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Pfingsttage 2008

DANIEL BARENBOIM

mit Mozart, Bruckner, Busoni, Wagner


Daniel Barenboim am Pult der Staatskapelle Berlin - Foto (C) www.staatsoper-berlin.de



Herr im Haus

Für Daniel Barenboim (wenn der den TRISTAN dirigiert) lässt selbst ein altgedienter und nicht minder weltberühmter Sänger montagmorgens, gegen 11, in Zürich, gern sein Frühstücksei vom Teller fallen, nimmt den nächsten Flieger nach Berlin, fährt mit dem Taxi in die Lindenoper, lässt sich den für Christof Fischesser bestimmten Mantel König Marke's anpassen, szeniert und stimmt sich etwas in die "alte" Kupfer-Iszenierung ein und... liefert, also eingesprungen für den kranken Fischesser, in der bewussten abendlichen Vorstellung eine Paradestudie kammerpsychologischen Gespürs auch für die allerkleinsten Feinheiten im äußerst komplizierten und komplexbehafteten Beziehungsfünferlei der sogenannten "Handlung in drei Aufzügen" mit Titel TRISTAN UND ISOLDE. Sein - Matti Salminen's - Part betrifft die fast inzestuide Bindung König Markes zu dem Liebesdrogen einnehmenden Neffen - - ähnlich heikel könnte man die Querverbindungen zwischen Isolde & Brangäne, Melot & Isolde, Kurwenal & Tristan, Tristan & Isolde nennen. Harry Kupfer hatte alles Das in der ihm unnachahmlichen und fast gewitzt anmutenden Sezierlaune plausibeler als jeder andere vor/nach ihm zeigen können. Gut und schön, dass seine Inszenierung jetzt wieder im Rampenlicht erstrahlt. Sie spielt auf einem Friedhof; die Akteure tummeln sich auf einem riesenhaften und mit jungfräulichen Mösen übermoosten Grabesengel, es war nicht das schlechteste der Schavernoch'schen Bühnenbilder.
Doch das Alles hat ja - außer dass die "neue" Inszenierung mit dem sündhaft teueren und leider unhandhabbar wurdenden Herzog & de Meuron-Bühnenbau jetzt kurzerhand vom Spielplan weggestrichen worden wäre - einen völlig andern Hintergrund:

Im Hause Untern Linden geht es - sehr angeblich, wenn man all den Feuilletongeschwätzigkeiten glaubt - drunter und drüber! Wowereit, in seinem Nebenjob als offiziell ganz unvorhandener Senator für Kultur, hat Peter Mussbach's Intendanzvertrag über 2010 nicht mehr verlängert. Jetzt sind ein paar überschüssige Millionen Euro, die der Bund dem Land Berlin für seine Staatsoper vermacht hat, plötzlich da. Und Barenboim will die für seine Staatskapelle, und der Mussbach wollte sie für neue Inszenierungen. Nun wäre ja - seit Mussbach's Bloßstellung durch Wowereit - die Sache eindeutig und klar; also: Wer ist der (eigentliche) Herr im Haus? Was geht nicht ohne oder, drohfälliger Weise, auch nicht mit ihm?? Dreimal darf geraten werden. Dennoch schreit die ganze unfreundliche Angelegenheit nach einem ausgewogenen Konsenz:

Maestro! jetzt nehmen Sie das Steuer selber in die Hand und lassen sich Ihr Haus - es war/ist/bleibt wohl Ihres, und auf Lebenszeit; Sie schulden dieses dem Vertrauen Hunderter von Musiker der (Ihrer!) Staatskapelle - nicht über den Kopf abfackeln; nein, das können Sie nicht wollen... Also: Zusatzgelder sind doch schließlich da - jetzt sei'n Sie generös - - die Hälfte fürn Orchestergraben, und die andre Hälfte fürs Darüber; kann doch nicht so kompliziert sein, oder???!!!

* * *



Waltraud Meier als Isolde in der Harry-Kupfer-Inszenierung an der Deutschen Staatsoper Berlin - Foto (C) Monika Rittershaus


Daniel Barenboim hat, ohne jede Frage, eine Art von absolutem Königs-Bonus. Die, die zu ihm kommen, um mit ihm zu musizieren und zu spielen, tun das wohl "nicht nur" der (von ihm) ausgewählten Werke wegen. Es ist dieses starke Faszinosum, diese unglaubliche Aura, die von seiner magischen Persönlichkeit aus geht. Weswegen es dann, meistens, an den jeweiligen Abenden so über alle Maßen stimmt. Ob Waltraud Meier (als Isolde), Roman Trekel (als Busonis Faust und Kurwenal) oder die Staatskapelle selbst (mit Bruckners Achter)... alle fühlen sich in seiner Nähe abgehoben, mitgenommen, aufgefangen.


Roman Trekel in der Titelrolle von Busonis DOKTOR FAUST an der Deutschen Staatsoper Berlin - Foto (C) Monika Rittershaus


Es ist wie, als wollten sich Himmel und Erde mildluftern berühren.

Tagtraumhaft, auch.


Andre Sokolowski - 13. April 2008
ID 3831
PFIGSTTAGE 2008 (Deutsche Staatsoper Berlin)

Sinfoniekonzert (9. Juni):
Mozarts KLAVIERKONZERT KV 595
Bruckners ACHTE
Barenboim (Solist und Dirigent)
Staatskapelle Berlin

Busonis DOKTOR FAUST (10. Juni):
Barenboim (Dirigent), Mussbach (Regie), Wonder / Schmidt-Futterer (Ausstattung);
Trekel (Faust), Fischesser (Wagner / Zeremonienmeister), Daszak (Mephistopheles), Rügamer (Herzog von Parma), Höhn (Herzogin von Parma) u. v. a.
Chor der Deutschen Staatsoper Berlin
Staatskapelle Berlin

Mozarts DON GIOVANNI (11. Juni)

Wagners TRISTAN UND ISOLDE (12. Juni):
Barenboim (Dirigent), Kupfer (Regie), Schavernoch / Shiff (Ausstattung);
Storey (Tristan), Salminen (König Marke), Meier (Isolde), Trekel (Kurwenal), Goldberg (Melot), Schuster (Brangäne) u. a.
Herren des Staatsopernchores
Staatskapelle Berlin

Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de





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