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Musical

Farbenfroher

Barrikadensturm



Bewertung:    



Warum die Barrikaden auf der Bühne der Kammeroper Köln in Pulheim errichtet werden und von wem und was das alles mit der Liebesgeschichte zwischen Marius und Cosette zu tun hat, erschließt sich nur schwer in der Uraufführung des Musicals Barricade von Esther Hilsberg und Holger Potocki / Bianca Hein (Libretto). Schön anzusehen und nett anzuhören ist es aber allemal, was Regisseur Christian Stadlhofer, Ausstatter Jörg Brombacher (Bühne) und Thomas Kaiser (Kostüme) sowie die zahlreichen Darsteller hier auf die kleine Bühne zaubern. Und auch kompositorisch ist der Versuch, der bekannten Musicalversion Les Misèrables nach dem gleichnamigen Roman von Victor Hugo mit Barricade ein Pendant an die Seite zu stellen, durchaus gelungen. Viele der Melodien, die Esther Hilsberg geschaffen hat, sind eingängig und reißen mit. Besonders gelungen sind die Ensemblenummern, einige der Soli dagegen etwas langatmig geraten.

Doch zurück zum Anfang und damit gleich zu einem grundlegenden Problem der Aufführung: Ohne Vorkenntnisse (sprich Lektüre von Hugos Roman oder zumindest des Programmhefts oder weil man Les Misèrables bereits in der sehr erfolgreichen Musical-Version von Claude-Michel Schönberg oder im Kino gesehen hat) ist man als Zuschauer relativ verloren an diesem Abend. Gleich in der ersten Szene stirbt eine junge Frau. Der Wunsch, ihr Kind zu sehen, wird ihr verwehrt, und in der nächsten Szene gibt es dann einen Zeitsprung, und das Kind ist eine erwachsene junge Frau. Die verliebt sich in den Studenten Marius, der eigentlich ein Baron ist und zusammen mit anderen Studenten gegen die französische Monarchie kämpft.

Inhaltlich wirkt Barricade mit der heißen Nadel gestrickt und ein bisschen so, als wolle man Hugos Geschichte partout etwas anders erzählen als Schönbergs Musical-Version. Aus all den Misslichkeiten des Librettos (bis hin zu wirklich trivialen Texten und Reimen) macht das Inszenierungsteam zusammen mit sehr engagierten und gut eingeprobten Darstellern dann allerdings das Beste, so dass man sich als Zuschauer durchaus unterhalten fühlen kann. Zumindest machte es den Eindruck beim durchweg begeisterten Uraufführungs-Publikum. Regisseur Christian Stadlhofer arrangiert die einzelnen, bisweilen sehr kurzen Szenen sehr flott, zur Hilfe kommt ihm dabei das sinnige und praktikable Bühnenbild von Jörg Brombacher, das aus Gitterkonstruktionen besteht, die sich schnell auf- und abbauen lassen und zudem formidable Barrikaden hergeben. Zu den Schaueffekten tragen wesentlich auch Thomas Kaisers sehr gut gearbeitete historische Kostüme bei.

Überzeugend größtenteils auch die Darsteller: Alexander Sasanowitsch gibt einen szenisch und musikalisch präsenten Marius. Markus Maria Düllmann als Valjean und Peter Tredoux als Javert sind ein markantes Duo infernale: Wer ist hier der Gute, wer der Böse? Putzig die Genreszenen bei dem Gaunerpaar Thenadier (Markus Lürick und Ulrike Jöris), die sich ohne Rücksicht auf Verluste durchs Leben schummeln. Bei dem einen oder anderen bleiben die Auftritte allerdings zu kurz, um einen bleibenden Eindruck einer Figur zu hinterlassen. Hervorzuheben ist noch Lara Grünfeld als Eponine, die unglücklich in Marius verliebt ist und sich dennoch als Liebesbotin anbietet.

Insgesamt ist der Kammeroper mit Barricade ein zwar inhaltlich konfuser, aber dennoch unterhaltsamer Abend gelungen mit dem Potenzial, sein Publikum zu finden.

Karoline Bendig - 8. November 2016
ID 9675
BARRICADE (Kammeroper Köln, 05.11.2016)
Musikalische Leitung: Inga Hilsberg
Inszenierung: Christian Stadlhofer
Bühne: Jörg Brombacher
Kostüme: Thomas Kaiser
Mit: Alexander Sasanowitsch (Marius), Marilyne Bäjen (Cosette), Markus Maria Düllmann (Jean Valjean), Peter Tredoux (Javert), Tobias Strohmaier (Gillenormand), Wibke Wittig (Gavroche), Isabella Hutter (Fantine), Markus Lürick (Thenadier), Ulrike Jöris (Mme. Thenadier), Lara Grünfeld (Eponine), Michael Thurner (Enjolras), Dominic Kron (Combeferre), James Turcotte (Courfeyrac), Niklas Schurz (Bossuet), Patrick Pfingstl (Bahorel), Ann-Christin Klinner (Feuilly) und Esther Hilsberg (Fantines Stimme aus der Ferne) sowie Jessica Dubois de Luchet, Kerstin Kaiser, Ann-Christin Klinner, Samantha Senn, Silvana Schollmeyer als auch Dominic Kron, Patrick Pfingstl, Niklas Schurz, Michael Thurner und James Turcotte
Kölner Symphoniker
Uraufführung war am 4. November 2016.
Weitere Termine: 9., 12., 13., 17., 18., 19. 11. 2016
Eine Produktion der Kammeroper Köln/Deutschen Musical Company


Weitere Infos siehe auch: http://www.kammeroper-koeln.de/


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