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Musical

Raus aus dem

Lockdown –

Halleluja!

NON(N)SENS im Münchner Gärtnerplatztheater


Julia Sturzlbaum (als Schwester Amnesia) in Non(n)sens am Staatstheater am Gärtnerplatz | Foto (C) Marie-Laure Briane

Bewertung:    



Non(n)sens (Nunsense) erblickte schon 1985 das Licht der Theaterwelt am Broadway in New York und kombinierte erfolgreich die Worte „nun“ (Nonne) und „sense“ (Sinn) zu einem vergnügt-skurrilen Nunsense. Was mit einer Sammlung von Grußpostkarten angefangen hatte, wurde zum meistgespielten Klein- Musical der Welt. Und jetzt tanzen und singen die fünf Kleinen Schwestern von Hoboken am Gärtnerplatztheater den Münchnern jede schlechte Laune weg – Gott zum Gruße! Ein wunderbar schwungvoller Sprung raus aus dem kulturellen Corona-Kloster, in das wir alle allzu lange weggesperrt waren.

Auf der Bühne ein Sammelsurium von Resten aus dem Flohmarkt, dazwischen fünf Nonnen in weiß-schwarz und Haferlschuhen (Ausstattung: Judith Leikauf und Karl Fehringer), oben drüber ein Mini-Orchester, bestehend aus Schwester-Brüdern, den Herren Musikern, ebenfalls mit Schleier und Haube (Klosterband Hortus Musicus). Diese sparsame Besetzung rockt die Bude vom ersten bis zum letzten Moment aufs Schmissigste – und braucht dazu nicht einmal einen richtigen Hit. Alles klingt irgendwie nach Schlagern, die man kennt, oder Zitaten aus der sogenannten E-Musik. Es gibt nicht einmal eine wirkliche Handlung. Macht nichts. Die Show (Regie: Josef E. Köpplinger, Choreografie: Ricarda Regina Ludigkeit) stimmt und zieht – ein himmlisches Vergnügen!

*

Worum es geht:

Schwester Julia („Gott hab sie selig“) hat unglücklicherweise eine Leidenschaft fürs Kochen entdeckt und mit einer Bouillabaisse („das jüngste Gericht“) über 50 Mitschwestern dahingerafft. Die vier letzten Opfer können aus Geldmangel nicht beerdigt werden und harren ihrer Auferstehung in der Kühltruhe. Da entschließen sich die Bräute Jesu, mit Hilfe einer Show Geld für die Beisetzung zu sammeln.

Den Anfang macht Schwester Maria Leo (Frances Lucey, zart und anmutig, rührend komisch). Sie ist Novizin und stellt sich und ihren Alltag im Kloster vor: Zum Beispiel, wie sie ihr Morgengebet tanzt. Leider erlaubt ihr die Mutter Oberin kein Tutu, was ihrer erhofften Weltkarriere im Wege steht.

Getröstet wird sie von Schwester Hubert (Tracey A. Cooper, leichtfüßig trotz fülliger black power, begnadet mit einer kraftvollen, tiefschwarzen Stimme), der Stellvertreterin der Oberin. Schwester Hubert ist mit ihrem Namen ebenso unzufrieden wie mit ihrer Stellung als Nr. 2 und tritt mit sarkastischem Vergnügen immer wieder ihrer Chefin auf die Füße. Schließlich hat die einen riesigen Flat-Bildschirm gekauft, anstatt die vier Mitschwestern in der Kühltruhe anständig unter die Erde zu bringen.

Diese Schwester Oberin will jedoch keine Zweifel an ihrer Autorität oder gar Kritik aufkommen lassen, gerät dann aber aus Versehen an eine Droge. Glücklich high fällt sie völlig aus der Rolle. Es folgt ein fantastisch durchgeknalltes Solo von Dagmar Hellberg: „Steh ich im spotlight, tut mir Gott leid“.

Mitreißend auch die personifizierte „Zweitbesetzung“ Schwester Robert Anne, die endlich mal groß rauskommen will: Florine Schnitzel interpretiert sie voller Temperament à la Marylin Monroe.

Last but not least brilliert Schwester Amnesia, die immer alles vergisst, weil ihr mal ein Kruzifix auf den Kopf gefallen ist. Sie wie auch die anderen Schwestern wurden laut Autor Dan Goggin tatsächlich realen Personen nachempfunden. Julia Sturzlbaums tolle Stimme ist nicht nur einer Arie aus der „Zauberflöte“ gewachsen, sondern auch dem Dialog mit einer singenden Puppe, ihrem alter ego. Ein komödiantisches Bravour-Stück.

Natürlich geht alles gut aus. Schwester Amnesia fällt wieder ein, dass sie bei einem Prozess gegen die Gema viel Geld gemacht hat, die Oberin muss sich nicht vor der Gesundheitsbehörde verantworten und alles löst sich in einem fulminanten Finale auf. Die berühmte Filmkomödie Sister Act lässt grüßen.

*

Ein hoch vergnüglicher Abend mit einem unwiderstehlich musizierenden, tanzenden und steppenden Ensemble, dem man sich bedingungslos anvertrauen sollte: „Bevor du in dein Kissen beißt, nimm Klosterfrau Melissengeist“.



Non(n)sens am Staatstheater am Gärtnerplatz | Foto (C) Marie-Laure Briane

Petra Herrmann - 16. Juni 2021
ID 12977
NON(N)SENS | Gärtnerplatztheater, 15.06.2021
Musikalische Leitung: Darijan Ivezić
Regie: Josef E. Köpplinger
Choreografie: Ricarda Regina Ludigkeit
Bühne und Kostüme: Judith Leikauf und Karl Fehringer
Licht: Peter Hörtner
Dramaturgie: Fedora Wesseler
Besetzung:
Schwester Maria Regina (Mutter Oberin) ... Dagmar Hellberg
Schwester Maria Hubert ... Tracey Adele Cooper
Schwester Robert Anne ... Florine Schnitzel
Schwester Maria Amnesia ... Julia Sturzlbaum
Schwester Maria Leo ... Frances Lucey
Klosterband Hortus Musicus
Premiere am Staatstheater am Gärtnerplatz: 22. Mai 2021
Weitere Termine: 17., 19.06.2021


Weitere Infos siehe auch: https://www.gaertnerplatztheater.de/


Post an Petra Herrmann

petra-herrmann-kunst.de

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