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Heather Nova im Kölner Gloria | Foto © Ansgar Skoda

Bewertung:    



Auf die Auster folgt die Perle. 25 Jahre nach ihrem wohl bedeutendsten Album Oyster (1994) folgte mit Pearl (2019) das zehnte Studioalbum von Heather Nova. Die bermudische Singer-Songwriterin arbeitete wieder mit demselben Produzenten von damals zusammen, dem Briten Martin Glover, besser bekannt unter dem Pseudonym Youth (auch Produzent von u.a. Dido). Pearl ist gitarrenlastiger und rockiger als die letzten Alben der Künstlerin. Während die Auster eher von verschlossener Schönheit ist, stehen insbesondere die eher persönlichen Lyrics in Pearl für Offenheit. Viele Songs handeln vom Neuanfang und dem Verliebtsein mit ihrem neuen Mann, dem Fotografen Vincent Lions, der auch die Fotos für das neue Album machte. Auf ihrer Europa-Tournee machte Nova vergangenen Freitag mit ihrer dreiköpfigen Band Halt im Kölner Gloria.

Im Eingangsbereich vom Gloria können neben dem Pearl-Album auch selbstgemalte Bilder-Unikate und T-Shirts mit künstlerischen Motiven von Nova käuflich erworben werden. Vor Beginn checkt Schlagzeuger Che Albrighton die Technik und befestigt das Liliengesteck um Novas Mikrofonständer. Der aufwendige Blumenschmuck zählt zu den unverkennbaren Alleinstellungsmerkmalen von Novas Konzerten. Begleitet wird Nova auf der Bühne außerdem noch von der Gitarristin Berit Fridahl, die für einige krachende Solos sorgt. Auch den Bassisten und Cellisten Arnulf Lindner kennt man bereits von früheren Tourneen der Künstlerin. Er unterstützt Novas Gesang wirkungsvoll im Background, während Nova sich selbst die meiste Zeit auch an wechselnden Gitarren begleitet. Bei der Vorstellung der Band betonte Nova, dass ihre Bandmitglieder zugleich auch ihre Freunde seien. Denn man würde ja einen Monat lang in einem Tourbus auf engen Raum auch viele gemeinsame Erfahrungen sammeln.

Das Konzert beginnt gegen 20:30 mit der kraftvollen Rockballade „See yourself”. Es folgt „London rain (nothing heals me like you do)” aus dem Album Siren (1998), bei dem Novas weicher, klarer und charismatischer Gesang in höhere Tonlagen vordringt. Nova begrüßt ihr Publikum mit den Worten, dass sie sich Köln auch schon seit den Konzerten 1990 und 1994 sehr verbunden fühle. Die eher ein bisschen schüchtern und zerbrechlich wirkende 52jährige erzählt zwischen den Songs eher wenig. Sie macht jedoch eingangs ihrer Enttäuschung Luft, dass die Shopping Malls nahe dem Gloria aufgrund des Feiertages geschlossen hatten. Sie hätte schöne Stiefel gesehen, diese aber nicht kaufen können. Hier gibt sich Nova angenehm sympathisch-oberflächlich, wo doch viele ihrer Songs poetisch-intim von höheren Dingen handeln. „Save a little piece of tomorrow“ leitet sie damit ein, dass sie den Song Greta Thunberg widme. Sie dankt der schwedischen Klimaschutzaktivistin für die Initiierung der neuen Bewegung für verbesserte Lebensbedingungen. Nova betont, dass auch Menschen „of our age“ für die kommenden Generationen kämpfen sollten. Tatsächlich sind die meisten Konzertbesucher auch wie sie eher in den 50ern. Sie spielt aus dem neuen Album den Song „The wounds we bled“, der recht emotional von ihrer Scheidung handelt. Auch das ebenfalls performte neue „Some things just come undone“ ist ein sehr persönliches Lied über einen inneren Konflikt. Hier erzählt Nova davon, wie sie versuchte die richtigen Worte zu finden, um ihrem 15jährigen Sohn die Trennung von ihrem Ehemann und seinem Vater zu erklären.

Gegen Ende des Konzertes performt Nova „Rewild me“ aus Pearl. Die reduzierte Ballade erzählt vom Naturerleben Novas. Die Sängerin verbrachte einen Großteil ihrer Jugend mit ihren Eltern und Geschwistern auf einer 14 Meter langen Yacht in der Karibik. Noch heute vermag die Künstlerin in der Abgeschiedenheit der Natur Beruhigung und Trost zu finden. Auch „Spirit in you“, bei der Nova sich auf der Akustikgitarre begleitet und Arnulf Lindner effektvolle Klänge auf einer Violine beisteuert, verschafft dem Konzertabend meditativ-harmonische Momente. Ganz anders geartet und rockiger sind dann wieder „Make you mine“ und die beiden gefeierten Zugaben „Paper cup“ und „Sugar“.

Während die teilweise suboptimale Akustik und einige Rückkopplungen den Konzertgenuss etwas schmälerten, hatte insbesondere auch Novas exzellente Band mit kleinen Solos Unterhaltungswert. Ein besonderes Schmankerl brachte Arnulf Lindner, den Nova während einer kurzen Umbaupause um einen Redebeitrag bat. Er erinnerte daran, dass Köln auch die Geburtsstadt Heinrich Bölls ist. Lindner habe vor vielen Jahren Bölls satirische Kurzgeschichte Black Sheep [Die schwarzen Schafe (1951)] gelesen, die den literarischen Durchbruch für den noch unbekannten Autor bedeutete, der damals noch als Aushilfe arbeitete. Lindner gibt den Inhalt der Geschichte wieder und berichtet, dass die Genialität dieses Schriftstellers, dem 1972 der Literaturnobelpreis zuerkannt wurde, seinen eigenen literarischen Ambitionen ein Ende setzte. Da glänzt er lieber ganz formidabel im Background Novas. Übrigens hat die gebürtige Heather Allison Frith ihren Künstlernamen Nova nicht der Sternenexplosion „Supernova“ entlehnt. Der Name entstammt ihrer indianischen Urgroßmutter, deren Nachname „Nova“ lautete. Auf dem Heimweg weit nach 22 Uhr klingen die eingängigen Refrains von „Everything changes“ oder „I wanna be your light“ noch lange nach.



Heather Nova im Kölner Gloria | Foto © Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 4. November 2019
ID 11785
Weitere Infos siehe auch: https://www.heathernova.com/


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