Gediegenes
 
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 Bis Ende November (mindestens) findet Kultur und Kunst - falls überhaupt - unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Zweiter Lockdown landauf, landab. Eine neuerliche Katastrophe für alle Kultur- und Kunstschaffenden!
 
 Auch die Staatsoper Unter den Linden zählt mit zu den Leidtragenden, und obgleich wahrscheinlich hier (allein, was ihren Staatstheaterstatus anbelangt) für die direkt Betroffenen die wirtschaftlichen Einschnitte nicht ganz so ausufernd wie beispielsweise für die Freiberuflichen, die meistenfalls kein Festengagement besitzen, sind; Entlohnungen für die Festangestellten laufen weiter, und von Kurzarbeit oder Entlassungen war bisher in der offiziellen Kommunikation des Hauses nichts zu lesen. Dennoch:
 
 Es gibt keine Karteneinnahmen, der zukünftige Spielbetrieb ist schwer bzw. kaum noch planbar, und bedeutende Prestigeprojekte - wie z.B. die für diesen Monat vorgesehenen BAROCKTAGE - fallen ersatzlos aus.
 
 Wie weiter? was soll werden?? 
 
 Keiner kennt bis heute das Patentrezept.
 
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 Jetzt präsentierten Staatsoper und rbb Kultur wenigstens wieder einen Live-Stream und man hatte wieder das Gefühl, es findet trotz all dieser Ausgegrenztheiten noch irgend etwas statt:
 
 "Für Musik und Kultur gab es wahrscheinlich bisher wenig Schlimmeres als diese Pandemie. Wir erleben eine sehr schwere Zeit und – was vielleicht noch schlimmer ist – können überhaupt nicht absehen, wie die Zeit sein wird, wie die Menschen geprägt sein werden, wenn es denn endlich vorbei sein wird. Eine Rückkehr zur Normalität ist nur sehr schwer vorstellbar, denn die Musik- und Kulturlandschaft wird sich durch die Pandemie nachhaltig verändern. Das Überleben der so reichen deutschen (und europäischen!) Kulturlandschaft ist in großer Gefahr. Was mir am meisten Sorgen macht", schreibt Daniel Barenboim, "ist, wie wenig Bedeutung Musik und Kultur heute im gesellschaftlichen Diskurs haben. Selbstverständlich kommt die Gesundheit zuerst, dann die Wirtschaft. Aber auch Kultur trägt zur Wirtschaft bei, und wir dürfen nicht vergessen, dass der Mensch auch einen Geist hat." (Quelle: staatskapelle-berlin.de)
 
 
 
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 Sir András Schiff spielte das 4. Klavierkonzert von Beethoven im Sonderkonzert der Staatskapelle Berlin (Dirigent: Daniel Barenboim) zugunsten des Nothilfefonds der Deutschen Orchester-Stiftung | Screenshot des Livestreams auf rbb Kultur v. 15.11.2020
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 Daniel Barenboim, der heute seinen 78. Geburtstag feiert, dirigierte die Staatskapelle Berlin. Ihr Beethoven-Auftritt war also live gestreamt, ja und man kann ihn morgen, spät am Abend, auch im rbb-Fernsehen nochmals nachschauen und nachhören.
 
 Starpianist Sir András Schiff (66), an einem Bösendorf-Flügel sitzend [s. Foto oben], begann mit dem Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur.
 
 Und neugierig wäre man schon gewesen, wer von beiden - Schiff und Barenboim sind schließlich beide Pianisten sowie Dirigenten - bei dem Opus 58 tonangebend oder richtungsweisend war; aber so richtig eindeutig kriegte ich's nach dem Abgehörtsein der drei Sätze nicht heraus, was aber auch nicht weiter weh tat. Also nicht dass mich der Interpretationsansatz elektrisiert hätte.
 
 Eroica folgte, und in ihrem Fall ließ sich doch an mit Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vorhersagen, dass die seit Jahren und Jahrzehnten vorgeprägte Barenboim'sche "Sicht der Dinge" bleiben würden, wie sie immer schon gewesen war: Die Dritte Beethovens hörte sich bei ihm wieder, und wie eh und je, überbedeutsam, überdeutlicht an; dem ersten  und dem zweiten Satz (dem insbesondere) tut diese Art Gewichtigkeit ganz gut, doch bei den andern beiden Sätzen suchte wohl der unschuldige Hörer einen Fluchtweg, der ihn aus dem angestemmt Behäbigen befreien könnte. Was mir fehlte, wäre, was zum Beispiel Thomas Mann mit diesem Satz aus Lotte in Weimar kurz markierte: "Leichtigkeit, Leichtigkeit". 
 
 Alles in allem: zu gediegen.
 
 Makellos indes: die Staatskapelle.
 
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Andre Sokolowski - 15. November 2020 ID 12602
 
STAATSKAPELLE BERLIN (Staatsoper Unter den Linden, 15.11.2020)
 Sonderkonzert zugunsten des Nothilfefonds der Deutschen Orchester-Stiftung
 Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4 D-Dur op. 58
 - Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55, Eroica 
 Sir András Schiff, Klavier
 Staatskapelle Berlin
 Dirigent: Daniel Barenboim
 Live-Stream vom 15. November 2020
 
 
 Weitere Infos siehe auch: https://www.staatskapelle-berlin.de/
          
     
         http://www.andre-sokolowski.de
  
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