Johannespassion
als Geisterkonzert
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Bach Collegium Japan | (C) Marco Borggreve
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Bewertung:
Zu Ostern und die Wochen kurz davor werden die beiden Bach-Passionen überall im Land sowohl von international wie national gestand'nen Profis wie auch von zig "Laienchören" (die natürlich, falls sie schon mal eine von den Bach-Passionen singen, ganz und gar dann nicht als "Laienchöre" abqualifiziert sein dürften!) aufgeführt; es ist die allgemeine Hohe-Zeit zur Darreichung dieser zwei Werke. Und für alle (ausnahmslos dann ALLE!!), die sie zufälligerweise jetzt gerade, oder auch von mir aus etwas später, aufzuführ'n gedachten, war mit einem Male Pumpe aus und Schluss!
Corona bringt gerade das gesamte kulturelle Leben, was halt immer oder meistens öffentlich und unter der gewollten Großbeteiligung von vielem, vielem Publikum erfolgte, völlig zum Erliegen. Ja und keiner weiß derzeit, wann "es" dann endlich wieder weg ist, wann "es" sich in Gottes Namen endlich wieder weit, weit weg von uns in Luft auflöste und wir endlich wieder unsre Freiheit hätten.
Und mit sog. Live-Streams sorgt der eine oder andere Veranstalter - in diesen beispiellosen schweren Zeiten - für ein bisschen kulturelle Abhilfe. Das heißt, im ganz konkreten Fall der Fälle wird ein (ursprünglich mit Publikum geplantes) klassisches Konzert mit Kameras und Mikrofonen sozusagen eingefangen, und die jeweils Ausführenden (ohne Publikum, also im leeren Saal) gelangen übers Internet zu Ihnen und zu mir nachhause; und Sie als wie ich könnten sich Kopfhörer zur Ton- und Klangverstärkung aufsetzen und die Beteiligten, kaum anders wie bei einer Fernsehübertragung eines klassischen Konzertes, auf dem Rechner vor sich sehen; auch ein Gläschen Rotwein und paar kleine Häppchen passten während dieses Live-Streams wohl ganz gut, und keiner würde was gegen mein/Ihr Geschlürfe und Geschmatze währenddessen einzuwenden haben...
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Auf philharmonie.tv, der hausinternen Internet-Plattform der Kölner Philharmonie, konnte man gestern zwischen 18 und 20 Uhr Bachs Johannes-Passion mit dem in puncto historische Aufführungspraxis geschulten und geübten Bach Collegium Japan, einem in seiner Klasse weltbekannten und -berühmten Vorzeigeensemble, live erleben; der bei Koopman und bei Kee in Amsterdam studiert habende Organist und Cembalist Masaaki Suzuki (66) gründete die aus ChoristInnen und InstrumentalistInnen bestehende Misch-Company vor über 30 Jahren.
Es war anrührend und intensiv, der Bach-Musik zu lauschen und die Sänger sowie Musiker bei ihren Darreichungen (meist in Nahaufnahme) zuzusehen - ganz zuvörderst müssen hier Aki Matsui (mit ihren Sopran-Arien) und James Gilchrist (als phänomenal-textverständlicher Evangelist) genannt werden.
Suzuki dirigierte forsch und drückte dabei ziemlich auf das Tempo.
Nach der kurzen Weile taten sich die Mitwirkenden vor der Kamera zu uns verbeugen, und am Schluss winkten sie ihrem Publikum, das sie nicht sehen und nicht hören konnten, etwas irritiert und irgendwie schon traurig (wie es schien) zum Abschied zu.
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Für alle eine eigentlich doch abwegige, weil den derzeitigen Umständen geschuldete, Erfahrung.
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Andre Sokolowski - 16. März 2020 ID 12087
GEISTERKONZERT (Kölner Philharmonie, 15.03.2020)
J.S. Bach: Johannes-Passion BWV 245
Aki Matsui, Sopran
Damien Guillon, Alt
Zachary Wilder, Tenor
James Gilchrist, Tenor (Evangelist)
Christian Immler, Bass
Bach Collegium Japan
Dirigent: Masaaki Suzuki
Weitere Infos siehe auch: http://www.philharmonie.tv/
http://www.andre-sokolowski.de
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