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MUSIKFEST BERLIN

Mitglieder und Schola des Rundfunkchores Berlin

Benjamin Goodson


Bewertung:    



Morton Feldmans Stück Rothko Chapel ist für einen besonderen Raum komponiert.

Rothko Chapel ist ein realer Ort, ein Ort des Rückzuges. Er wurde gebaut, um Bilder des abstrakten Expressionisten Mark Rothko zu präsentieren. Ein unregelmäßiges Achteck bildet eine Art Andachtsraum. Die Raumwirkung der 14 monochromen großen Gemälde sollen musikalisch fortgesetzt und verstärkt werden. Die Solo Viola führt wie eine Art Seher durch das Klangwerk und leitet den Chor, der wie in anderen Stücken Feldmans keinen Text singt, sondern Vokalisen, die sich aus dem Sound der Viola und der Vibraphone entwickeln. Die gesungenen Aktionen erzeugen eine Musik, die sich aus der Zeit befreien will und dadurch im Klang eine kontemplative Stille erzeugen - eigentlich paradox, aber es funktioniert.

Tabea Zimmermann beginnt das Late-Night-Konzert aber mit Igor Strawinskys einzigem Werk für Viola. Das relativ spannungsarme Stück präsentiert sie von der Empore der Matthäus-Kirche. Das technisch sehr anspruchsvolle Werk arbeitet nur zweistimmig, eine Art Gespräch mit sich selbst. Fast lautlos endet es, niemand im Publikum wagt zu klatschen; und so kann Rothko Chapel nahtlos anschließen. Verblüffend, wie die Viola diese Sphäre des Leisen in Feldmanns Stück weiterführen kann.

Als hätte Feldmann Strawinskys Elégie als eine Art Einleitung imaginär davor gedacht. In beiden Stücken findet man Spuren alter Musik. Ästhetisch eine Atmosphäre der Ruhe. Das späte Werke FOUR² von John Cage setzt die Dramaturgie des Abends fort. Wieder traut sich niemand zu klatschen. Vier Gruppen von Sängerinnen und Sängern sind nun auf der Empore verteilt. Dirigent Benjamin Goodson muss bloß den Startpunkt geben, danach agieren die Gruppen autark, nur mittels Stoppuhren wird das Geschehen koordiniert. Die Mitglieder vom Rundfunkchor Berlin und der Schola des Rundfunkchores Berlin bewegen sich sicher in den abstrakten Aktionen. Das Stück ist ganz und gar Klangbewegung, kongenial wird das durch das Setting im Kirchenraum heute noch verstärkt.

*

Nach den ca. 50 Minuten Musik bricht sich dann doch begeisterter Applaus los. Ein gelungenes Experiment, was die Zuhörer unmittelbar angesprochen und beeinflusst hat.




Foto (C) Steffen Kühn

Steffen Kühn - 16. September 2018 (2)
ID 10920
MUSIKFEST BERLIN (St. Matthäus-Kirche, 15.09.2018)
Igor Strawinsky: Elegy für Viola solo
Morton Feldman: Rothko Chapel für Sopran– und Altsolo, gemischten Chor, Viola, Celesta und Schlagzeug
John Cage: FOUR² für Chor a cappella
Tabea Zimmermann, Viola
Irmela Roelcke, Celesta
Michael Weilacher, Schlagzeug
Karen Rettinghaus, Sopran
Roksolana Chraniuk, Alt
Mitglieder und Schola des Rundfunkchores Berlin
Dirigent: Benjamin Goodson


Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinerfestspiele.de


Post an Steffen Kühn

http://www.hofklang.de

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