Karfreitags-
konzerte
in Berlin
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Karfreitagsmotiv | Bildquelle: Wikipedia
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Über zwei exzellente Karfreitagskonzerte in der Philharmonie Berlin soll hier berichtet sein:
Ingo Metzmacher ist – wie sein Amtsvorgänger Kent Nagano – ein profunder Werkkenner und -liebender Olivier Messiaen's. So nimmt es überhaupt nicht Wunder, dass dem Oevre dieses größteinfältigsten der „letzten neuen“ Komponisten (Messiaen wäre in diesem Jahr 100 Lenze jung geworden) reichlich Raum geboten wurde/wird; Metzmacher hat fürs sogenannte Osterfestival 2008 an vier diversen Abenden Messiaen-Werke jeweils mit Werken Bachs korrespondieren lassen. Am Karfreitag, also zu Beginn der kleinen Reihe, funktionierte das sehr exemplarisch mittels eines groß besetzten Rahmens (Messiaen), welcher zwei frühe kirchliche Kantaten (Bach) quasi in seinem Innern barg...
Bei Les Offrandes oubliées (Die vergessenen Opfer), einem sehr kurzen und sehr sehr meditativ daher schwebenden Orchestralgebilde allerschönstem Farbigseins, hat man – wie schon paar Wochen vorher in Turangalila – einen merkwürdigen Dargebrachtseinseindruck, nämlich: Warum legt sich Metzmacher, wenn er sich schon für diese wahrlich nah am Kitsch gebaute Messiaen'sche Wunderhaftigkeit entscheidet, nicht mit aller Hingabe in sie hinein? Er lässt es ohne jede Furcht & Tadel musizieren, aber Seele - die er wohl für „so was“ hätte/hat – bleibt außen vor; er baut eine Distanz zum Werk; das ist und bleibt ein Manko in der Interpretation und will das Typisch-Sphärische bei Messiaen nicht in Konsequenz belassen... / Völlig anders dann in den Trois petites Liturgies de la Présence divine (Drei kleine liturgische Stücke über die Gegenwart Gottes)! Hier geht Metzmacher mit Leib und Herz ins Werk hinein blüht in ihm auf. Nun steht ihm freilich auch die exquisite Damenriege aus dem Rundfunkchor Berlin, die dieses sich in mörderische Höhenlagen kapriziös bewegende Vokalwerk meistert, Hand in Hand zur Seite. Also, der zu hörende Gesamteindruck bei diesem: ausgefeilt, zupackend, filigran... sensationell!!!
Angelika Kirchschlager wird sich – nach dem Konzert - vielleicht höchstselbst gefragt haben, weshalb sie ihre arg bemessne Zeit für diese Kurzauftritte bei den beiden Bach-Kantaten opfern musste; hätte sie's mal besser sein lassen, ist scheinbar nicht ihr Fach.
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Zwei Stunden später: Bachs Johannespassion, im Kammermusiksaal:
Die Europa Chor Akademie sowie die Mendelssohn Symphonia überzeugten und gefielen durch eine den Puls beschleunigende wie den Atem raubende Gesamtdarbietung. Insbesondere war es ein Lehrstück auf die Kunst der Pause (der Zäsur). Was Joshard Daus mit diesem „stillsten“ aller Mittel zweckdienlich erreichen wollte und erreichte, stellte sich natürlich ein: Ein Luftanhalten, In-sich-Kehren.
Fionnuala McCarthy: eine engelsüße, stimmliche Verheißung!
Thomas Dewald's mozarthafter Sound tat (s)einer Auferzählung der Geschichte gut. Die Arien überdies: zum Heulen schön!!
Irrationaler Jubel!!!
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Andre Sokolowski - 22. März 2008 ID 3753
DEUTSCHES SYMPHONIE-ORCHESTER (Philharmonie Berlin, 21.03.2008)
Olivier Messiaen: Les Offrandes oubliées
J. S. Bach: Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen - Kantate Nr. 12
- Christ lag in Todesbanden - Kantate Nr. 4
Messiaen: Trois petites Liturgies de la Présence divine
Julia Kleiter, Sopran
Angelika Kirchschlager, Alt
Andreas Weller, Tenor
Alfred Reiter, Bass
Steven Osborne, Klavier
Valérie Hartmann-Clavérie, Ondes Martenot
Rundfunkchor Berlin
(Choreinstudierung: Simon Halsey)
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Dirigent: Ingo Metzmacher
JOHANNESPASSION (Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin, 21.03.2008)
J. S. Bach: Johannes-Passion
Fionnuala McCarthy, Sopran
Fredrika Brillembourg, Alt
Wolfgang Newerla, Bariton
Karsten Mewes, Bass (Jesus)
Thomas Dewald, Tenor (Evangelist)
EuropaChor Akademie
Mendelssohn Symphonia
Dirigent: Joshard Daus
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