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Premierenkritik

Mietendeckel



Opera for Sale an der Neuköllner Oper | Foto (C) Matthias Heyde

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Der Berliner Mietendeckel dient wohl auch als Instrument zur Einhegung des immer mehr außer Kontrolle geratenden Immobilienwuchers in den deutschen Städten und obgleich er vorerst "nur" die deutsche Hauptstadt institutionell erfasst - dagegen regte/regt sich selbstverständlich Widerstand seitens der Immobilienbesitzenden wie Immobilienhandelnden; ein hiermit im Zusammenhang hängender Eilantrag scheiterte diese Woche per Beschluss des hierfür zuständigen Bundesverfassungsgerichts:


"Mit heute veröffentlichtem Beschluss hat die 3. Kammer des Ersten Senats einen Antrag auf vorläufige Außerkraftsetzung der Bußgeldvorschriften des Gesetzes zur Mietenbegrenzung im Wohnungswesen in Berlin (sogenannter „Mietendeckel) abgelehnt. Die Antragstellerinnen und Antragsteller, die Wohnungen in Berlin vermieten, wollten erreichen, dass die Verletzung von bestimmten Auskunftspflichten und Verboten zur gesetzlich bestimmten Höchstmiete vorläufig nicht als Ordnungswidrigkeit eingestuft wird. Soll ein Gesetz außer Kraft gesetzt werden, gilt allerdings ein strenger Maßstab. Die Kammer hatte darüber im Rahmen einer Folgenabwägung aufgrund summarischer Prüfung zu entscheiden. Danach sind die Nachteile, die sich aus einer vorläufigen Anwendung der Bußgeldvorschriften ergeben, wenn sich das Gesetz im Nachhinein als verfassungswidrig erwiese, zwar von besonderem Gewicht. Sie überwiegen aber nicht deutlich die Nachteile, die entstehen würden, wenn die Bußgeldvorschriften außer Kraft träten, sich das Gesetz aber später doch als verfassungsgemäß erweisen würde. Die Antragstellenden selbst räumen ein, dass sich Vermieter dann nicht an die gesetzlichen Vorgaben halten würden.

Mit Beschlüssen vom selben Tage hat die Kammer eine Verfassungsbeschwerde nicht zur Entscheidung angenommen und einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung abgelehnt, weil die Beschwerdeführenden nicht hinreichend dargetan haben, dass sie in ihren Grundrechten verletzt sind (1 BvR 475/20) beziehungsweise dass ihnen durch die angegriffenen Regelungen des Gesetzes ein schwerer Nachteil entsteht (1 BvR 515/20)."


(Quelle: bundesverfassungsgericht.de)



Eine (vorerst) gute Nachricht also.

*

Opera for Sale hieß die (vorerst) letzte Vorstellung, die es in der Neuköllner Oper letzten Donnerstag - bevor sie dann, wie alle anderen Berliner Bühnen, erst mal bis zum 19. April (wegen Corona) schließen musste - gab. Das Stück von Felix Krakau und Yuval Halpern hatte den Untertitel Immobilien-Infotainment, und es ging hierbei um die fiktive resp. gar nicht mal so abwegig-fiktive Annahme, dass irgendwelche Investoren von weit her das Grundstück und das Haus, worauf/worin die seit fast 22 Jahren agierende Neuköllner Oper (gegründet 1976) residiert, zum Kauf "beschlagnahmen" wollen würden:


"Die Stadt hat den Kampf gegen internationale Investoren verloren, wurde aufgewertet, redesigned und ist plötzlich menschenleer. Die Fassaden wurden schick gemacht und die BewohnerInnen vertrieben; die Bauten starren aus leeren Retortenaugen. Deine ehemalige Wohnung ist ein Anlagedepot, dein Sofa wurde dir unterm Hintern wegspekuliert. Du wurdest an den Rand gedrängt und auch den konntest du dir irgendwann nicht mehr leisten. Auch die Neuköllner Oper wurde zum share deal: Im Zentrum des Orkans lädt der neue Eigentümer des Hauses, die Angel Dust Property GmbH Opera Neukölln zum exklusiven Musiktheaterereignis für ein weitgereistes Publikum. Authentisches Berliner Musiktheater, ganz wie früher. Wir fragen uns, wem gehört eigentlich die Stadt, und begeben uns auf die Fährte von Milliardären von den britischen Jungferninseln, zypriotischen Briefkastenfirmen, dem ganz großen Geld und dem Glücksversprechen der idealen Stadt. Opera for Sale ist dystopisch-heiteres Musiktheater, Immobilien-Infotainment und spekulative Albernheit über den Berliner Wohnungsmarkt. Get your tickets now – so lang es noch welche gibt!" (Quelle: neukoellneroper.de)


Und anhand der vielen, vielen (Immobilien-)Fakten, die das namhafte Recherchezentrum CORRECTIV "beisteuerte", erfuhren die Premierengäste Dies & Das, was derzeit auf dem Wohnungs-"Markt" der Hauptstadt alles so passierte und passiert; der Name BlackRock - Nachtigall, ick hör dir trapsen - fiel verdächtig viele Male, wie dann auch, selbstredend völlig "beiläufig", das Konterfei von Friedrich Merz als Schnipselbildchen in dem Bühnenbild von Ansgar Prüwer sehbar war.

Und Kilian Ponert und Teresa Scherhag und Lou Strenger führten singend, sprechend und auch sprechsingend durch diese kurzweilige Immobilien-Revue; und Omri Abramov blies hierzu Saxophon und so ein elektronisch-lautverstärktes (selbst gebautes?) Fantasieblasinstrument mit der Bezeichnung EWI - während Doron Segal auf dem Keyboard/Synthesizer musizierte.

Lustig, lustig, trallala.

Doch, doch, hatte schon richtig Spaß gemacht.




Opera for Sale an der Neuköllner Oper | Foto (C) Matthias Heyde

Andre Sokolowski - 14. März 2020
ID 12083
OPERA FOR SALE (Neuköllner Oper, 12.03.2020)
Die ultimative Enteignungsoper von Felix Krakau (Text) und Yuval Halpern (Musik)
Musikalische Leitung: Yuval Halpern
Regie: Felix Krakau
Bühne: Ansgar Prüwer
Kostüm: Jenny Theisen
Dramaturgie: CarolaSöllner und Bernhard Glocksin
Mit: Kilian Ponert, Teresa Scherhag, Lou Strenger sowie Omri Abramov (Reeds) und Doron Segal (Synthesizer)
Premiere war am 12. März 2020.
Weitere Termine: 28., 29.04. / 04., 11., 12.05.2020


Weitere Infos siehe auch: https://www.neukoellneroper.de/


http://www.andre-sokolowski.de

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