SEMPER:DONNERSTAG
startet mit Strauss-Liedern
Endlich hat auch die Sächsische Staatsoper Dresden ihre Semperopernbühne für gestreamtes Klein-Konzertfutter entdeckt
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Bewertung:
Das Wiener Konzerthaus, das ab Juni seine Pforten wieder für den Publikumsverkehr vorsichtig öffnen wird (erst für 100, später für 250 Leute), hat seine coronabedingte "Behelfsphase" mit seinen sowohl hochqualifizierten als auch anrührenden und von uns mit allergrößter Sympathie kontinuierlich verfolgten Live-Streams soweit hinter sich; die Reihe seiner diesbezüglichen "Moments Musicaux" läuft offiziell zwar noch bis 2. 7. (und an diesem Tag hätte es sage und schreibe 36 Videos im Archiv!), doch eigentlich würde sich das Format vorerst erübrigt haben.
Auch die Bayerische Staatsoper livestreamte seit dem Ausbruch der sämtliche Opern- und Konzerthäuser außer Gefecht gesetzt habenden Pandemie jeweils am Montagabend über eine Stunde lang Musik- und Tanzvorführungen in Klein(st)besetzungen - diejenigen, die das an ihren Heimcomputern (live!!) verfolgten, hatten dabei immer so'n merkwürdiges "Dazugehörigkeitsgefühl"; auf jeden Fall tat es ganz gut zu wissen und zu spüren, dass da auf der Bühne kreatives Leben wirkt, und zwar für uns, die wir in den Parketts und Rängen all der Häuser leider, leider nicht/ noch nicht wieder verweilen dürfen.
Nun hat also endlich auch die Dresdner Semperoper dieses Web-Format für sich entdeckt und stellt seit gestern - zwar nicht live (wie schade aber auch!) - vorproduzierte Kurz-Konzertmitschnitte auf die hausinterne Website, und die sind als sogenannter SEMPER-DONNERSTAG allwöchentlich jeweils ab 17 Uhr beseh- und auch behörbar.
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Los ging es mit sieben Strauss-Liedern, die von der oberpfälzischen Mezzosopranistin Christa Mayer, der finnischen Kolorateuse Tuuli Takala und dem Dresdner Bariton Sebastian Wartig - alle drei jeweils mit einer hochgrandiosen Stimme und einer nicht minder großartigen Textverständlichkeit begnadet - nacheinander dargeboten wurden; am Konzertflügel der Semperoper-Studienleiter Johannes Wulff-Woestensaß.
Die knappe halbe Richard-Strauss-Stunde bescherte ihren ZuhörerInnen (außer Ständchen oder "Ruhe, meine Seele" oder Zueignung) vier weniger bekannte Kostbarkeiten aus dem reichhaltigen Lieder-Schatz des Komponisten. Und so lauschte ich zum ersten Male der Geduld und dem "Ich wollt' ein Sträußlein binden"; bei dem Amor-Lied hatte ich dann den Eindruck, dass es sich um eine Zerbinetta-Studie zu Ariadne auf Naxos gehandelt haben könnte, und die Tuuli geriet also auf spielerische Art und Weise in schier unerreichbar scheinende Koloratur-Extremhöhen (dass ich unter dem Kopfhörer fast einen Tinnitus bekommen hätte); auch das hyperkitschige (also vom Text her, nicht etwa von der Musik) "Wie sollten wir geheim sie halten" kannte ich bis dahin nicht...
Intendant Peter Theiler sprach vorm Stream paar Sätze in die Kamera und deklarierte das Konzert als "Grußbotschaft" - bis es dann endlich wieder richtig in der Semperoper losgeh'n sollte.
Ja und wo bleibt Christian Thielemann? Man sieht und hört ihn nicht. (Wir hoffen, dass ihm nichts passiert ist.)
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Christa Mayer (beinah' unerkennbar in dem Bild im Bild) sang ein paar Strauss-Lieder beim SEMPER:DONNERSTAG, gestreamt am 28. Mai 2020 auf semperoper.de Foto: Birgit Nockenberg
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Andre Sokolowski - 29. Mai 2020 ID 12267
SEMPER:DONNERSTAG (Semperoper Dresden, 22.05.2020)
Lieder von Richard Strauss
- Geduld op. 10 Nr. 5 (Text: Hermann von Gilm)
- "Ich wollt’ ein Sträußlein binden" op. 68 Nr. 2 (Text: Clemens von Brentano)
- Ständchen op. 17 Nr. 2 (Text: Adolf Friedrich von Schack)
- "Ruhe, meine Seele" op. 27 Nr. 1 (Text: Karl Friedrich Henckell)
- Amor op. 68 Nr. 5 (Text: Clemens von Brentano)
- "Wie sollten wir geheim sie halten" op. 19 Nr. 4 (Text: Adolf Friedrich von Schack)
- Zueignung op. 10 Nr. 1 (Text: Hermann von Gilm)
Tuuli Takala, Sopran
Christa Mayer, Mezzosopran
Sebastian Wartig, Bariton
Johannes Wulff-Woesten, Klavier
Stream auf semperoper.de vom 28. Mai 2020
Weitere Infos siehe auch: https://www.semperoper.de
http://www.andre-sokolowski.de
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