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Konzertkritik

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Lausanne



Joshua Weilerstein | (C) federal-studio.com

Bewertung:    



Vor der Zugabe, einer tänzerisch-melodiösen Miniatur des aserbaidschanischen Komponisten Kara Karayev, wies der Dirigent Joshua Weilerstein darauf hin, dass bei diesem Konzert ein französischer Solist, ein amerikanischer Dirigent und ein Schweizer Orchester mit Mitgliedern aus mehreren Ländern Kompositionen aus England, Deutschland, Aserbaidschan spielten. Schön, dass es so ist. Traurig, dass man es betonen muss. Die Musik ist eine der letzten Bastionen der Weltoffenheit in einer Umgebung des zunehmenden Nationalismus. So gesehen, ist sie eminent politisch. Zwar haben, entgegen Seumes Diktum, auch böse Menschen Lieder. Aber ein Konzertbetrieb ohne Toleranz ist kaum mehr denkbar. Sogar die Frauenfeindschaft vieler Orchester ist heute, auf einen Blick überprüfbar, weitgehend überwunden.

Robert Schumanns Sinfonien sind gewiss nicht das Erste, woran man bei einem Kammerorchester denkt. Allerdings grenzt das renommierte Orchestre de Chambre de Lausanne mit 26 Streichern bei dessen 2. Sinfonie schon an ein kleineres Sinfonieorchester. Dennoch: die Fülle des Klangs, den manche Hörer für ein unverzichtbares Merkmal romantischer Musik halten, geht im Vergleich zu manchen anderen Interpretationen zugunsten einer höheren Transparenz verloren, die die Konturen der einzelnen Instrumentengruppen schärft. Ob das, der markierte Kontrast zwischen ersten und zweiten Geigen oder zwischen ihnen und den Hörnern ein Vor- oder ein Nachteil ist, dürfte Geschmackssache sein.

Vor den Schumann hat das Programm, mit dem das Kammerorchester auf seiner Tournee in der Stuttgarter Liederhalle angelangt ist, Beethovens 2. Klavierkonzert gestellt, das Weilerstein mit dem Orchester eröffnet, als wäre es von Mozart. Solist war der 29jährige Shooting Star Lucas Debargue, und der Ruf, der ihm seit vier Jahren vorauseilt, wurde in jeder Hinsicht gerechtfertigt, technisch ebenso wie musikalisch. Seine Auslegung ist frei von Effekthascherei und dringt – unüberhörbar in der Kadenz – in höchstem Maße in Beethovens Geist und Material ein.

*

Die Überraschung des Konzerts stand am Anfang. Vor den Repertoirezampanos Beethoven und Schumann erklang das kurze, schon vor zehn Jahren komponierte Within Her Arms der Engländerin Anna Clyne. Hier wurde das Kammerorchester seinem Namen gerecht. Je drei Musiker der Streichergruppen, insgesamt also 15 Spieler, geben, unterschiedlich kombiniert, ein aus vier Tönen bestehendes ätherisches Motiv an einander weiter, zerlegen es und setzen es wieder zusammen. Sie spielen stehend, die ersten und zweiten Violinen einander gegenüber, hinter ihnen links die Bratschen, rechts die Celli. Mit der Zugabe bildete diese Entdeckung einen Rahmen, den man zugleich als Bekenntnis zur Tonalität verstehen konnte. Zeitgenössische Musik mit publikumsfreundlichem Anstrich. Dass ein paar Leute trotzdem quatschen mussten, ist wohl der Preis, den man an den Zeitgeist zahlen muss.




Orchestre de Chambre de Lausanne | (C) federal-studio.com

Thomas Rothschild – 28. November 2019
ID 11852
ORCHESTRE DE CHAMBRE DE LAUSANNE (Liederhalle Stuttgart, 27.11.2019)
Anna Clyne: Within Her Arms für Streichorchester
Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 19
Robert Schumann: Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61
Lukas Debargue, Klavier
Orchestre de Chambre de Lausanne
Dirigent: Josuha Weilerstein


Weitere Infos siehe auch: https://www.ocl.ch/


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