SALZBURGER FESTSPIELE 2018
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Epische Oper
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Die Zauberflöte 2018: Albina Shagimuratova (Die Königin der Nacht) | © Salzburger Festspiele / Ruth Walz
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Bewertung:
Lässt sich mit der Zauberflöte noch etwas erzählen, was nicht längst erzählt worden ist? Die amerikanische Regisseurin Lydia Steier und ihre deutsche Dramaturgin Ina Karr haben vor dem Stoff und seinen Rätseln kapituliert. Kein interpretatorischer Ansatz ist erkennbar, nur kostspielig muss es sein. Weil sie mit den Figuren Schikaneders und Mozarts im wörtlichen Sinne: offensichtlich nichts anfangen konnten, haben sie einen Erzähler hinzuerfunden, der den drei Knaben all das vorliest, was auf der Bühne in Dialogen mitgeteilt werden kann und worin diese dann mittun dürfen. Den Erzähler sollte Bruno Ganz spielen. Der ist erkrankt. Also hat man Klaus Maria Brandauer engagiert. Nun gibt es durchaus Schauspieler, die man sich an Stelle von Bruno Ganz denken könnte. Ernst Stötzner zum Beispiel oder auch Josef Bierbichler. Aber Klaus Maria Brandauer hat mit Bruno Ganz stilistisch so viel gemeinsam wie Paul Desmond mit John Coltrane. Was soll man von einer Regie halten, die das nicht juckt? Es deutet auf das grundlegende Prinzip der Salzburger Inszenierung hin: es heißt Beliebigkeit. Was zählt, ist Prominenz. Der künstlerische Output ist Nebensache.
Die voluminöse Königin der Nacht [s. Foto o. re.] bereitet sich ganz in Weiß auf ihre berühmten Koloraturen vor. Der weise oder meinetwegen betrügerische Sarastro sieht aus wie Doktor Dolittle. Sarastros Boten scheinen aus der Dreigroschenoper entsprungen, und Isis und Osiris posieren als großflächige Arbeiterhelden wie von Vera Muchina. Vielleicht soll das der Mahnung Sarastros „Wen solche Lehren nicht erfreu'n, verdienet nicht ein Mensch zu sein“ eine stalinismuskritische Bedeutung verleihen. Beliebig. Monostatos darf nicht schwarz sein und singt entsprechend: „Und ich soll die Liebe meiden, weil ein Diener hässlich ist.“ Das ergibt zwar keinen Sinn oder ist, im schlimmeren Fall, sozial diskriminierend, wenn man nämlich unterschlägt, dass Monostatos nicht eine Wahrheit, sondern die Ansicht der Rassisten formuliert. Da der Hauptteil der Inszenierung im Zirkusmilieu stattfindet, ist Monostatos ein Messerwerfer im Kreis von Messerwerfern. Sarastros Priester wiederum sitzen als eine Art Gewerkschaftsversammlung da, deren „Anderssein“ der erzählende Großvater mit der bekannten Selbstverteidigung Shylocks aus dem Kaufmann von Venedig rechtfertigt, die mit der Zauberflöte so viel zu tun hat wie Hamlets „Sein oder Nichtsein“ mit der Fledermaus.
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Musikalisch ist der Abend auf der Bühne glanzlos, um nicht, wie beim Sarastro des ansonsten eindruckvollen Matthias Goerne, zu sagen: schwächelnd, im Graben Routine. Das verschachtele Bühnenbild von Katharina Schlipf opfert dem visuellen Effekt die Akustik: Nebensache. Aber aufwendig. Wir befinden uns bei den Salzburger Festspielen. Wer hätte gedacht, dass wir uns ausgerechnet in der Intendanz Markus Hinterhäuser, von der wir uns so viel versprochen haben, mit Wehmut an die Salzburger Zauberflöte von Achim Freyer erinnern würden. Auch sie spielte im Zirkus. Aber welch ein Unterschied!
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Die Zauberflöte 2018: Mauro Peter (Tamino), Ensemble | © Salzburger Festspiele / Ruth Walz
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Thomas Rothschild – 1. August 2018 ID 10822
DIE ZAUBERFLÖTE (Großes Festspielhaus, 31.07.2018)
Musikalische Leitung: Constantinos Carydis
Regie: Lydia Steier
Bühne: Katharina Schlipf
Kostüme: Ursula Kudrna
Licht: Olaf Freese
Video: fettFilm
Dramaturgie: Ina Karr
Mit: Matthias Goerne (Sarastro), Mauro Peter (Tamino), Albina Shagimuratova (Die Königin der Nacht), Christiane Karg (Pamina), lse Eerens (Erste Dame), Paula Murrihy (Zweite Dame), Geneviève King (Dritte Dame), Adam Plachetka (Papageno), Maria Nazarova (Papagena), Michael Porter (Monostatos), Tareq Nazmi (Sprecher), Simon Bode (Zweiter Priester / Erster geharnischter Mann), Birgit Linauer (Alte Papagena), Klaus Maria Brandauer (Großvater) und 3 Wiener Sängerknaben (als Drei Knaben)
Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
Wiener Philharmoniker
Premiere zu den Salzburger Festspielen war am 25. Juli 2018.
Weitere Termine: 04., 07., 15., 24., 30.08.2018
Weitere Infos siehe auch: http://www.salzburgerfestspiele.at
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