Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 5

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Feuilleton

musikfest berlin 2010 (20. September)

… aus dem Samen eine Pflanze entstehen lassen … Die Musik von Pierre Boulez – erläutert, gespielt und dirigiert von Daniel Barenboim
Staatskapelle Berlin / Daniel Barenboim (Klavier und Dirigent)



"Die erste Begegnung fand in Berlin statt. Für ein Konzert am 12. Juni 1964 hatte Intendant Wolfgang Stresemann zwei junge Künstler engagiert, die zum ersten Mal mit dem Berliner Philharmonischen Orchester auftraten, und die sich auch gegenseitig noch nicht kannten: Pierre Boulez (39) als Dirigenten und Daniel Barenboim (21) als Pianisten. Auf dem Programm standen Boulez’ Doubles für Orchester, Schönbergs Begleitmusik für eine Lichtspielszene, Strawinskys Vier Etüden und Bartóks Erstes Klavierkonzert. Für das Orchester durchweg unbekannte Werke. Die Probenzeit war folglich knapp. Beide Künstler meisterten die Situation. »Das war der Beginn einer engen musikalischen Zusammenarbeit, und der Beginn einer engen und für mich wichtigen persönlichen und künstlerischen Freundschaft« (Daniel Barenboim).

Zum Wahrzeichen dieser Freundschaft wurden die Notations, frühe Klavierstücke von Boulez, die er lange Zeit verloren glaubte. Als er sie von seinem ehemaligen Kommilitonen Serge Nigg wieder erhielt, arbeitete er sie nach und nach zu Orchesterstücken aus, die wesentlich umfangreicher gerieten als die ursprüngliche Version. Daniel Barenboim hat sie mit allen Orchestern, für die er als Chefdirigent verantwortlich war, einstudiert und aufgeführt, mit dem Orchestre de Paris, mit dem Chicago Symphony Orchestra und mit der Staatskapelle Berlin. Das Abschlusskonzert des musikfest berlin 10 ist ein Fest »pour Pierre«, ausgerichtet von guten Freunden."
(Aus http://www.musikfest-berlin.de)

*


Daniel Barenboim spielt einen ganzen Abend Pierre Boulez, fast zweieinhalb Stunden lang. Es ist das wohl spektakulärste Konzert dieses hiermt zu Ende gegangenen musikfest berlin 2010 - spektakulär in dreierlei Hinsicht: in der ausgewählten Mannigfaltigkeit der Kompositionen (vom Solostück für Klavier über Kammermusik für sechs oder elf Instrumente bis zur orchestralen Großform [mit 10 Kontrabässen, 3 Harfen usw. usf.]), in der beispiellos bestechenden und großartig gekonnten Widergabe durch die Staatskapelle (einschließlich gastierender Instrumentalsolisten) und in Art und Weise, wie Musik (also Musik, die man fürwahr nicht alle Tage hörte) zu uns rübertransportiert war... und indem der Chef höchstselbst ein paar Bemerkungen zu Diesem, paar Bemerkungen zu Jenem machte; indem schlicht und einfach und ergreifend eine Atmosphäre hergestellt wurde, die uns das Lauschen willig-wunschvoll machte... Beispielsweise Dérive 2, eine nicht unkompliziert zu rezipierende kompositorische Angelegenheit von 1988 bis 2006 (Boulez "vollendet" seine Werke meistens erst Jahrzehnte später): Und Barenboim erklärte es aus Sicht des Dirigenten, den er als Dekonstrukteur bezeichnete; auch machte er's uns leicht, indem er zu verstehen gab, dass er (wie wir) am Anfang, also wenn er dann die Partitur das erste Mal so vor sich liegen hätte, ganz genauso ahnungslos und voller Unwissen am Anfang stünde; ja und erst wenn er den Notentext (als Dirigent) dekonstruieren würde, stellte sich so eine Art von Wissen und Verständnis für das Neue ein... Wir fühlten uns dann schon vom Maestro an die Hand genommen, und wir lauschten und wir staunten mehr und mehr dann obendrein... (a. so.)

Im zweiten Teil galten wir als (Zitat von Barenboim:) „Boulez-Experten“, doch die Vorgabe des jeweiligen Notations-Thema am Klavier war auch eine Form der Beleuchtung, die dankbar angenommen wurde. Was hat diese Musik für eine erzählerische Kraft und dramatische Wucht! Der Klang der Staatskapelle raubte einem den Atem, Barenboim war überglücklich und Pierre Boulez von Ovationen überschüttet. Ein tolles Finale des Musikfestes 2010!! (h. s.)


Andre Sokolowski / Heiko Schon - 21. September 2010
ID 4840
MUSIKFEST BERLIN (20.09.2010, Philharmonie)
Boulez: Dérive 1 für sechs Instrumente [1984]
Boulez: Dérive 2 für elf Instrumente [1988/ 2006]
Boulez: Notations I–IV, VII für Klavier [1945]
Boulez: Notations I–IV, VII für Orchester [1978–84, 1997]
Daniel Barenboim, Klavier
Staatskapelle Berlin
Dirigent: Daniel Barenboim

Siehe auch:
http://www.musikfest-berlin.de





  Anzeigen:





MUSIK Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BALLETT |
PERFORMANCE |
TANZTHEATER

CASTORFOPERN

CD / DVD

INTERVIEWS

KONZERTKRITIKEN

MUSIKFEST BERLIN

NEUE MUSIK

PREMIERENKRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski

RUHRTRIENNALE


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)