Ensemble Musikfabrik
Peter Rundel
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Bewertung:
Rebecca Saunders hat in einem Interview mit dem Deutschlandfunk v. 02.06.2019 gesagt, dass sie gemischte Konzertprogramme aus alter und neuer Musik favorisiert. Gut wäre es, nicht zwischen Alt und Neu zu unterscheiden, deshalb gefällt ihr das Zitat ihres Komponistenkollegen Helmut Lachenmann:
„Es gibt keine neuen Klänge, es gibt eine neue Art zuzuhören.“
Ohne eine neue Art Zuzuhören kann man die Musik von Saunders allerdings nicht verstehen. Assoziatives Hören - jene Form des Hörens, das Verbindungen herstellt bzw. im Gehirn festlegt, dass bestimmte Ereignisse zusammengehören - sind ihre Sache nicht. Ihre musikalischen Ereignisse erzeugen keine Reize folgend unserer klassischen Musikkonditionierung. Nach der klassisch musikalischen Assoziationstheorie ist Hören das Verknüpfen von wahrgenommenen Ereignissen, die in unmittelbarer zeitlicher Nähe zueinander aufgetreten sind und es dem Zuhörer ermöglichen Zusammenhänge herzustellen und einen persönlichen Erinnerungswert zu generieren. Die Stärke assoziativer Verknüpfungen steigt, wenn zwei oder mehr Ereignisse gemeinsam auftreten. Saunders versucht Erinnerungswerte durch Interferenzen, durch das Überlagern, durch Kontraste und ungewöhnliche musikalische Ausdrücke zu erzeugen.
In ihrem Stück Quartet gruppieren sich die musikalischen Aktionen um, für Saunders eher ungewöhnlich narrative Basslinien. Akzente entstehen durch schrille Tuttis, besonders eindrücklich durch Krassimir Sterev am Akkordeon.
Die sieben Instrumentalisten sind im Stück stirrings still III im Großen Saal der Philharmonie verteilt. Im letzten Stück Skin steht die wunderbare Juliet Fraser im Mittelpunkt. Fast 30 Minuten singt sie neben und gegen die 13 Instrumente einen von Sanders selbst verfassten Text. Schrille Töne gehen auf in quäkenden Trompetensound oder wieder spitzen Akkordeonklängen. Auch bringen Streichinstrumente, wie bei Quartet, sowas wie Virtuosität in die Partitur. Das aktionsgeladene Stück wird vom Publikum begeistert aufgenommen und beendet dieses spannende Porträtkonzert.
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Steffen Kühn - 10. September 2020 ID 12454
MUSIKFEST BERLIN (Philharmonie Berlin, 09.09.2020)
Rebecca Saunders: Quartet für Akkordeon, Klarinette, Klavier und Kontrabass (1998)
- stirrings still III für 7 Instrumentalisten (2006/2019), DEA
- Skin für Sopran und 13 Instrumente (2015/16)
Florentin Ginot, Kontrabass
Juliet Fraser, Sopran
Ensemble Musikfabrik
Dirigent: Peter Rundel
Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinerfestspiele.de/de/musikfest-berlin/start.html
Post an Steffen Kühn
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