M wie
Musical
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M - Eine Stadt sucht einen Mörder an der Komischen Oper Berlin | Foto (C) Monika Rittershaus
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Bewertung:
Gut möglich, dass es sich von vornherein verbietet, nachträglich Kritik an einer Opernproduktion, der eigentlich - und insbesondere wohl aus der Warte elterlichen Glücksgefühls ob des gelegentlichen künstlerischen Mitbeteiligtseins des eig'nen Nachwuchses - wegen der Mitwirkung von Hunderten von Kindern zugejubelt werden müsste, laut zu üben. Dennoch tut ich (Kinderloser) das jetzt hier an dieser Stelle umso zwingender:
Die wenigsten AkteurInnen des Kinderchors und der Kinderkomparserie der KOB, welche dann gestern Abend den vielleicht entscheidendsten und nachdrücklichsten Part in Moritz Eggerts Oper M - Eine Stadt sucht einen Mörder spielend sangen, werden sicherlich begriffen haben, WAS und über WEN sie spielend sangen; der Besetzungszettel wies zumindest keine Namen von dieses Projekt begleitet habenden KinderpsychologInnen aus, die ihnen Dies & Das zum Thena hätten "vorsichtig" erklären und erläutern können. Dass es sich nämlich um die Geschichte eines Kindermörders handelte, also um einen Mann, der ihnen (den im elterlichen Allgemeinverständnis vor den sexuellen Nachstellungen Pädophiler zu Bewahrenden, den Schutzbefohl'nen sozusagen) nach dem Leben trachtete...
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Die, was die Anfänge des deutschen Tonfilms anbelangte, einiger Maßen wissenden Erwachsenen waren/sind sich ganz selbstverständlich der Bedeutung von Fritz Langs berühmtem (weltberühmtem!) Krimi M bewusst. Schauspieler Peter Lorre startete mit ihm seine Filmschauspielerkarriere. Die in schweißtreibender Todesangst von ihm entsonderten Verteidigungs- und Panikmonologe, als er in die kollektiven Fänge einer ihn zur Strecke bringenden und letztendlich (zum Tod) verurteilenden kriminellen Unterwelt gerät und aus der Falle nicht/nicht mehr entwischen kann, wurden - in kreativer Konsequenz - von den zwei Librettisten Barrie Kosky (auch Regie) und Ulrich Lenz (auch Dramaturgie) fast wortwörtlich am Schluss des Operneinakters zitiert; Scott Hendricks (in der Titelrolle) leistete dann nicht nur da, also an diesem Stück & Oper "auflösenden" letzten Abschnitt, fast Bewundernswertes!
Man verfolgte - analog dem Film - denselben Handlungsfluss, kürzte ihn hie und da oder ergänzte und "beruhigte" ihn mit Aufsagungen (Aufsingungen) allbekannter Kinderlieder wie z.B. "Warte, warte nur ein Weilchen" sowie einiger Gedichte Walter Mehrings. Kommentierendes und Dialoge/Szenen wurden aus dem Off gesprochen.
Von Tobias Barthel stammten die Erwachs'nen-Köpfe, die von Kindern (mit Kostümen Katrin Kaths) wie Halloween'sche Kürbisse getragen wurden; und Klaus Grüneberg ließ seine Papp- und Stoffkulissenbauten rechts vor links hineinfahren.
Ja, so vom Feeling her vermeinte ich es gar mit einer Art von M-Musical zu tun gehabt zu haben. Die Musik klingt unerheblich-leicht, die Sangesauftritte der vielen Kinder mach(t)en ihnen sichtlich Spaß und Freude. Das Orchester der Komischen Oper Berlin tönt meistens soundverstärkt, sein GMD Ainārs Rubiķis könnte auch - so wie zu schließen war - an andrer Position Cats und Phantom der Oper dirigieren; und warum auch nicht.
Summa summarum:
Flach und hohl.
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M - Eine Stadt sucht einen Mörder an der Komischen Oper Berlin | Foto (C) Monika Rittershaus
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Andre Sokolowski - 6. Mai 2019 ID 11394
M - EINE STADT SUCHT EINEN MÖRDER (Komische Oper Berlin, 05.05.2019)
Libretto von Barrie Kosky und Ulrich Lenz nach dem gleichnamigen Film von Fritz Lang und unter Verwendung von Gedichten von Walter Mehring
Musikalische Leitung: Ainārs Rubiķis
Inszenierung: Barrie Kosky
Bühnenbild und Licht: Klaus Grünberg
Co-Bühnenbild: Anne Kuhn
Kostüme: Katrin Kath
Dramaturgie: Ulrich Lenz
Chöre: David Cavelius
Kinderchor: Dagmar Fiebach
Besetzung:
M, der Mörder ... Scott Hendricks
Stimmen ... Alma Sadé, Tansel Akzeybek, Absolvent*innen und Studierende der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin: Emilia Giertler, Noëlle Haesling, Laura Kiehne, Max Haase, Jan Eric Meier und Daniel Warland
Kinderchor und Kinderkomparserie der Komischen Oper Berlin SängerInnen des Opernstudios und des Vocalconsorts Berlin
Orchester der Komischen Oper Berlin
Uraufführung war am 5. Mai 2019.
Weitere Termine: 11., 24.05. / 09., 22., 26.06.2019
Auftragswerk der Komischen Oper Berlin
Weitere Infos siehe auch: http://www.komische-oper-berlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
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