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MUSIKFEST BERLIN 2021

Konzerthausorchester Berlin

HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN,
Stummfilm von Max Neufeld
Musik von Johannes Kalitzke


Bewertung:    



Wenn mitunter im Konzertsaal Filme laufen und die hierzu komponierte Filmmusik original und live hinzugereicht wird (wie z.B. bei dem 007-Film Skyfall in der Bridgewater Hall von Manchester, als das weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gewordene Hallé Orchestra in 2018 kräftigst aufspielte), nennt man das schlichtweg ein Event. Auch Simon Rattle ließ nicht selten Derartiges zum Ereignis werden, wenn er beispielsweise die Berliner Philharmoniker mit Hermanns Psycho-Klängen unter ausschnittweiser Vorführung des gleichnamigen Hitchcock-Klassikers herauskitzelte.

Weitaus elitärer und auch ernstnehmbarer sah und sieht das bei den sog. "Stummfilmkonzerten" aus, die es - auch im Konzertsaal - hin und wieder gibt: Der Rosenkavalier oder J’accuse - Ich klage an fallen mir da gerade ein; und meistens ist es der für originale Filmmusik früherer Stummfilmzeiten als Experte geltende Frank Strobel, der sich um so hörenswerte Raritäten kümmert; bei den beiden vorgenannten Beispielen tat er das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin mit den Originalmusiken Richard Strauss' bzw. dem 2014 nachträglich von Philippe Schoeller Komponierten dirigieren.

Jetzt gab's wieder so ein Film-Musik-Ereignis.


Zu Max Neufelds Stummfilmklassiker Hoffmanns Erzählungen (1923) komponierte Johannes Kalitzke (62) die Musik, die das Konzerthausorchester Berlin (unter seinem Dirigat) uraufführte.

Beides - Film und Musik - waren gestern Abend beim MUSIKFEST BERLIN im gut besuchten Konzerthaus am Gendarmenmarkt zu sehen und zu hören.




Hoffmanns Erzählungen (1923) von und mit Max Neufeld (li.); Filmstill | © Filmarchiv AUSTRIA


"Hoffmanns Erzählungen ist eine Adaption der gleichnamigen Oper von Jaques Offenbach. Basierend auf Erzählungen E.T.A. Hoffmanns verschmelzen biographische und phantastische Episoden zu einer traumhaften, schaurigen Abenteuerreise, die Hoffmann seinen Kumpanen an einem Abend im Wirtshaus erzählt. 'Ich sah Dinge, so seltsam, dass sie dem Traume eines Narren entstammen könnten', heißt es in einem Zwischentitel. Und tatsächlich betont Neufelds eindrucksvolle Bildsprache besonders die grotesken, geisterhaften Elemente aus den Erzählungen E.T.A. Hoffmanns.

Durch ein neu entdecktes Nitropositiv konnte der bisher nur in mangelhafter Qualität erhaltene Stummfilm nun digital restauriert werden. Zu der Premiere dieser neuen Fassung präsentiert das Konzerthausorchester Berlin beim Musikfest Berlin in Kooperation mit ARTE und dem Filmarchiv AUSTRIA einen Abend, der drei Jahrhunderte verbindet: Die Schauerromantik Hoffmanns trifft auf einen Meister des expressionistischen Stummfilms und eine Uraufführung des Komponisten Johannes Kalitzke.

In seinen hierfür komponierten
Beethoven-Variationen hat Kalitzke ebenfalls mehrere historische Ebenen in seine eigene Musiksprache integriert und spannt so den Bogen von Hoffmanns Zeitgenossen Beethoven zur Gegenwart. Der Kompositionsauftrag hierzu wurde zum Jubiläum des Konzerthaus Berlin vergeben, dessen Eröffnung sich in diesem Jahr zum 200. Mal jährt.

(Quelle: berlinerfestspiele.de)


*

Die Geschichte dieses wunderbaren Films ist linear erzählt:

Der Titelheld (Max Neufeld) begegnet drei verführenswerten Frauengestalten, welche allesamt "was völlig anderes" mit Hoffmann vorhaben als er mit ihnen umgekehrt; Olympia (die Puppe), Giuletta (die Kurtisane) und Antonia (die Sängerin); die drei werden dann jeweils "teuflisch" manipuliert von Coppéllius (dem Trödler), Departutto (dem Zuhälter) und Dr. Miracle (dem Arzt); und Hoffmann kann zu guter Letzt den je drei Flüchen, immer irgendwie so auf dem letzten Pfiff, entkommen und ist schließlich wieder frei: frei von den Frauen, den Dämonen und den albtraumhaften Zwängen, ergo: endlich wieder Künstler sein!

Kalitzkes Musik verbuttert sich während der mehr als spannend anzusehenden 80 Minuten fast wie selbstverständlich mit dem Zelluloid - man sieht UND hört und denkt so aus dem Bauch heraus, das Beides von vornherein hätte zusammengewesen sein können; ganz merkwürdiger Seh- UND Höreindruck!!

Dass es sich bei der Uraufführung um sog. Beethoven-Variationen gehandelt hatte, erkannte man ganz gut an der fürwahr nicht sehr verschämten Auskippung von Scherben oder Scherbenresten, die eindeutig auf den Bonner Meister schließen ließen.

Suggestiv und klanggewaltig auch wegen des großen Aufgebots des musizierenden Orchesters!




Filmstill Hoffmanns Erzählungen (Szene: Hoffmann bei Giuletta) | © Filmarchiv Austria

Andre Sokolowski - 6. September 2021
ID 13122
MUSIKFEST BERLIN 2021 (Konzerthaus Berlin, 05.09.2021)
Hoffmanns Erzählungen

Stummfilm von Max Neufeld (1923)
Musik von Johannes Kalitzke (UA)
Klangregie: Christina Bauer
Konzerthausorchester Berlin
Dirigent: Johannes Kalitzke
Kompositionsauftrag des Konzerthaus Berlin


Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinerfestspiele.de/de/musikfest-berlin/start.html


http://www.andre-sokolowski.de

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