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BEETHOVEN 250

Fidelio aus dem (leeren)

Theater an der Wien

Manfred Honeck entschied sich für die 2. Version der Beethoven-Oper aus dem Jahre 1806

Bewertung:    



Wir schreiben das große Beethovenjahr, und wir schreiben (seit paar Wochen schon) das Jahr des Beginns der größten viralen Infektion, die die Welt seit der Spanischen Grippe von 1918-20 durchmachte und weiterhin - wie lange, weiß derzeit kein Mensch - durchmacht. Ja und was Beethovens 250. Geburtstag angeht: Opernhäuser und Konzertsäle sind für das Publikum weltweit geschlossen! Und nicht nur die großen oder kleinen "Jubiläumsprojekte" gingen und gehen seither Stück um Stück den Bach runter, auch alles andere findet halt wegen dieser Pandemie nicht statt...

Das Theater an der Wien hatte jetzt den Fidelio, dessen offizielle Premiere für den 16. 3. angesetzt war, wenigstens noch für TV und Internet konservisch retten können - und ich hatte von der Übertragung heute Abend zufällig auf 3.sat Wind bekommen; setzte daher schnell noch alles in Bewegung, um mich in die Aufzeichnung auf myfidelio.at (die schon seit 19 Uhr lief) einzuloggen, also schnell dann noch ein kostenfreies Test-Abo bei denen abgeschlossen, und los ging's:



Fidelio im Theater an der Wien | Foto (C) Monika Rittershaus


*

Ich kam auch fast zu rechten Zeit, denn eines von den Highlights dieser Oper war dann augenblicklich auf dem Bildschirm/unterm Kopfhörer präsent - der Gefangenenchor "O welche Lust"; und ich sah in die Männergesichter des Arnold Schoenberg Chors, die von der Kamera per Nahaufnahme eingefangen wurden, und dann sang Dumitru Mădăraşăn seinen zweiten Gefangenen, "Sprecht leise! Haltet euch zurück! Wir sind belauscht mit Ohr und Blick", und diese Anspannung in den Gesichtern dann zu sehen und die Antworten der anderen auf das zu hören - unbeschreiblich; und ich kriegte Gänsehaut!

Der Dirigent Manfred Honeck und die Wiener Symphoniker wählten die 2. Version der Oper aus dem Jahre 1806; die kennt wahrscheinlich der Fidelio-Normalverbraucher nicht so gut wie die, die herkömmlich seit Jahren und Jahrzehnten aufgeführt und aufgenommen wird - am deutlichsten ist das beim großen Wiedersehensduett zwischen Leonore und Florestan hörbar, wie auch das Finale gänzlich anders zu klingen scheint als sonst... Das alles hört sich - für den Opernlaien, wohl gemerkt - weitaus "durchdachter", intensiver, zugespitzter an, es liegt was durchaus Kammermusikalisches in dieser dankbar von mir angenommnen Fassung.

Nicole Chevalier, die große Ex-Duse der Komischen Oper Berlin, war als Titelheldin zu erleben; ihre dramatischen, zum Teil geradezu überdramatischen Spitzentöne klangen beißend, hatten etwas allzu Schrilles. Ihr zur Seite trotzte der von einem hartnäckigen Reizhusten geplagte Eric Cuttler (als Florestan) sensationell, mit einer technischen Professionalität sondergleichen, dieser gesundheitlich bedingten Kalamität.

Von den anderen Rollenträgern prägte sich - was meine individuelle Aufmerksamkeit anbelangte - keiner weiter ein; die Auftritte von Marzelline & Jaquino tat ich ja verpassen, da ich mich erst ab "O welche Lust" in der besagten Aufzeichnung befand.

Das Bühnenbild stammte vom deutsch-amerikanischen Architekturbüro Barkow Leibinger und stellte nicht viel mehr und nicht viel weniger als eine gigantische Variation der sog. Unmöglichen Treppe von Penrose dar - hätte man natürlich lieber in der wahrhaftigen Dimension vor Ort besichtigt haben wollen.

Und dass wieder mal so ein prestigeträchtiges Attribut (von wegen "Oscar-Preisträger" und so) herhalten musste, um bezüglich der Regie-Vergabe großartig zu punkten, hat im Umkehrschluss was derart Mickriges, dass man es daher schlicht vergessen wollen würde, denn: Schauspieler Christoph Waltz war/ist nun wahrlich keine Leuchte, was das Inszenieren dieser Oper und an diesem so geschichtsträchtigen Haus - der Uraufführungsstätte des Fidelio, immerhin - betrifft. Ergo, ich wüsste weder sichtlich Positives noch dann sichtlich Negatives über seine Un-Arbeit am Opus zu berichten.

Andre Sokolowski - 20. März 2020
ID 12099
FIDELIO (Theater an der Wien, 14.03.2020)
Musikalische Leitung: Manfred Honeck
Inszenierung: Christoph Waltz
Bühne: Barkow Leibinger
Kostüme: Judith Holste
Licht: Henry Braham
Besetzung:
Leonore (Fidelio) ... Nicole Chevalier
Florestan ... Eric Cutler
Don Pizarro ... Gábor Bretz
Rocco ... Christof Fischesser
Marzelline ... Mélissa Petit
Jaquino ... Benjamin Hulett
Don Fernando ... Károly Szemerédy
Erster Gefangener ... Johannes Bamberger
Zweiter Gefangener ... Dumitru Mădăraşăn
Arnold Schoenberg Chor
(Choreinstudierung: Erwin Ortner)
Wiener Symphoniker
TV- und Internet-Ausstrahlung am 20. März 2020


Weitere Infos siehe auch: https://www.theater-wien.at/


Post an Andre Sokolowski

http://www.andre-sokolowski.de

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