Neues Heimspiel für Christian Thielemann (2)
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Nach seinem fulminanten Verdi-Abend letzte Woche konfrontierte Christian Thielemann sowohl die Musiker als auch die Hörer der Berliner Philharmoniker - die er nunmehr zum zweiten Mal in Folge (dieses Mal an vier Terminen) dirigierte - mit zwei weniger und einem außerordentlich bekannten Werk(en) von Franz Liszt; das war ganz unschwer als das eigentliche Hergekommenseinsmotiv für seine zweite Stipvisite in der Hauptstadt auszumachen.
[Dass es außerdem noch Mendelssohn-Bartholdys Meeresstille und glückliche Fahrt, die Thielemann als sirrend-schön zu identifizierendes Pendant zu seinem furios-frappanten Holländer in Bayreuth nachgerade ableistete, sowie Mozarts vielleicht populärestes Klavierkonzert in C-Dur KV 467 mit dem hierzu fröhlich summenden Maurizio Pollini vorpäuslich zu hören und nicht minder zu erleben gab, wog wohl nicht allzu abwegig und störend hinsichtlich des Sammelns und des Konzentrierens auf den Hauptteil nach der Pause.]
Haben Sie schon mal was von Mazeppa oder Von der Wiege bis zum Grabe je vernommen? Diese beiden Tondichtungen Liszts - von Thielemann in seiner insbesondere für theatralische Musik stark ausgeprägten Leidenschaft und investiblen Fürsorge geradezu dann inbrünstig, wenngleich nicht (überhaupt nicht) kitschig dirigiert - sind unverständlich in Totalvergessenheit geraten; ein Gedicht von Victor Hugo sowie eine Federzeichnung von Mihály Zichy (wer auch immer das gewesen sein mag) dienten als die Vorlage oder Inspirationsquelle für den besagten Deutsch-Ungar - man braucht nicht unbedingt die Hintergrundgeschichte(n) vorher auszuforschen, um sich selbst als ein Verstehend-Hörender zu preisen. Nein, das Alles kriegt der zupackende Thielemann für uns schon hin... Einfach zurücklehnen und lauschen! Bilder stellen sich halt so und so fast wie von selber ein.
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Vorsorglich taten sich die Ausführenden des den Liszt-Teil abschließenden Les Préludes quasi dafür entschuldigen, dass sie den eindringlichen Mega-Hit - und allenthalben im Verständnis von großelterlichen Vorfahren ist dieses Werk bzw. dieses eine ganz bewusste Hauptmotiv aus diesem Werk noch als die Nazi-Wochenschau-Hymne präsent oder vertraut - letztendlich auf den Plan setzten. "Wir Musiker haben uns auch dazu entschlossen, weil wir finden, dass man das letzte Wort zu dieser Komposition nicht denen überlassen sollte, die sie aus dem Zusammenhang gerissen und zu entsetzlichen Zwecken eingesetzt haben." (Quelle: Programmheft Nr. 29)
Es ist ja jetzt nicht so, dass automatisch, wenn so junge oder jüngere Mitmenschen über uns den Arm zum alten Hitlergruß wegen des allzu lauten Stück-Stücks recken wollen würden - eine schlichte Erektion tut es bei manchem Anderen, der kein gewiefter potenzieller Jungnazi und Nazi wäre/ist, womöglich auch...
Liszts Les Préludes ist harmloser (weil missbräuchlichbezogen ein-eindeutig einordbar) als ihr zu denken wagt.
Ein nicht nur diesbezüglich großer, sondern insgesamt auch ein grandioser Abend!!
Thielemann - ganz nebenbei bemerkt - passt immer besser zu dem "deutschesten" der Vorzeigeorchester. Ja und die Berliner Philharmoniker mögen ihn sichtlich immer mehr; es sollte mich arg wundern, wenn es nicht dann eines fernen Tages zu der Ehe, die ganz vorgeprägt zu seien scheint, tatsächlich kommen würde.
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a. so. - 13. Dezember 2012 ID 6436
BERLINER PHILHARMONIKER (Philharmonie Berlin, 12.12.2012)
Mendelssohn: Meeresstille und glückliche Fahrt op. 27
Mozart: Klavierkonzert Nr. 21 C-Dur KV 467
Liszt: Von der Wiege bis zum Grabe, Symphonische Dichtung Nr. 13;
Mazeppa, Symphonische Dichtung Nr. 6;
Les Préludes, Symphonische Dichtung Nr. 3
Maurizio Pollini, Klavier
Berliner Philharmoniker
Dirigent: Christian Thielemann
Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-philharmoniker.de
http://www.andre-sokolowski.de
Neues Heimspiel für Christian Thielemann (1)
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