Grand Duo - Perahia dirigiert Schubert/Joachim
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Murray Perahia - Fotoquelle: http://www.berliner-philharmoniker.de
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"Franz Schubert schrieb sein Grand Duo für einen vierhändigen Vortrag am Klavier. Der große Geiger, Komponist und Brahms-Freund Joseph Joachim vermutete, es handle sich hier möglicherweise um eine 'verkappte' Symphonie und erarbeitete eine Fassung für Orchester, die jedoch sehr selten zu hören ist..." (Quelle: Berliner Philharmoniker)
Klavierspieler Murray Perahia, der in der vergangenen Saison der "Pianist in Residence" bei den Berliner Philharmonikern gewesen war, hatte sich jetzt - als Dirigent - für diese (hier noch nie gespielte) kuriose Werkbearbeitung entschieden und somit zugleich sein dirigentisches Debüt bei dem Orchester nachgeholt.
Der mit knapp 30 Jahren viel zu früh verstorbne Schubert (immerhin schuf er in dieser knapp bemessnen Lebenszeit acht Sinfonien; ungeachtet dessen lag sein Werkschwerpunkt bekannter Maßen beim Klavier und Lied) probierte sich in allen damaligen Genres aus, unzählige Fragmente sind im sog. Deutsch-Verzeichnis mit fast tausend Einzelpositionen nachgewiesen - wenn er alles Das (mit diesem sog. Deutsch-Verzeichnis beispielsweise) noch zu Lebzeiten gewusst oder erfahren hätte; glücklicher hätte es diesen Tragiker (und wir erinnern uns in diesem Augenblick sofort an jenen österreichisch-deutschen Film Mit meinen heißen Tränen [1986], in dem Udo Samel ein erschreckend traurig anzusehendes Gemälde Schuberts bot; erschütternder war seither nie wieder über den Komponisten nachgesonnen worden) wohl nicht werden lassen...
Das Joachim'sche Grand Duo hinterließ bei uns - die erstmaligen Hörer dieses Werkes - einen doch mehr kunstgewerblich-unbeholfnen Eindruck. Die zwei ersten Sätze klangen mehr nach Schumann als nach Schubert. Allenthalben bei dem schönen (und auch nachsingbaren) Scherzo-Trio und dem anschließenden großartig gemeinten, aber mehr dann tölpelhaft verendenden Finale wollte eine ungefähre positive, wenn auch mitleidige Stimmung aufkommen. Und uns war schlagartig bewusst, weshalb dieses so merkwürdige Stück selten und/oder (besser:) nie gespielt wurde und wird.
Im ersten Teil des aufhorchenden Abends musizierte/dirigierte der Perahia vom Klavier aus; Mozarts letztes Werk der Gattung (KV 595) stand auf dem Programm.
Ein sehr gediegener, entspannungsreicher Abend.
[Wir sind übrigens dann immer wieder dankbar, auch dann immer wieder Werke außerhalb des gängigen Event-Repertoires von den Berliner Philharmonikern gespielt zu kriegen.]
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a. so. - 20. Januar 2013 ID 6493
BERLINER PHILHARMONIKER (Philharmonie Berlin, 19.01.2013)
Mozart: Klavierkonzert Nr. 27 B-Dur KV 595
Schubert: Sonate für Klavier zu vier Händen C-Dur D 812 »Grand Duo« (Orchestrierung von Joseph Joachim)
Berliner Philharmoniker
Dirigent am Klavier:
Murray Perahia
http://www.murrayperahia.com
Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-philharmoniker.de
http://www.andre-sokolowski.de
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