Donizetti im
Wilden Westen
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Der Liebestrank an der Oper Leipzig | Foto (C) Kirsten Nijhof
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Bewertung:
Zur Spielzeitpremiere wartet die Oper Leipzig dieses Jahr mit einem Dauerbrenner des Belcanto auf: Gaetano Donizettis L' elisir d' amore (Der Liebestrank) unter der Regie von keinem Geringeren als Rolando Villazón, der in der Hauptrolle des Nemorino bereits vielfach glänzte.
Der titelgebende Wundertrank soll dem schüchternen Nemorino helfen seine Angebetete Adina zu erobern, die jedoch nur Augen für den schnittigen Sergeanten Belcore hat. Berauscht von dem angeblichen Liebestrank (der in Wahrheit purer Bourbon ist) wird Nemorino plötzlich selbstbewusst. Und mit einem Mal zeigen auch andere Frauen Interesse an ihm, ist der "Liebestrank" am Ende doch wirkungsvoller als gedacht?
Mit dieser komischen Oper gelang Donizetti ein echter Belcanto-Hit: Frisch, herzzerreißend und voller Komik zeigt sie einen stetigen Wechsel zwischen komödiantischen und leidenschaftlichen Szenen, die Donizetti mit wunderbar verschwenderischen Melodien ausstattete.
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Rolando Villazón versetzt den Schauplatz aus einem italienischen Dorf in eine Filmlocation der 40er Jahre, in der der Western The Wild, Wild Girl mit Adina und Belcore in den Hauptrollen gedreht wird, Dulcamara ist der Regisseur und spielt den Medizinmann, Nemorino ist ein tollpatschiger Statist und bis über beide Ohren in Filmdiva Adina verliebt.
Die Inszenierung spielt auf zwei verschiedenen Ebenen, dem Filmdreh und dem Geschehen hinter der Kamera. Der Wechsel zwischen diesen Ebenen gelingt mühelos und harmonisch und wirkt nie gekünstelt oder gar gewollt. Bereits das kurze Vorspiel choreografiert Villazón mit punktgenau auf die Musik abgestimmten chaplinesken szenischen Bewegungsabläufen, die stark an Stummfilme erinnern. Man merkt deutlich, dass er hier auf seinen reichen Erfahrungsschatz mit der Oper zurückgreift, was sowohl der Inszenierung als natürlich den Sängern sehr zugute kommt. Viel Slapstick und Komik sind die Ingredienzen dieser amüsanten Inszenierung, ein Gag jagt den nächsten und wird vom Publikum mit viel Lachen quittiert. Vor allem der arme Nemorino schafft es regelmäßig, die Aufnahmen durch unpassende Auftritte zu sprengen denn die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit sind ihm nicht bewusst und lassen ihn glauben, Adina wolle tatsächlich Belcore heiraten, obwohl das nur im Drehbuch steht. Piotr Buszewski erfüllt diese Rolle bravourös mit allem was sie braucht: Leidenschaft, Verzweiflung, Tragikomik und wunderbar anrührender Ehrlichkeit, ohne dabei je ins Alberne abzugleiten. Beeindruckend, wie Buszewski diese Partie spielt und mit seinem lyrischen aber dennoch durchschlagskräftigen und unangestrengten Tenor gestaltet.
Selbstbewusst, temperamentvoll und keck ist Bianca Tognocchis Adina und überzeugt ebenfalls auf ganzer Linie. Glockenklar, leicht und geschmeidig bis in die höchsten Höhen klingt ihre Stimme und meistert mühelos alle Koloraturen. Jonathan Michie gibt mit kernigem Bariton einen schön selbstverliebten und schnittigen Belcore, der scheinbar jede Frau mühelos erobern kann. Sejong Chang ist ein gewitzter Regisseur/Wunderdoktor Dulcamara, dem Sandra Maxheimer als stets präsente Regieassistentin Gianetta zur Seite steht.
Wichtiger Bestandteil ist dieses Mal auch wieder der Chor, der sowohl musikalisch als auch szenisch besonders gefordert ist und diese Aufgabe bestens gerecht wird. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Giedrė Šlekytė, die mit leichter Hand die verschiedenen Nuancen der temporeichen und übersprudelnden Partitur herausarbeitet und dem Gewandhausorchester feine Belcanto-Klänge entlockt.
Lautstarker Jubel und Bravo-Rufe insbesondere für die Hauptrollen und Regie beschließen diesen erfolgreichen Premierenabend.
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Fazit: Belcanto und Wilder Westen schließen sich bei einer guten und amüsanten Inszenierung nicht aus, Villazón und allen Beteiligten ist hier ein echter Dauerbrenner gelungen!
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Der Liebestrank an der Oper Leipzig | Foto (C) Kirsten Nijhof
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Eva Hauk - 15. September 2019 ID 11681
DER LIEBESTRANK (Oper Leipzig, 14.09.2019)
Musikalische Leitung: Giedrė Šlekytė
Inszenierung: Rolando Villazón
Bühne: Johannes Leiacker
Kostüme: Thibault Vancraenenbroeck
Co-Kostüme: Agnes Barruel
Licht: Davy Cunningham
Choreinstudierung: Alexander Stessin
Film: Maria Gollan
Darmaturgie: Elisabeth Kühne
Besetzung
Adina ... Bianca Tognocchi
Nemorino ... Piotr Buszewski
Belcore ... Jonathan Michie
Dulcamara ... Sejong Chang
Gianetta ... Sandra Maxheimer
Chor und Komparserie der Oper Leipzig
Gewandhausorchester Leipzig
Premiere war am 14. September 2019.
Weitere Termine: 22.09. / 03.10. / 01.11.2019 // 04.01.2020
Weitere Infos siehe auch: https://www.oper-leipzig.de
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