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Konzertkritik

Faust-Konzerte

(1 + 2)



Das ist Riccardo Chailly - Foto (C) Gert Mothes



Die Berliner Philharmoniker haben sich jetzt um Goethes Faust gekümmert. [In zwei Wochen wird es dann - als Fortsetzung der kleinen Reihe - unter Daniel Harding noch die Schumann'schen Benutzungsvarianten zu dem großen Thema geben; wir berichten exklusiv.]

Doch nunmehr war Riccardo Chailly wieder hier; er kennt ja das Orchester schon seit 33 Jahren, und es gehen so Gerüchte, dass (auch) er als potenzieller Kandidat für Rattles Nachfolge 2018 mit in Frage käme - die Gerüchte will er selbst nicht kommentieren oder dementieren; jedenfalls hat er seinen Vertrag mit dem Gewandhaus (vorsorglich?) erst einmal nicht über 2015 raus verlängert - - war aus Leipzig jüngst zu hören .

*

Richard Wagner und Franz Liszt steuerten jeweils eine (angefangene) und eine (vollständige) Sinfonie zur großen Faust-Thematik bei.

Beim Jugendwerk von Wagner, wenn man's manchmal zu Gehör bekommt, fallen zum Einen das "Sei mir gegrüßt"-Motiv Elisabeths aus Tannhäuser oder, zum Anderen, die schöne ausladende Geigenstelle, die sich später Anton Bruckner für den Anfang jenes herrlich-schönen Schlusssatz' seiner Neunten Sinfonie devotest ausgeliehen hatte, auf. Und wenigstens klingt Wagners Ouvertüre [denn zur Ausführung der ganzen Sinfonie zum Thema Faust war es letztendlich doch nicht mehr gekommen] nicht so grundbescheuert wie die C-Dur-Sinfonie, die ich - rein zufällig - vorgestern Vormittag, und beim Rasieren, durch mein kleines Weckradio vernahm; und vielmehr hatte Wagner als "Sinfoniker" wohl auch nicht abgeliefert. Gott sei Dank nicht!

Liszt war wiederum ein ganz, ganz großambitionierter Schöpfer von Sinfonischem und/oder Chorsinfonischem; mein Lieblingswerk von ihm war, ist und bleibt das Christus-Oratorium, was ihm freilich etwas größenwahnsinnig und ausufernd (noch ausufernder als seine Elisabeth-Legende) aus dem Ruder lief - und ich verstehe trotzdem nicht, warum ich es mit meinen 55 Jahren noch nie live erleben durfte; merkwürdig - wann/wo wurde es in den letzten Jahren und Jahrzehnten mal gespielt? kann mir das wer verraten??

Chailly hat eine sehr hitzig-glühende und daher fast "zum Anbrennen" gefährdete Herangehungsart - ganz besonders was den ersten und den dritten Satz betrifft; der zweite (Thema Gretchen) bietet zwar für kammermusikalische Herausputzungen hie und da eine Gelegenheit, ansonsten allerdings reizt er zu Gähnkrämpfen. Doch das Finale dieses über 1stündigen Werkes hat dann schon etwas Grandioses und Erhebendes, was alles das, was vorher war, glückseligmachend aufhebt; nicht viel anders halt als wie in Goethes Riesenstück. / Die Herren aus dem Rundfunkchor Berlin sowie der hochsympathisch und nicht minder (stimmlich) hochpotent zu uns herüber kommende Nikolai Schukoff gaben der Apotheose ein beeindruckerisches Vokal-Gewicht.


Bewertung:    
a. so. - 2. Dezember 2013
ID 7418
BERLINER PHILHARMONIKER (Philharmonie Berlin, 02.12.2013)
Wagner: Eine Faust-Ouvertüre d-Moll (2. Fassung von 1855)
Liszt: Eine Faust-Symphonie in drei Charakterbildern, nach J. W. von Goethe für Tenor, Männerchor und Orchester
Nikolai Schukoff, Tenor
Herren des Rundfunkchors Berlin
(Choreinstudierung: Simon Halsey)
Berliner Philharmoniker
Dirigent: Riccardo Chailly


Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-philharmoniker.de


http://www.andre-sokolowski.de



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