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Musikfestival

Festival du peuple - Festival of the men on the street - Festival für Alle



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Seit 1985 findet im Departement Languedoc-Roussillon und vor allem in der Hauptstadt des Departements Montpellier ein jährliches Sommermusikfest statt. Ausgerichtet wird es von Radio France und der Stadt Montpellier. Im Sommer, wo tout le monde nach Salzburg, Luzern und natürlich Bayreuth schaut (oh, was hat die Kanzlerin dieses Jahr für ein Kleid an?) hat sich rund um die südwestfranzösische Metropole Montpellier ein Festival für Alle entwickelt. In 160 Veranstaltungen an 65 verschiedenen Orten werden die unterschiedlichsten Musikrichtungen angeboten: Klassik, elektronische Musik, Jazz und seit ein paar Jahren auch sogenannte Weltmusik. Man trifft sich in Konzerthäusern, Open-air-Bühnen oder einfach vor dem Rathaus von Montpellier. Es gibt ganz verschiedene Formate vom klassischen abendlichen Sinfoniekonzert in der über 2.000 Sitzplätze fassenden Opéra Berlioz über mittägliche Konzerte von jungen Talenten im Salle Pasteur des Kongress- und Kulturtempels Corum bis zu abgefahrenen Open-air-Veranstaltungen auf dem Gelände der Domaine d´O, wo man ausgelassen bei Wein und gutem Essen unter Pinien sitzend Jazzensembles lauscht. Das Ausgewöhnlichste an dem Festival für Alle – 90 Prozent der Konzerte sind gratis.

*

Der Pianist Florant Boffard hat es geschafft, den 800 Plätze fassenden Salle Pasteur mit einem Programm aus Berg, Schönberg, Bartok, Webern und Boulez fast zu füllen. Man muss sich das vorstellen: Sonntag 15 Uhr, die 30 km langen Strände von La Grande-Motte bis nach Sète an der Küste vor Montpellier locken verheißungsvoll bei hochsommerlichem Wetter. Aber die Wahl war richtig. Boffard interpretiert die Sonaten, und Suiten der Wiener Schule mit Verve. Im letzten Stück – der Sonate Nr. 1 von Pierre Boulez - ist er ganz bei sich angekommen. Energiegeladen flügt er durch die Partitur, roh und kraftvoll wie Revolverschüsse die Tuttis des Stückes. Boulez´ unheimliches Gespür für Timing sind ein gelungener Abschluss des Programmes.

Das junge Klaviertrio Busch stellt sich ein paar Tage später vor: ein eleganter Haydn (Klaviertrio Nr. 45), ein abstrakter Rihm (Fremde Szenen für Klaviertrio) und ein opulenter Busch (Klaviertrio op. 45). Der Salle Pasteur ist wieder fast gefüllt, 12.30 Uhr – diesmal musste man noch zusätzlich auf das Mittagsmenü verzichten. So geht es weiter.

Das Sinfoniekonzert am Donnerstagabend ist mit "Finlandia" überschrieben. Es findet in der Opéra Berlioz statt, die 2.000 Plätze sind fast ausverkauft. Während draußen, trotz des fortgeschrittenen Abends, noch 34 Grad im Schatten zu verzeichnen sind, verzaubert uns Musikdirektor Michael Schönwandt mit dem Orchestre national Montpellier Occitanie mit skandinavischer Kühle. Bei Finlandia von Jean Sibelius merkt man schon, dass die Ohren eines Berliners ganz schön verwöhnt sind, besonders im Blech zu Beginn läuft nicht alles rund. Aber Emmanuel Pahud, Soloflötist der Berliner Philharmoniker, interpretiert dann das Flötenkonzert von Carl Nielsen so wunderbar, dass die Anfangsholperer schnell vergessen sind. Nach diesem klassischen Konzert lässt man den Abend im Amphitheater der Domaine d´O mit dem Jazzensemble Émile Parisien Quartett ausklingen. Inspirierender moderner Jazz, der oft nicht weit weg von Aktionen der klassischen neuen Musik agiert.

Tolle Konzerte in einer bezaubernden Gegend, aber morgen geht es nun doch mal zum Strand!




Impressionen aus der Opérea Berlioz in Montpellier Languedoc-Roussillon
Foto (C) Steffen Kühn

Steffen Kühn - 28. Juli 2017
ID 10164
Weitere Infos siehe auch: http://lefestival.eu


Post an Steffen Kühn

http://www.hofklang.de

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