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Konzertkritik

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Schuberts Sinfonien


Bewertung:    



Zweimal gab es jetzt an jeweils drei aufeinander folgenden Abenden sämtliche Sinfonien von Franz Schubert (1797-1828) in Konzerten mit der Staatskapelle Berlin zu erleben - und zwar im neuen und vom Architekten Gehry vornehmlich auf die Bedürfnisse von Kammermusik hin gedachten Pierre Boulez Saal. Die Idee dieser Gereichungsart stammte von Daniel Barenboim, der dann auch dirigierte.


"Er gilt als Meister des Liedes und war doch auch ein Sinfoniker von hohen Graden. Zumindest die Unvollendete und die Große C-Dur-Sinfonie sind in das Standardrepertoire der Orchester eingegangen, die anderen, zeitlich davorliegenden Sinfonien sind hingegen keineswegs allgemein bekannt. Wenn man sie als reine 'Jugendwerke' abtut und ihre Nähe zu den Vorbildern aus der Wiener Klassik hervorhebt, so verkennt man doch ihre spürbare Eigenständigkeit und ihre erstaunliche Reife."

(Quelle: staatsoper-berlin.de)


In seinem lesenswerten Beitrag Schubert der Sinfoniker will Detlef Giese (seines Zeichens auch Berliner Staatskapelle-Dramaturg) auf jene "handwerklich außerordentlich sauber gearbeiteten, großer kreativer Energie entspringenden Kompositionen" insbesondere des ersten halben Dutzends (Jugend-)Sinfonien hingewiesen haben - heißt mit andern Worten ausgedrückt: Hören sich zwar mitunter hübsch und nett an, doch viel mehr bemerkenswerter sind sie dann wohl nicht.

*

Was Daniel Barenboim dann bloß bewogen haben mochte, alle acht - die beiden "richtig weltberühmten" (Unvollendete und Große C-Dur-Sinfonie) lässt er ja, wie sich das gehört, dann öfter als zu wenig musizieren - nacheinander aufzuführen, konnte nach dem dreitägigen Zyklus kaum konzeptionell erkundet und viel weniger noch interpretatorisch nachvollzogen werden; alle zyklischen Verheißungen des Weltstars haben meistens diesen vordergründig sportlichen Aspekt und liefern immer wieder Futter für so positive Testberichte hinsichtlich des konditionellen Durchhaltevermögens "seiner" Staatskapelle, was mitnichten gegen deren Spitzenposition als eines von den weltbesten Orchestern spricht... // Wer sich an Harnoncourt's 2014er Berliner Auftritt mit den Wiener Philharmonikern sowie dem Arnold Schönberg Chor (mit Schuberts Unvollendeter und Rosamunde) noch erinnert, wird womöglich nachempfinden können, was an Schubert zu entdecken "neu" und/oder "anders" sein könnte, falls man ein "Neues", "Anderes" ihm zu entlocken fähig oder wenigstens bereit wäre...

* *

Die erste Schubert-Sinfonie tat Barenboim vom Blatt her dirigieren - alle anderen, also den Rest von Nr. 2 bis Nr. 9 (die Nr. 7, die nur als Idee-Entwurf vorliegt, gibt es ja eigentlich, zumindest lt. der alten Zählung, nicht), hatte er auswendig dann drauf.

Am schier interessantesten geriet ihm da tatsächlich dieser allererste Abend mit den Sinfonien Nr. 1 bis 3 - auch deshalb, weil man die ja sowieso nie in Konzerten jemals hört. / Und so vom Hören her blieb kurzum festzustellen: Erste Sinfonie, na ja, mit ihr schien Barenboim zunächst zu hadern, aus dem vierten Satz schälte er regelrechte Aktionismen eines selbstläufigen Sprengkommandos, und man dachte schon, jetzt würde er die warme Saalakustik überstrapazieren wollen... Dritte Sinfonie positionierte er noch vor die Pause also in den Mittelteil des kurzweiligen Abends, hier nun wollte/sollte alles auf entfesselte Entkrampfung aus gewesen sein, was stimmungsmäßig funktioniere, gute Laune und Geborgenheitsgefühle stellten sich fast wie von selber ein... Die zweite Sinfonie erzeugte, wie die dritte, ebenfalls erst in den beiden Schlusssätzen diesen so generell befürwortenden Grundaspekt, also man hörte, was man an den leichtlebigen Stellen so an jugendlicher Ungestümheit zu erhören sich erhoffte...

In dem zweiten Schubert-Abend taten Tragische und, mehr noch, "Kleine C-dur-Sinfonie", die wiederum mit den verblüffendsten Natur-Momenten und Natur-Erzählungen, die Barenboim in sie hineingeheimnisste, gefallen.

Und am Schluss der großen C-Dur-Sinfonie verwandelten sich die Gesichter aller (fast aller) Orchestermusiker abrupt in willig- mitmachendste Prachtlaune. Ein Furior der allersonnigsten Begeisterung. Nein, besser ging es nicht!!!!




Schlussapplaus nach Schuberts Großer C-Dur-Sinfonie mit der Staatskapelle Berlin am 3. Juli 2017 im Pierre Boulez Saal | Foto (C) Andre Sokolowski

Andre Sokolowski - 5. Juli 2017
ID 10126
SCHUBERT-ZYKLUS II (Pierre Boulez Saal)

27.06.2017

Franz Schubert: Sinfonie Nr. 1 D-Dur D 82
- Sinfonie Nr. 3 D-Dur D 200
- Sinfonie Nr. 2 B-Dur D 125
01.07.2017
- Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485
- Sinfonie Nr. 4 c-Moll D 417 (Tragische)
- Sinfonie Nr. 6 C-Dur D 589 (Kleine Sinfonie C-Dur)
03.07.2017
- Sinfonie Nr. 8 h-Moll D 759 (Unvollendete)
- Sinfonie Nr. 9 C-Dur D 944 (Große Sonfonie C-Dur)


Staatskapelle Berlin
Dirigent: Daniel Barenboim

Weitere Infos siehe auch: http://www.staatskapelle-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de



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