Alan Gilbert dirigierte Mahlers Dritte - und wer spielte eigentlich das Posthorn in der Ferne?
Gewandhausorchester Leipzig
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Bewertung:
Riccardo Chailly hatte sich den rechten Unterarm gebrochen - eine Katastrophe für einen Dirigenten! So musste für "sein" Gewandhausorchester Leipzig und dessen anstehende September-Konzerte (auch zum MUSIKFEST BERLIN) Ersatz gefunden werden:
Alan Gilbert - in der Hauptstadt oft gesehen und beliebt [im Februar verantwortete er das spektakuläre Kraft-Stück Magnus Lindbergs bei/mit den Berliner Philharmonikern] - sprang ein; er hat derzeit den Chefposten bei den New Yorker Philharmonikern inne.
Mit Mahlers Dritter Sinfonie gastiert es sich natürlich prima - und es ist auch meistens völlig wurscht, wer da mit ihr anrückt. Sie ist beliebt bei Jung und Alt. Und Alle musizieren sie dann immer wieder gern - gewiss auch die drei aus der Pleißestadt bis an die Spree hierher verlad'nen Chöre (Damen des Chores der Oper Leipzig sowie Damen des Gewandhauschores und Gewandhauskinderchor); die haben zwar in diesem Werk nicht allzu viel zu tun als lustig-keck "singen drei Engel" und "bim-bam" von sich aus beizusteuern, doch auch dieses Wenige will wohl gekonnt sein, und es hört sich dann, falls es gelingt, auch immer wieder lustig an...
Das Werk hat freilich, außer diesen positiv daherkommenden Ausrutschern, rein stimmungsmäßig auch noch jede Menge Schwere und Melancholie zu bieten (I., VI. Satz), weswegen wir und ich (schwer, melancholisch) Mahler über Alles so sehr lieben. Und mit der Altistin Gerhild Romberger in ihrer Gastrolle als Nietzsche-Vortragskünstlerin, bei der man jedes Wort verstehen konnte, waren unsre vielen Leipziger, was Schwere & Melancholie betrifft, zusätzlich gut bestückt; ihre zum Schluss hin auslaufenden "tief"-Passagen (aus dem Zarathustra'schen "O Mensch! Gib acht!") ließen mich andachtsvollen Hörer nachträglich nochmal auf jenen hübschen Wikipedia-Eintrag stoßen, wo es dort wortwörtlich heißt: "Dies ist ein großer inhatlicher Sprung vom Rückfall in tierische Formen im Scherzo. Der Gesang kommt somit einem Neuanfang gleich." (Das mit dem tierischen Rückfall fand und finde ich besonders allerliebst.)
Mein insgesamter Höreindruck ist untrennbar gepaart mit meiner langjährigen Hörerfahrung während meiner Studien-, Ausbildungs- und Wohnzeiten in Leipzig, wo ich das Orchester unzählige Male (in der Ära Kurt Masurs und Herbert Blomstedts) live erleben konnte. Ich war also - heute - wieder hochsentimental von alledem berührt, was auf mich einströmte und bin doch nach wie vor beglückt, dass es dieses Gewandhaus Leipzig (mit seinen gleichnamigen Ensembles) gibt! Die warn schon immer gut - da beißt die Maus kein' Faden ab.
Zwei Musiker will ich hervorheben: Sebastian Breuninger ist ein Konzertmeister, dessen elektrisierendes Anspornen "seiner" Instrumentengruppe (Violinen I) nicht nur derselbigen, sondern gewiss auch allen Anderen aus dem Orchester springflutartig die Gemüter aufheizt und doch gleichsam "ordentlich" zu bremsen weiß; zudem klingen die Soli von ihm göttlich - - wer das Posthorn aus der Ferne (III. Satz) geblasen hatte, blieb dann leider im Programmheft unerwähnt; auf jeden Fall: es war anbetungswürdig!!
Ja, zum Heulen schön.
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Nach dem Konzert des Gewandhausorchesters Leipzig (Dirigent: Alan Gilbert) mit Mahlers Dritter Sinfonie beim MUSIKFEST BERLIN 2014 - Foto (C) Christian Fanghänel
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Andre Sokolowski - 10. September 2014 ID 8076
MUSIKFEST BERLIN (Philharmonie, 09.09.2014)
GUSTAV MAHLER: Symphonie Nr. 3 d-Moll
GERHILD ROMBERGER, Alt
DAMEN DES CHORES DER OPER LEIPZIG
Choreinstudierung: ALESSANDRO ZUPPARDO
DAMEN DES GEWANDHAUSCHORES
Choreinstudierung: GREGOR MEYER
GEWANDHAUSKINDERCHOR
Choreinstudierung: FRANK-STEFFEN ELSTER
GEWANDHAUSORCHESTER LEIPZIG
Dirigent: ALAN GILBERT
Weitere Infos siehe auch: http://www.musikfestberlin.de
Post an Andre Sokolowski
http://www.andre-sokolowski.de
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