässigkeiten eins daraufsetzen.

Obwohl die beiden, von der Welt scheinbar abgekoppelten Kinder vor allem auch selbstgenügsam erscheinen, wird schnell auch die Ambivalenz ihres selbstgewählten Rückzugs deutlich. Der Sohn verrät unter Drogen etwas von seinen Wünschen. Die Tochter richtet ihre Sehnsucht nach Zärtlichkeit an ein virtuelles Huhn. Die alleinerziehende Bea scheitert bei Annäherungsversuchen über eine Dating-App. Sie bewahrt Contenance, während sie Schlagabtausche mit potentiellen Partnern zelebriert. Liebevoll werden die Figuren überzeichnet, wenn sie ihren Kummer umarmen.

Ein köstlich poetisch-komischer Theaterschmaus über sprachliche Missverständnisse, innerfamiliäre dysfunktionale Dynamiken und gescheiterte Annäherungsversuche. An diesem Abend vereint die Zuschauer das Lachen und Glucksen aufgrund der gemeinsam betrachteten absurden Situationskomik.



Komödie der Einsamkeit von Jan Neumann und Ensemble am Theater Bonn | Foto © Matthias Jung

Ansgar Skoda - 29. Oktober 2025
ID 15535
KOMÖDIE DER EINSAMKEIT (Werkstatt, 24.10.2025)
Regie: Jan Neumann
Musikalische Leitung: Camill Jammal
Bühne und Kostüme: Dorothee Curio
Dramaturgie: Carmen Wolfram
Mit: Sophie Basse, Bernd Braun, Birte Schrein, Paul Michael Stiehler und Daniel Stock
Premiere am Theater Bonn: 23. Mai 2025
Weitere Termine: 15., 29.11./ 06., 19.12.2025


Weitere Infos siehe auch: https://www.theater-bonn.de


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