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musikfest berlin 2010 (19. September)

PIERRE BOULEZ & STÉPHANE MALLARMÉ
Bamberger Symphoniker / Drigent: Jonathan Nott



"Pli selon pli ist ein Hauptwerk bis in die äußere Erscheinung. Es hat die Maße eines Oratoriums, das mit einer menschlichen Stimme auskommt, entfaltet sich in fünf Stationen wie ein klassisches Drama, braucht jedoch keine Szenerie, es trägt sie in sich. Pli selon pli, Falte um Falte, enthülle die Musik (zu welcher der Gesang und damit auch dessen Laute und Worte gehören) das Porträt eines Menschen, der durch die und in der Sprache lebte, und damit auch ein Porträt der Sprache und ihrer Eingänge in die Musik, ein Porträt von Stéphane Mallarmé, dem Dichter, »nach dem es so gut wie keine formelle Entwicklung mehr gab« (Boulez). Der Titel ist aus einem der Sonette genommen, die Boulez nicht komponierte. Pli selon pli, »Falte um Falte rege sich der lang verwaiste Stein«. Auch das, was nicht mehr im Titel steht, sagt viel. Es weist auf die »metallene Zartheit« vieler Klänge und Klangbilder hin, die Boulez’ Komposition über weite Strecken bestimmen. Es deutet auf die Klarheit der Kontur, der Struktur, der Form, die Dichter und Komponist anstrebten.

Im Gegensatz zu vielen Aufgeregtheiten in der und um die Nachkriegsmoderne ereignet sich
Pli selon pli in erstaunlicher Ruhe. Die Zeitmaße des Werkes könnten wie die prägenden Passagen, die aus der Idee des Glocken- und Schlagwerkklangs entwickelt sind, aus fernen, aus außereuropäischen Kulturen stammen. Es gibt auch in Pierre Boulez’ Komponieren so etwas wie ein Sehnsuchtsland. (Aus http://www.musikfest-berlin.de)

*


Man staunt zunächst einmal nicht schlecht, mit was für exzellenten Instrumentalisten die als Bayerische Staatsphilharmonie 2003 hinzufirmierten Bamberger Symphoniker bei ihrem jüngsten Gastspiel hier vor Ort auftrumpfen können - Wagners Siegfried Idyll lässt Dirigent und Chef Jonathan Nott mit allen kammermusikalischen Finessen, die zu denken sind, erklingen; das auf diese Art vielleicht nicht zu banal daher kommende Stück des Dichterkomponisten (siehe auch die eigentlich dazugehörigste Visconti-Filmszene mit Mangano / Howard [Cosima & Richard], wo der Meister ihr Siegfried Idyll als Taufpräsent in Wahnfried aufführt) kriegt so plötzlich eine filigrane Leichtigkeit, dass man den eignen Ohren nicht mehr traut...

So frohgemut, um nicht zu sagen urgemütlich für die Ohren sollte es im weiteren Verlauf des Abends allerdings dann nicht mehr sein - Pli selon pli (zu deutsch: Falte für Falte), eines der bedeutendsten und längsten Werke aus dem reichhaltigen Oevre Pierre Boulez', wurde in Gänze (Dauer 70 min) gegeben. Und für laienhafte Quereinsteiger, als wie ich es eingestandner Maßen bin, wäre dann doch ein grundlegendes Zustudium oder zumindest die Lektüre eines kompendierenden Begleitessays - ich hätte einfach vorher ins Programmheft sehen sollen - zum Verständnis von Pli selon pli erforderlich gewesen; und ich sah diesen agilen, jungenhaft daher eilenden Endachziger, wie er gestern in das Südfoyer zu seinem Interview, das er in deutscher Sprache gab, gekommen war und dachte urplötzlich an zwei seiner ironischen Begriffspaare, die er da eingeworfen hatte: 'einfach schwer', 'Mensch und Maschine'...

Also blieb ein zwanghaft anwesendes Staunen über die Boulez'sche Ordnung und Struktur, über den vorgestellten Kosmos seiner Klangvorstellungen, über die Art und Weise, wie er Literarisches (von Mallarmé) in Noten setzte oder halt auch nicht; und Yeree Suh war die Gesangssolistin.



Andre Sokolowski - 20. September 2010
ID 4838
MUSIKFEST BERLIN (19.09.2010, Philharmonie)
Wagner: Siegfried Idyll für Orchester
Boulez: Pli selon pli, Portrait de Mallarmé auf Gedichte von Stéphane Mallarmé für Sopran und Orchester [1957/89]
Yeree Suh, Sopran
Bamberger Symphoniker
Dirigent: Jonathan Nott

Siehe auch:
http://www.musikfest-berlin.de





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