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nachDRUCK # 5

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Wagner, Wagner und kein Ende... (200. Geburtstag)

5. Mai 2012, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

TANNHÄUSER

konzertant



Rosinenpicken (175)

Das Stück vom Tannhäuser (Textbuch von Richard Wagner) ist an engstirniger Heuchelei mit Nichts zu überbieten. Dabei ist die hitzig-jungspornige Absicht seines (Dichter-)Komponisten eineindeutig-edel; denn der Schreiber der Geschichte bäumt sich wie ein hochpotenter Pan gegen das sexualfeindliche Niedermachen einer freiheitlichen Kunst im Allgemeinen sowie eines frei denkenden Künstlers im Besonderen. Der Haken der Geschichte ist bloß der, dass dieser frei denkende Künstler mit der freiheitlichen Kunstabsicht - und sicher nicht nur aus verzweiflerischer Fluchtgebärde - zwischendurch dann einfach mal so in das Reich der Lüste (= Venusberg), dem eigentlichen Inbegriff von Frei & Freiheitlich, hinabzutauchen sich erdreistete, was der unfreiheitlichen/unfrei denkenden Gesellschaft auf der thüringischen Wartburg, wo der Landgraf Hermann residiert, natürlich nicht gefiel; Hauptgrund ihres Resentiments gegen den Abtrünnigen/Aufmüpfigen müsste freilich Neid, vielleicht sogar schlichtester Schwanzneid, gewesen sein - der nachfolgende sogenannte "Sängerkrieg", wonach der Titelheld zu einem Papstmarsch abverurteilt wurde, spielte sich in reinen Männerbündniskreisen ab, ja und die Frau(en), derentwegen dann mit angeschwollnen Hahnenkämmen so gekämpft wurde, war(en) halt lediglich nur mit...

Das Alles kriegte man jetzt wunderbarer Weise textlich ins Bewusstsein nachgereicht, denn: Diese konzertante Tannhäuser-Darbietung gestern Abend durch das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und den Rundfunkchor Berlin (Dirigent: Marek Janowski) hatte - außer dass sie musikalisch nicht zu überbieten schien - auch noch den fast totalen Vorteil, rein phonetisch nachvollziehbar zu sein; mit anderthalb Ausnahmen: Marina Prudenskaja (als hochsinnliche Venus mit Sirenenqualität) sang irgendeine andere und uns bis dahin völlig unbekannte Sprache, nur kein Deutsch; und Albert Dohmen (als beeindruckender Landgraf wie zur guten alten Gottlob-Frick-Zeit) grummelte zwar etwas weniger so vor sich hin als sonst, doch textlich war er letztlich wieder nur erahnbar.

Sonst nur eitel Freude und viel Sonnenschein! Allen voran der Wolfram Christian Gerhahers - gewiss der allerbeste Wolfram, den ich jemals sah und hörte. Da war Einer angetreten, seiner Rolle menschliches und durchaus philosophisches Gewicht zu geben; wie er sich zum Beispiel durch sein eigenes und inbrünstiges Preislied als der echte, einzige und wahrheitliche Gegenpart zu Tannhäuser - mit dem ihm ja diegleiche Liebe zu Elisabeth verbindet - etablierte oder zu etablieren versuchte, hatte glaubwürdiges Referenzformat! Gänsehaut pur beim Hören UND beim Sehen!! / Peter Sonn (als Walther von der Vogelweide) brachte sich zum zweiten Mal in diesem Wagner-Zyklus freudigst in Erinnerung. Was uns bei seinem David in den Meistersingern schon so außerordentlich gefiel, konnte er hier in dieser "kleinen" Rolle fortbestätigen: Eine Mischung aus vermeintlich kindlich-jugendlicher Unbedarftheit mit nachpubertärer Muskelkraft, sinnbildlich aufgemotzt, bekommt den lyrischen Tenor-Rollen bei Wagner immer gut... // Mit Nina Stemme, die Elisabeth darbot, konnte man freilich keinen Fehler machen; und womöglich ist sie derzeit die vielleicht umworbenste und hochbezahlteste Dramatische im Wagner-Fach; und Alles macht sie sowieso dann anders als die Anderen - ihr eitelloses Hemdsärmligsein paarte sich dann um so angenehm-sympathischer mit ihrer leichten, glockenhaften und doch vollvoluminösen Stimme. Schon grandios zu nennen. /// Der Einspringer für Torsten Kerl (als Tannhäuser) war Urgestein Robert Dean Smith. Professionell, ruhig-ausgeglichen, höhensicher - und mitunter (aber manchmal nur) vielleicht ein bisschen schwächelnd auf der Brust; das hatte aber dann wohl mehr mit den Fortissimo-Attacken des Orchesters und des Chors zu tun...

Zudem war es verblüffend festzustellen, wie von Null auf Hundert sowie umgekehrt Janowski seine Insgesamt-Sicht auf den Tannhäuser durchstylte. Solche Instrumente (RSB & Rundfunkchor Berlin), die dem gehorchen, muss man erst mal zur Verfügung haben.

Endlose Begeisterung.

TANNHÄUSER konzertant (Philharmonie Berlin, 05.05.2012)
Albert Dohmen (Landgraf Herrmann von Thüringen)
Robert Dean Smith (Tannhäuser)
Christian Gerhaher (Wolfram von Eschenbach)
Peter Sonn (Walther von der Vogelweide)
Wilhelm Schwinghammer (Biterolf)
Michael McCown (Heinrich der Schreiber)
Martin Snell (Reinmar von Zweter)
Nina Stemme (Elisabeth)
Marina Prudenskaja (Venus)
Bianca Reim (Ein junger Hirte)
Sabine Puhlmann (1. Edelknabe)
Isabelle Voßkühler (2. Edelknabe)
Roksolana Chraniuk (3. Edelknabe)
Bettina Pieck (4. Edelknabe)
Rundfunkchor Berlin
(Choreinstudierung: Nicolas Fink)
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Marek Janowski

WAGNER-ZYKLUS des RSB
Nächste Termine:
22. November 2012, Das Rheingold
24. November 2012, Die Walküre
1. März 2013, Siegfried
15. März 2013, Götterdämmerung


Weitere Infos siehe auch: http://www.rsb-online.de


http://www.andre-sokolowski.de



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