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CD-Kritik

Hamburg-

Album

26 Lieder von
14 Komponisten


Bewertung:    



Die in Zhuzhou in der chinesischen Provinz Hunan geborene Koloratursopranistin Lini Gong zählt seit geraumer Zeit zu den vielleicht interessantesten und auffälligsten Interpretinnen von zeitgenössischer Musik; ich selbst erlebte sie vor gar nicht allzu langer Zeit als Asja Lācis in Peter Ruzickas in Hamburg uraufgeführter Benjamin-Oper - mit ihm und anderen Komponisten verbindet sie künstlerische Freundschaften und zahlreiche Zusammenarbeiten. Nicht ungefähr sind also (neben Ruzicka) besonders auch die Namen von Hans Werner Hagen oder Elmar Lampson, die sie schon seit ihren Studientagen in der Elbestadt gut kennt, auf ihrem Hamburg-Album Spectrum [Label: Solo Musica, 2018] mit vertreten.

Hamburg-Album deshalb, weil sage und schreibe 14 Hamburger Komponistinnen und Komponisten (also Menschen, die entweder in Hamburg geboren oder gestorben oder dort gewirkt hatten) mit insgesamt 26 Liedern auf der vorliegenden CD vertreten sind. Die bulgarische Pianistin Mariana Popova, die Lini Gong am Klavier begleitet, war wohl dem Vernehmen nach nicht unmaßgeblich an der Stückauswahl beteiligt; und so sind dann auch "nicht nur" moderne Lieder hörbar, sondern auch diverse Raritäten oder Rarität'chen aus den Federn von Ilse Fromm-Michaels (1888-1986), Theodor Kirchner (1823-1903), Fanny Hensel (1805-1847) oder Mahler, Brahms und Mendelsson.

Mich selbst törnten dann allerdings die Interpretationen zeitgenössischen Liedguts bevorzugt an, hierauf war ich am neugierigsten:

Je ein Lied Paul Dessaus mit Brechts Text aus dessen so genannten Tierversen flankieren das auf der CD enthaltene Programm - für mich (als Herkunftsossi) irgendwie schon von Bedeutung; immerhin hatte ich seiner Zeit die Uraufführung von Paul Dessaus letzter Oper Leonce und Lena in der Ostberliner Lindenoper 1979 live erlebt.

Die Lettin Ruta Peidere (geb. 1977) ist mit einem Volkslied, das sie Auf stillem Meer betitelte, vertreten. Hier muss Lini Gong zusätzlich summen und pfeifen, und die Pianistin muss ihre Klaviersaiten auch zupfen und zudem aufs Flügel-Holz tatkräftig klopfen.

Bei Elmar Lampsons Drei Morgenstern-Liedern ist die stimmlich-sängerische Leistungsfähigkeit der Sopranistin bis aufs Äußerste gefragt und strapaziert - kein Wunder, denn der Lampson (seit 2004 Präsident der HMT Hamburg, wo auch Gong und Popova studierten) war sich ziemlich sicher, dass das von ihm vorgeschriebene stimmbändlerische Akrobatentum von der "Betroffenen" gemeistert werden würde; hiermit tat sie dann auch in Lyon bei einem Wettbewerb haushoch gewinnen.

In ähnlichen Extrem-Hochlagen muss sich Lini Gong auch bei Drei Liedern op. 24 des jüdischen Komponisten Berthold Goldschmidt, welche erst zwei Jahre nach dessem Tod in Hannover uraufgeführt wurden, bewegen; aber auch das meistert sie bravourös.

*

Alles in allem:

Ihre Stimme ist tatsächlich superhoch, aber sie neigt gottlob nie/ nicht zu überschrillen. Ihre Artikulation ist blitzeblank, die Textverständlichkeit bestechend.
Andre Sokolowski - 4. September 2022
ID 13788
Spectrum | Lini Gong & Mariana Popova
Paul Dessau: Der Adler aus Tierverse (Brecht)
Ilse Fromm-Michels: 4 winzige Wunderhornlieder op. 9b
- Maikäfer-Lied
- Geh, du schwarze Amsel
- Der Sperling
- Der Butzemann

Felix Mendelssohn-Bartholdy: Neue Liebe op. 19 Nr. 4 (Heine)
Ruta Paidere: Auf stillem Meer (Volkslied)
Theodor Kirchner: Frühlingslied op. 1 Nr. 2 (Heine)
Elmar Lampson: Drei Morgenstern-Lieder
- Vöglein Schwermut
- So möcht ich sterben
- Der Vogel

Fanny Hensel: Warum sind denn die Rosen so blass op.1 Nr. 3 (Heine)
Rolf Liebermann: 4 Chinesische Liebeslieder (Georg, Henschel, Klabund)
- Mir tat die Heiligkeit der Lampe weh
- Der Strom floss
- Wenn ich an deinem Munde hingesunken
- Die Libelle schwebt zitternd

Gustav Mahler: Frühlingsmorgen (Volkmann/Leander)
Peter Ruzicka: Nach dem Lichtverzicht (Celan)
Berthold Goldschmidt: Drei Lieder op. 24
- Der Perlenzahn (Keller)
- Der römische Brunnen (Meyer)
- Der Schmetterling
(Goethe)

Johannes Brahms: Lerchengesang op. 70 Nr. 2 (Candidus)
Hans Werner Hagen: Nr. 5, 6, 7 aus 12 Haikus (Busho)
Dessau: Helle Nacht (Dehmel/Verlaine)
György Ligeti: Der Sommer (Hölderlin)
Dessau: Der Rabe aus Tierverse (Brecht)
Lini Gong, Sopran
Mariana Popova, Klavier
Aufgenommen in der Laeiszhalle Hamburg, 3/2021
Label: Solo Musica | SM 300


Weitere Infos siehe auch: https://solo-musica.de/lini-gong/


https://www.andre-sokolowski.de

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