Zirkusluft und
Spießermilieu
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Das Feuerwerk in der Musikalischen Komödie Leipzig | Foto (C) Kirsten Nijhof
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Bewertung:
In jeder Familie gibt es ein schwarzes Schaf, bei der Familie von Direktor Oberholzer ist es der Bruder Alexander, der als Zirkusdirektor zum fahrenden Volk gehört und - wie es sich bei schwarzen Schafen so gehört - plötzlich und unangemeldet zur Familienfeier erscheint und die spießbürgerliche Idylle stört und gehörig ins Wanken bringt. Soviel zur Handlung von Paul Burkhards musikalischer Komödie Das Feuerwerk, das seit Mitte April zum Repertoire-Bestandteil der Musikalischen Komödie Leipzig zählt.
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Regisseur Axel Köhler versetzt seine Inszenierung nach Leipzig ins Jahr 1979. Im DDR-stilechten Wohnzimmer (Bühne & Kostüme von Okarina Peter und Timo Dentler) mit Spitzengardinen und einer hübsch-hässlichen Couchgarnitur unter den wachsamen Augen von Erich Honeckers Portrait versammelt er die spießigen Tanten (Anne -Kathrin Fischer, Carolin Masur, Dagmar Zeromska), die parteitreuen, unterm Pantoffel stehenden Onkels (Radoslaw Rydlewski, Milko Milev, Andreas Rainer), den gutmütigen Familienpapi (Michael Raschle) samt Ehefrau (Angelika Mehling) und deren verträumte Tochter Anna (Nora Lentner), die unbedingt zum Zirkus und somit der piefigen (Ost)Welt entfliehen möchte, sehr zum Ärger ihres Hippie-Freundes Robert (Justus Seeger).
Die ordentliche Prise Ostalgie sorgt für einige Lacher im Publikum und einige Déjà-vu- Momente. Dieser Enge stehen Hinrich Horn als (West-)Zirkusdirektor Alexander Obolski und Mirjam Neururer als Frau Iduna gegenüber, deren scheinbar aufregendes Künstlerleben für die grenzenlose Freiheit steht.
Trotz dieser Gegensätze will das Stück nicht recht in Fahrt kommen, zu bieder und fade ist es. Außer dem Hit "Oh mein Papa" hat es zwar noch ein paar andere schöne Musiknummern (etwa Annas Lied auf der Schaukel) zu bieten, mehr aber auch nicht. Auch wenn Tobias Engeli am Pult versucht, das Maximum herauszuholen und den einen oder anderen musikalischen Effekt zum Klingen bringt. Auch das Ensemble der Musikalischen Komödie vermag an der kaum vorhandenen Essenz des Stücks nicht viel zu ändern, obwohl es spielfreudig wie immer agiert: Hinrich Horn ist ein wahrhaft charmanter Zirkusdirektor, Mirjam Neururer singt mit schlankem Sopran eine verführerisch-exotische Iduna, Nora Lentner ist eine hinreißende Anna und Sabine Töpfer eine komische Köchin mit musikalischem Talent.
Fazit: Ostalgie und Showeffekte verpuffen schnell, das Ganze bleibt trotz Zirkusflair blutleer und reißt einen - im Vergleich zu Produktionen wie Prinzessin Nofretete oder On the town - nicht gerade vom Hocker, schade.
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Das Feuerwerk in der Musikalischen Komödie Leipzig | Foto (C) Kirsten Nijhof
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Eva Hauk - 28. April 2019 ID 11374
DAS FEUERWERK (Musikalische Komödie Leipzig, 27.04.2019)
Musikalische Leitung: Tobias Engeli
Inszenierung: Axel Köhler
Bühne und Kostüme: Okarina Peter und Timo Dentler
Choreografie: Mirko Mahr
Dramaturgie: Nele Winter
Mit: Nora Lentner (Anna), Mirjam Neururer (Iduna),Hinrich Horn (Alexander Obolski), Justus Seeger (Robert), Angela Mehling (Die Mutter), Michael Raschle (Der Vater), Anne-Kathrin Fischer (Tante Paula), Radoslw Rydlewski (Onkel Gustav), Carolin Masur (Tante Berta), Milko Milev (Onkel Fritz), Dagmar Zeromska (Tante Lisa), Andreas Rainer (Onkel Heinrch) und Sabine Töpfer (Die Köchin)
Ballett und Orchester der Musikalischen Komödie
Premiere war am 13. April 2019.
Weitere Termine: 28., 30.04. / 21.06.2019
Weitere Infos siehe auch: https://www.oper-leipzig.de/de/musikalische-komoedie
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