Alles, was
Rang und
Namen hat
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Die in Moskau geborene Pianistin Elena Bashkirova gründete 1998 das Jerusalem International Chamber Music Festival. Seit sieben Jahren hat es mit intonations auch einen "Ableger" im Jüdischen Museum Berlin. Hier lässt die künstlerische Leiterin des Festivals nochmal die sechs Konzertprogramme (die in jedem Januar d.J. in Jerusalem stattfinden) mit zumeist denselben eingeladenen SolistInnen im wunderschönen und von Daniel Liebeskind entworf'nen Glashof des barocken Altbaus aufführen. Alles, was Rang und Namen hat, tritt hier seit Jahren auf - ein handverles'nes Who-is-Who der elitären Spitze; hier erlebt man Kammermusik live, und zwar vom Allerfeinsten!
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Das dritte der sechs diesjährigen Konzerte war ein russisches Programm: zwei Werke von Prokofjew (unter anderem Quintett g-Moll, op. 39) und je eins von Arensky sowie Tschaikowsky.
Geht man etwa fehl in der Annahme, dass die meisten Leser dieser Zeilen nie oder noch nie etwas von dem aus Nowgorod stammenden Anton Arensky (1861-1906) gehört haben dürften? Er wäre, lt. des hochvorzüglich zusammengestellten und geschriebenen Programmheftes, "sowohl von der eher reformorientierten Petersburger Schule als auch vom stärker auf Tradition bedachten Musikleben in Moskau geprägt" gewesen und sein kammermusikalisches Oevre sollte "zwar nicht allzu umfangreich, gleichwohl aber für seine künstlerische Kontur" als bedeutsam anzusehen sein. / Nun, kein Geringerer als Kolja Blacher (Violine) meinte mit dem Violoncellisten Alexander Knyazev sowie dem Pianisten Kirill Gerstein durch ihr interpretatorisches und engagiertes Zutun für das sicherlich sehr, sehr, sehr selten gespielte Arensky-Klaviertrio in d-moll werben zu müssen. Spannende Entdeckung.
Der erst 29jährige Lahav Shani ist der designierte neue Chefdirigent der Israel Philharmonics; diesen Posten tritt er in der Nachfolge von Zubin Mehta in zwei Jahren an. Doch auch als Pianist ist er natürlich weltweit unterwegs. Er und die Kammermusiker Pascal Moraguès (Klarinette), Marc Bouchkov, Daniel Austrich (Violine), Gérard Caussé (Viola) und Tim Park (Violoncello) spielten Prokofjews Ouvertüre über hebräische Themen aus dem Jahre 1919 - diese war ein Auftragswerk des jüdischen Exil-Ensembles "Simron", das der Komponist dann in New York in Noten setzte. Auch willkommen als (Wieder-)Entdeckung.
Und zum Schluss - bei dem gefälligen Tschaikowsky-Streichsextett unter dem Titel Souvenir de Florence - teilte sich musikantisch-spielerische Gute Laune allumfassend mit.
Schönes und exemplarisches Konzert.
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Der Glashof im Altbau des Jüdischen Museums Berlin als Austragungsort des seit 7 Jahren hier stattfindenden intonations-Festivals | (C) JMB, Foto: Svea Pietschmann
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Andre Sokolowski - 24. April 2018 (2) ID 10667
INTONATIONS (Glashof, 23.04.2018)
Das Jerusalem International Chamber Music Festival im Jüdischen Museum Berlin
Sergej Prokofjew: Quintett g-Moll, op. 39
Anton Arensky: Klaviertrio Nr. 1 d-Moll, op. 32
Prokofjew: Ouvertüre über hebräische Themen, op. 34
Pjotr I. Tschaikowsky: Streichsextett d-Moll, op. 70 Souvenir de Florence
Daniel Austrich, Kolja Blacher, Marc Bouchkov und Alexander Sitkovetsky (Violine)
Madeleine Carruzzo und Gérard Caussé (Viola)
Alexander Knyazev und Tim Park (Violoncello)
Nabil Shehata (Kontrabass)
Jonathan Kelly (Oboe)
Pascal Moraguès (Klarinette)
Kirill Gerstein und Lahav Shani (Klavier)
Weitere Infos siehe auch: https://www.jmberlin.de/intonations
http://www.andre-sokolowski.de
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