31. August 2013 | Musikfest Berlin
PITTSBURGH SYMPHONY ORCHESTRA
Anne-Sophie Mutter / Manfred Honeck
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Das MUSIKFEST BERLIN 2013, das gestern Abend mit einem Gastspiel des Pittsburgh Symphony Orchestra (Dirigent: Manfred Honeck) eröffnet wurde, hat sich diesmal insbesondere die Werke Bartóks, Janáčeks, Lutosławskis und Brittens auf den Plan geschrieben. In den kommenden drei Wochen wird man also, in mituntere spannenden Konstellationen, dahingehende Programmzusammenstellungen erwarten können; 20 Orchester - unter ihnen auch der überwiegende Teil aller Berliner Klangkörper - spielen auf...
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Bei den von weither angereisten Pittsburghern ist es, ganz kess gesprochen, ungefähr dann so wie bei den Bamberger Symphonikern; sie haben einen Spitzenruf und also exzellente spielerische Qualitäten, aber - weil dann Pittsburgh (so wie Bamberg) halt nicht ganz so doll wie beispielsweise Boston, Philadelphia, Cleveland, Chicago und New York (oder halt Dresden, Leipzig und Berlin) klingt, tun sie in dem Allgemeinverständnis erst ab Stelle 6 und/oder nachfolgend "rangieren", außer freilich bei den eingefleischten Kennern resp. Spezialisten; derart trügerisch und ungerecht sind daher sogenannte Rankings.
Der Österreicher Manfred Honeck, der mal früher bei den Wiener Philharmonikern die Bratsche spielte, ist inzwischen eine der gefragtesten Kapellmeisterpersönlichkeiten; unsereiner hatte ihn bereits in seiner Anfangsära, wo er noch das MDR-Orchester in der Leitungs-Trias mit Luisi und Viotti dirigierte, oftmals live erlebt. Jetzt hatte er seinen Vertrag mit Pittsburgh, wo er schon seit 2008 Music Director ist, bis 2020 verlängert. Wir schließen daraus, dass die Beiden (Dirigent UND Orchester) gut miteinander können.
Und das hörten/sahen wir dann auch:
Das Doppel-Highlight ihres Gastkonzerts war allerdings noch vor der Pause auszumachen! Schon die Janáček-Suite ließ sehr deutlich demonstrieren, was für ein grandioser Streicher-Apparat diesem Orchester zur Verfügung steht. Geradezu enthebend, wie zum Beispiel Anne Martindale Williams ihr zauberhaftes Cello-Solo aus dem vorletzten Adagio-Satz zum Besten gab.
"Als ich sie zum ersten Mal Łańcuch II (Chain II) spielen hörte, war dies für mich eine einzigartige und unvergessliche Erfahrung. Von solch einem Klang und einer derartigen Interpretation meiner Kompositionen für Violine hätte ich nie zu träumen gewagt. Die Erinnerung an ihr Spiel hat meine Gedanken an spätere Violinkompositionen ständig begleitet. Ich bin ihr dafür unendlich dankbar", schrieb Lutosławski damals über Anne-Sophie Mutter. Nunmehr kam sie als Solistin dieses ganz und gar so ungewöhnlichen, aber doch populären Violinkonzertes (Dauer: 18 Minuten) "kurz mal so" vorbei und - was sie immer oder meistens absolut beherrscht - verführte und beeindruckte mit ihrer strahlenden Persönlichkeit und ihrem extraordinären Spiel... Die Leute tobten!
Strauss' Ein Heldenleben schloss den Gastauftritt der Pittsburgher ernüchternd ab; auch sie vermochten es - trotz ihres für die Amerikaner so typisch-perfektionierten Musizierstils - schwer, dem plumpig komponierten Primitivlingsschinken irgendeinen Liebreiz oder Charme (mit Ausnahme vielleicht des von Noah Bendix-Balgley so überhimmlisch vorgetragnen Geigensolos in der Mitte dieses Jugendstücks) abzugewinnen - ist und bleibt nun mal ein hohler Krachmacher, mehr nicht.
Die von Max Reger orchestrierte Litanei auf das Fest Aller Seelen von Franz Schubert und ein bisschen aufgeheizte Walzer-Atmosphäre aus dem Rosenkavalier dienten als Zugaben.
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Anne-Sophie Mutter gastierte mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra beim MUSIKFEST BERLIN - Foto © Berliner Festspiele/ Kai Bienert
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Andre Sokolowski - 1. September 2013 ID 7104
MUSIKFEST BERLIN (Philharmonie Berlin, 31.08.2013)
Leoš Janáček: Suite für Streichorchester
Witold Lutosławski: Chain II, Dialog für Violine und Orchester
Richard Strauss: Ein Heldenleben
Anne-Sophie Mutter, Violine
Pittsburgh Symphony Orchestra
Dirigent: Manfred Honeck
Weitere Infos siehe auch: http://www.musikfest-berlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
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