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6. Dezember 2009, Kölner Philharmonie

ALFRED SCHNITTKE ZUM 75.



Alfred Schnittke (1934-1998)



Assoziation über den Herzschlag - allgemein und im Besonderen bzw. umgekehrt

[Ich koste meinen Freund auf Englisch mit "my heart". Er ist Texaner; und er sagte mir, "my heart" würde man so, also im Englischen, nicht sagen, es ergäbe keinen Sinn. Ich war sehr traurig, als er mir das sagte. Er schlug vor, dass ich statt dessen "sweetheart" wählen sollte, es bedeutete so viel wie "Liebste" oder "Liebster"; und er hätte freilich immer schon verstanden, was ich mit "my heart" gemeint hätte. Ich antwortete ihm, er würde mich gewiss auch in dem untieferen Fall von höherer Bedeutung korrigierend dann zurecht gewiesen haben, wenn ich ihn zum Beispiel mit "mein Arm" oder "mein Fuß" oder "mein Rücken" oder so geliebkost hätte...]

*

Alfred Schnittke wäre, hätte er es überlebt, am 24. November 75Jahre alt geworden. Der 1998 gestorbene Komponist lebte 40 Jahre lang in der Sowjetunion und siedelte erst 1990 in den Westen über; Hamburg wurde seine letzte Wohnstatt. Wikipedia lässt uns wissen: "Nach anfänglichen Versuchen mit Kompositionstechniken wie Aleatorik und Serialismus wandte sich Schnittke einer polystilistischen Kompositionsweise zu, die sich auf Charles Ives, Luciano Berio und Bernd Alois Zimmermann beruft. Erste Aufmerksamkeit im Westen erzielten seine Werke bei den Tagen für Neue Musik in Donaueschingen 1966." Von drei oder vier schwerwiegenden Schlaganfällen Schnittkes ist die Kunde; 1985, 1991 und 1994 waren die. Da zählte er 51, 57 und 60 Jahre. Von mehr ist, was man in den einschlägigen Infos über Schnittke lesen kann, wohl kaum die Rede. War er herzkrank? / "Ein Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. 'Wie ein Blitz aus heiterem Himmel' trifft der Schlaganfall einen Menschen fast immer unerwartet. Informieren Sie sich über Ursachen, Formen und Risikofaktoren und erkennen Sie: Bei richtiger Lebensweise ist ein Schlaganfall vermeidbar! Bei rechtzeitiger und richtiger Behandlung sind die Folgen eines Schlaganfalls begrenzbar!" heißt es vorsorglich bei www.medizinfo.de. //
Schnittkes halbstündiges STREICHTRIO (1985) ist ein Stück über den Herzschlag an und für sich. Selbstredend hat es ein ganz anderes Konzept und ist sonach - wohl auch nach Schnittkes eigenen werkein- und -ausführenden Worten - regelrecht erklärt; man kann es überdies durch klug gemachte Formulierungen in den Programmheften oder den Booklets von CD-Aufnahmen nachvollziehen, was im STREICHTRIO (1985) alles so passiert... / Ein Trauermarsch, zum Beispiel, drängt sich gleich von Anfang an dem Hörer auf. Er taugt nicht zum Marschieren; er verstört im Gang, er stockt den Lebensfluss, er steht als Resultat einer Verklumpung von geronnenem und durchflussunfähigem Blut - die aufbrausenden / abebbenden Herzschläge, die aus dem stolperigen Marschschrittmaß des "auktorial" Marschierenden zu stammen scheinen, deuten auf sein Lebensende hin... und "Trost" über das Unausweichliche findet er rückschauend im Finden und Verarbeiten der schönen Mahler-, Schubert- undundundzitate... // Nach der Uraufführung dieses Stücks am 2. Juni 1985 in Moskau setzten Schnittkes 13 überlange Leidensjahre, mit den dreivier Schlaganfällen, ein... /// John, Friederike, ich erlebten Schnittkes STREICHTRIO (1985) in einer bedenklichen Aufführung in der Kölner Philharmonie; Kremer, Bashmet, Hecker musizierten; ihre Interpretation des Werkes teilte sich uns vordergründig routiniert, weniger "vom Gefühl her" mit; gewissenhafteste Distanz verströmte in den Saal; und sichtbar distanziert wirkte der Cellopart im gegensätzlichen Vergleich zum Duo Violine & Viola = "optisch" freilich nur...

* *

["My heart" sollte auch heißen: ich verstehe "dich"; vielleicht - vielleicht auch nicht.]


Andre Sokolowski - red / 8. Dezember 2009
ID 00000004485
"Schnittke zum 75." (Kölner Philharmonie, 06.12.2009)
Gustav Mahler: Quartettsatz a-Moll für Klavier und Streichtrio
Alfred Schnittke: Streichtrio (1985)
Johannes Brahms: Klavierquartett c-Moll op. 60
Gidon Kremer, Violine
Yuri Bashmet, Viola
Marie-Elisabeth Hecker, Violoncello
Oleg Maisenberg, Klavier

Weitere Infos siehe auch: http://www.koelner-philharmonie.de





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