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31. Dezember 2011 / 1. Januar 2012, Berliner Philharmoniker / Orchester der Komischen Oper Berlin

Berliner Silvester- und Neujahrskonzerte


Freude, schöner Böllerfunken

Man kann sich lange vor ihr drücken, hinter Arbeit verschanzen, ja, vielleicht sogar einfach das Weite suchen, aber sie rückt dir immer näher auf die Pelle, bis sie irgendwann fällt - die Frage: Was machst du eigentlich zu Silvester? Haben Sie auch so jemanden im Freundeskreis, der im Juli sagt, dass ihm Silvester nichts bedeutet, es doch schließlich eine Nacht wie jede andere auch sei? Und hat er oder sie dann doch im Dezember angerufen? Ja, ja, die Tradition. Manchmal kann sie furchtbar nerven. Vor allem dann, wenn man ganz allein zu Hause rumhocken muss. Nicht zu vergessen die Sprüche über Tradition, welche einen genauso langen Bart haben, wie die Tradition selber. Soll doch Gustav Mahler ruhig der Meinung sein, dass Tradition die Weitergabe des Feuers sei: Der Berliner (oder Berlin-Tourist) kann, wenn er will, die Asche anbeten und wirklich jedes neue Jahr mit Beethovens Neunter begrüßen - Staatskapelle und Rundfunk-Sinfonieorchester machen’s möglich. Nicht unbedingt revolutionär, aber zumindest abwechslungsreicher, präsentieren sich die Silvesterprogramme von Berliner Philharmoniker und Komischer Oper…

In der Philharmonie wird wild getanzt. Sir Simon und die recht ausgelassenen Philharmoniker legen Brahms, Ravel und Dvořák auf, lassen Feuervogel und Salome durch die Reihen hüpfen. Ausgerecht der Solist des Abends, Jewgenij Kissin, möchte kein Tanzbär sein. Er spielt das Klavierkonzert von Edvard Grieg wie ein Analytiker - mit kühlem Kopf und festem Schlag. Da wird kaum ein Thema zelebriert oder im Augenblick verweilt: Kissin umschifft jeden Anflug von Kitsch, treibt aber dadurch dem zweiten Satz auch sämtliche Wärme aus. Doch die Philharmoniker wollen sich ihre Sektlaune nicht vermiesen lassen und drücken ordentlich auf die Tube. Ob Ravel im Rausch, Strauss im Taumel oder Strawinsky im Glück: Selten hat man dieses Orchester wohl so fieberhaft und angriffslustig erlebt, so ruppig - und so untypisch. Es klingt, als hätte man sich entschlossen, Schönheit gegen Übermut auszutauschen, Neues im bereits hundertfach Durchgekauten aufzuspüren. Etwa Komik im Tanz der sieben Schleier. Da plappert die Oboe, kitzeln die Harfen, frohlockt das Harmonium. Was für ein pulsierend freches, mit allerlei Farben und Details aufwartendes Konzert! Nur leider viel zu kurz.

*

Drei Tage später, aber bereits im neuen Jahr, legt das Orchester der Komischen Oper unter der Leitung von Patrick Lange nach. Im Programm stecken die Hits der Saison (Carmen-Ouvertüre, Aubers Bronzenes Pferd), eine Menge populärer Schmiss (Suppé, J. Strauß, Rossini) sowie ein musikalischer Leckerbissen, der ordentlich was abverlangt: Tschaikowskis Ouvertüre 1812. Der Chefdirigent fordert ein straffes Tempo ein, der Klangkörper schlägt sich mit Bravour, die eigens ausgeliehenen Glocken verfehlen ihre Wirkung nicht - und das Stück lässt das ganze Haus vibrieren. Julia Novikova rockt das Publikum mit Juliette (Gounod) und Marie (Donizetti), vor allem aber mit ihrer Großmächtigen Prinzessin: Koloraturen, perlender als jeder Prosit-Piccolo, Bögen, die sich schier endlos in den Saal schwingen, und eine Leichtigkeit, die uns wirklich verstummen lässt. Nur das eigene Herz hört man noch, welches bis zum Halse schlägt. Sung-Keun Park singt den Prinzen Yang auf Deutsch, was nicht so toll klingt, da Auber Musik für ein französisches Libretto komponiert hat. Dafür kann aber der Tenor nichts, die Tradition der Komischen Oper will es (leider noch immer) so.


Heiko Schon - 2. Januar 2012
ID 00000005618

Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-philharmoniker.de


http://www.komische-oper-berlin.de



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