Hurrikan "Sandy" ließ ihn fast verhindert sein, dann kam er aber dennoch - Alan Gilbert, Chef des New York Philharmonic, um die Staatskapelle in Berlin zu dirigieren
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"Alan Gilbert ist Chefdirigent des New York Philharmonic. Als erster gebürtiger New Yorker wurde Alan Gilbert diese Position in diesem Orchester zuteil, in dem auch seine Eltern bereits als Geiger arbeiteten. Seine Karriere begann er zunächst 1995 als Assistent beim Cleveland Orchestra. Es folgten Debüts beim Royal Concertgebouw und in Zürich sein Operndebüt mit Zemlinskys Der Kreidekreis. 2008 folgte an der Metropolitan Opera John Adams Doctor Atomic, das für Aufsehen sorgte. Seine Konzertprogramme beschreiten stets innovative Wege." (Quelle: Staatsoper im Schiller Theater)
Beethoven und Bartók wollte Gilbert mit der Barenboim'schen Staatskapelle musizieren. Seine Auswahl hatte schon thematisch einen Sinn; die beiden Werke könnte man sehr gut auch als verklammert deuten: Sogenannte Schicksalssinfonie (Beethovens Fünfte) und ein Stück über die Traumata eines an "impressionistischer" Melancholie leidenden Außenseiters (Bartóks Herzog Blaubarts Burg) - also der Held von Beethoven, der seine Heldentaten unverarbeitet durch Abkehrungsmanöver von der Heldenwelt zu kompensieren willens ist; die neugierige Frau von Bartók (Judith aus besagtem Stück) bildet sich dabei allen Ernstes ein, dass sie ihn in die "heile Welt", von der er irgendwann mal ausgezogen war zu kämpfen oder so, zurück holt, ihn erreicht oder erobert oder schlimmstenfalls besitzt, aber letztendlich taucht sie zwanghaft in das für sie ewighin verschlossne Wesen Blaubarts ein und wird zu einer Leidensschwester Anderer vor ihr.
Michelle De Young (Judith), Falk Struckmann (Blaubart) und die Staatskapelle Berlin führten den einstündigen Operneinakter so auf, wie man ihn wohl nicht eindringlicher und erschütternder darbieten kann. De Young steigerte sich von Tür zu Tür - beim Öffnen jener fünften, wo das grelle Sonnenlicht über die Blaubartlande den Betrachter zu erblinden droht, gibt es dann diesen ausufernden Judith-Schrei; dieser gelingt De Young aufs Bluterstarrendste. Der fanfareske Vollklang des Orchesters füllt massiv den Raum. Ein magischer Moment Musik! Auch Struckmann, dessen Blaubart schon seit ewig eine seiner Leib- und Magenrollen ist, löste mit seinem Singen und Gestalten Gänsehaut beim Hören aus; wieder und wieder mahnt er die ihn Drängende, von seinen Türen und letztlich von ihm in seinem schwarzen Wolkenkuckucksheim besser doch abzulassen. Aber wie die Frauen halt so sind: Geben nicht eher Ruhe bis sie Alles wissen...
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Was sich bis New York vielleicht noch nicht herumgesprochen haben sollte, dass man Sinfonien Beethovens - die Fünfte ganz besonders - außer kräftig-zügig auch noch unter der Gewährung mannigfacher anderer Facetten, die es u. U. wohl gäbe, musizieren könnte. Dieses aber nur am Rand bemerkt; das Gilbert'sche Debüt bei/mit der Staatskapelle war ansonsten respektabel.
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Andre Sokolowski - 6. November 2012 ID 6322
STAATSKAPELLE BERLIN (Philharmonie, 05.11.2012)
Beethoven: Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67
Bartók: Herzog Blaubarts Burg
Michelle De Young (Judith)
Falk Struckmann (Herzog Blaubart)
Staatskapelle Berlin
Dirigent: Alan Gilbert
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatskapelle-berlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
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