28. April 2007, Berliner Philharmoniker
JOSEPHS LEGENDE von Richard Strauss
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Mach die Augen einfach zu, Darling, ich zeig dir wie es geht... - /Joseph und Potiphars Weib/ von Peter Anton Abesch, Sursee, um 1725
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Im ägyptischen Palast des Potiphar findet ein Fest, eine "Versöhnungsfeier", eine Art von Anmache - der Gatte will zurück zur Gattin - statt. Der Haussegen hängt schief. Die Angetraute langweilt sich in ihren Fängen. Ihr gehts freilich gut, vielleicht zu gut; vielleicht hat er (ihr Ex-Beherrscher) ihre Zügel etwas schleifen lassen; guthin möglich, dass sie sich einmal, als sie sich kennen lernten, liebten... irgendwo muss das doch nachzulesen sein, verdammt! Genug der Vorrede, jetzt lasst uns sehen (hören!): Was ist eigentlich hier los?
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Ein dreiaktiges Sinnenrauschen soll die Holde stimulieren, dass sie sich der Hoden ihres Herrschers rückerinnerlich besinnt. Als Peepshow größenwahnhafter Couleur findet das Alles statt: Im Ersten Teil wird die Entjungferung im allegorischen Gemeinsinn dargestellt, und hüftschwingende Tanzsklavinnen mimen derb und deutlich reinste Männerfantasien und versuchen sich in die Befindlichkeit der lose ausgewählt Entjungferbaren einzuleibeln, schleiertänzerinnreif; Potiphars Weib sieht reglos zu, selbst ihre Lieblingsstecherin vermag sie nicht in dem Moment mit ihren Zungenküssen aufzufeuchteln... Zweiter Teil: Paar junge Türken, alle nackt natürlich, sollen vor ihr schauboxen und bilden hierzu einen Kreis, sie steigern sich in "Männerwut" und dreschen sinnlos aufeinander ein, der Schweiß, das Blut beginnen auszufließen, sie sind drauf und dran, sich gegenseitig tot zu prügeln, dieses übermaskulinisch sich erdreistende Gesindel muss sofort durch Hofschergen vor sich "gerettet" werden, husch! zurück in euern Stall!!; Potiphars Weib kann sich nur wundern, sie muss lauthals gähnen über so viel infantilen Übermut... Teil drei: In einer Hängematte wird ein junger Hirte vor sie hingetragen, will der dickhodige Potiphar die Sture gar zu Mutterlüsten reizen? denn der Knabe scheint noch Kind, beginnt sofort zu spielen und zu tanzen, und dann betet er noch seinen Gott (er ist von gänzlich andrer Religion als all die anwesenden Pyramidoiden) an; Potiphars Weib wacht auf, interessiert sich für den Jungen, sieht ihm dauernd ins Gesicht, er blickt woanders hin, aber sie will dass er sie ästimiert, mitnichten, und das macht sie unerwartet scharf, sie will ihn, und sie will dass er sie fickt, sie will's ihm zeigen, und sie will dass er sie also dann bereitwilliger Weise fickt...
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Sexus und Religion, zwei unvereinbare Gemengelagen. Schon in SALOME ging beides nicht. Und hier (JOSEPHS LEGENDE) dann erst recht nicht. Mehr noch: Dieses Stück - Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss erschufen es als Auftragswerk für Sergej Diaghilew und seine weltberühmte Truppe Ballets russes, die es in 1914 im Pariserischen urkreierte - könnte zusätzlich und heutzutage Aufführungsverbot erlangen, weil: Die Herrenrasse drängt mit ihrer Herrenreligion ganz ungehemmter Weise an die Rampe, sie entpuppt sich unsympathisch als 'ne antimultikulturelle Rampensau - Joseph himmelt den Heiland an, der schickt ihm einen Erzengel, und Josephgottsohn wird vor allen Nicht- bzw. Nochnichtchristen (Handlungsort Ägypten, wohl gemerkt!) "gerettet".
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Alles ein-eindeutig nachzulesen im Libretto Hofmannsthals; die Bühnen- und Regieanweisungen waren per Leuchtschrift in den Saal geblendet. Das Ballett an sich fand also, außerhalb der Ohren, auch im Hinterköpfchen statt. Und Iván Fischer dirigierte die Berliner Philharmoniker, die dieses Irrsinnswerk zum allerersten Male spielten: leicht und üppig und voll hintergründlerischer Ironie - was für ein unverschämter Abend! was für'n dachabheberischer geiler Budenzauber!! welche mösenschwanzerquicklerische Infamie!!!
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Andre Sokolowski - 28. April 2007 ID 3174
26./27./28. April 2007, Philharmonie Berlin
Beethoven: Symphonie Nr. 8 F-Dur op. 93
R. Strauss: Josephs Legende op. 63
Berliner Philharmoniker
Dirigent: Iván Fischer
Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-philharmoniker.de
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