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Konzertkritik

Geheimnisvolle Rhythmen, sinnliches Hochgefühl



Marla Glen und Band am 21. Mai 2016 im Bonner Pantheon | Foto (C) Ansgar Skoda

Bewertung:    



Ihre tiefe, rauchige und wandlungsfähige Stimme klingt unverwechselbar. Jede gesungene Zeile verbreitet eine Atmosphäre kraftvoller Leidenschaft. 1993 hatte die androgyn wirkende US-Amerikanerin Marla Glen ihren Durchbruch mit ihrem Albumdebüt This is Marla Glen. Seitdem hat die Ausnahmekünstlerin viele weitere Alben voller ausdrucksstarker Kleinode über allgemeinmenschliche Themen wie Liebe, Begegnungen oder Glaubensfragen aufgenommen. Der Stil der heute 56jährigen Sängerin aus Chicago/Illinois reicht von Jazz, Blues, Funk über Soul und R’n’B bis hin zu afrikanischer Ethno-Musik.

Am vergangenen Samstag trat Marla Glen mit einer siebenköpfigen Band im ausverkauften Bonner Pantheon auf und wurde für ihre furiose Performance mit Standing Ovations belohnt. Bereits zu Beginn des Abends rissen die Rhythmen von Songs wie „Travel“ oder „The cost of freedom“ aus Glens Debüt einzelne Zuschauer von ihren Sitzen. Eine Besucherin rief mehrfach „I love you“. „So I found love,“ lachte Glen und schüttelte ihr und anderen Besuchern in der vorderen Reihen die Hände. Sie trug einen Herrenanzug mit Hut und Krawatte. Für die lesbische Künstlerin, die seit 1998 in Deutschland lebt, sind ihre männlichen Outfits ein Markenzeichen geworden.

Im ersten Teil des Abends performten die Künstler eine beeindruckende Setlist mit den Songs „Plate (You who)“, „I told them (Snitch Thief)“, „City love“ und „Child“ sowie dem Rolling Stones-Cover „Ruby Tuesday“. Sanft vibrierte die sonore, warme und raue Stimme der farbigen Sängerin, die mit ihren überwiegend selbstkomponierten Songs wohliges Gänsehaut-Feeling auslöste. Für ausgelassene Stimmung sorgte insbesondere auch die exquisite Band der Künstlerin. Natalie Hausmann setzte mit gekonnten Solos am Saxophon und an der Flöte wirkungsvoll Akzente. Die Backing Vocals von Mirta Junco Wambrug und June Cole heizten dem Publikum ein oder antworteten sanft auf Glens prägnanten Gesang. Zur dichten Instrumentierung trugen weiterhin Mathias Polligkeit am Bass, Drazen Zalac an der Gitarre, Gereon Basso am Schlagzeug und Bruno Seletkovic an den Keyboards bei. Glen schließlich spielte selbst noch Mundharmonika oder begleitete sich später auch an der Gitarre und den Bongos. Die exzentrisch-aufgedrehte Sängerin zog wiederholt neckische Grimassen und strahlte energiegeladen im Zentrum ihrer gutgelaunten Band. Der gut aufeinander abgestimmte Auftritt gewann an Spannung durch improvisierte und spontane Momente, wenn etwa Glen ihren Keyboarder fragte, was denn nun als nächstes käme oder die charismatische Entertainerin ihr Mikro kunstvoll von einem Ständer in den nächsten wandern ließ und dabei eine recht quirlige Contenance bewahrte.

Nach einer kurzen Pause performte Glen das einfühlsam-melancholische „Center of a star“ aus ihrem Album Our World (1998). Hier erzählt Glen von einer verstorbenen Weggefährtin, der bekannten Jazzsängerin Nina Simone, für die sie einst als Haushaltshilfe arbeitete. Darauf folgten „Follow“, „UFO“, „Repertoire“, „L Train Blues“, „Run & Hide“, „Honestly” und „Dirty Games”. Bevor Glen zum Gesang von „What about our kids” aus ihrem Album Love & Respect (1995) ansetzte, erinnerte sie an den 17jährigen Niklas P. aus Bonn-Bad Godesberg, der vor kurzem nachts von vier jungen Männern brutal angegriffen wurde und kurz darauf seinen schweren Verletzungen erlag. Am gleichen Tag ihres Konzertes gab es in Bonn einen Trauergottesdienst und ein Toten- und Mahngeläut: „Now don't you think/ It's time we do somethin' about it/ Please save our world“. Mit „Naturally“ performte Glen auch einen bisher unveröffentlichen Song. Auf frenetischen Applaus spielten die acht Künstler noch das bewegende „Feet on the ground“ und das versöhnliche „We needed each other“. Als letzte Zugabe sang Glen ihren größten Hit „Believer“ aus ihrem Albumdebüt. Der Song behandelt den Glauben an das Gute im Menschen und war inspiriert vom Mauerfall in Berlin. Ein Abend, der hoffen ließ auf mehr.



Marla Glen und Band am 21. Mai 2016 im Bonner Pantheon | Foto (C) Ansgar Skoda

Ansgar Skoda - 25. Mai 2016
ID 9333
MARLA GLEN & BAND (Pantheon Bonn, 21.05.2016)

Bandbesetzung am 21.05.2016:
Vocals … Mirta Junco Wambrug, June Cole
Sax, Flute … Natalie Hausmann
Bass … Mathias Polligkeit
Guitar … Drazen Zalac
Drums … Gereon Basso
Keys … Bruno Seletkovic

Nächste Konzerttermine:
3. 6. | Flensburg, Roxy Concerts
4. 6. | Worpswede, Music Hall
8. 7. | Dexheim, Weingut Weyell (Kultur auf dem Hof)


Weitere Infos siehe auch: http://www.marlaglen.net/


Post an Ansgar Skoda

http://www.ansgar-skoda.de



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